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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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blieb tatsächlich stehen und drehte sich nach ihm um.
    Â»Bitte pass auf dich auf!«
    Anne Richter lachte.
    Â»Soll ich dich ins Dorf fahren?«, gab Steiner den Versuch noch nicht auf.
    Â»Glaubst du wirklich, ich hätte Angst vor der Finsternis?«
    Schnur stellte sich neben Steiner ans Fenster. Wie paralysiert schauten sie der jungen Frau nach, die das Tor passierte und aus ihrem Sichtfeld verschwand.
    Steiner glaubte zu sehen, wie sich der dicke Stamm der Eiche verformte, sich ein Schatten löste und die gleiche Richtung einschlug wie Anne Richter. Gleichzeitig begann Moritz zu bellen.
    Â»Hast du das auch gesehen?«
    Schnur rieb sich über die Augen, antwortete nichts.
    Â»Ich habe das Gefühl, dass sie jemand verfolgt.«
    Â»Ich rufe die Kollegen der Bereitschaftspolizei an. Sie sind immer noch auf dem Limberg und suchen nach Oliver West. Sie können sich sofort dranhängen.«
    Das gefiel Steiner.
    Â»Das Leben ist schon rätselhaft«, sprach er leise und hielt immer noch den Blick in die Dunkelheit gerichtet. »Da verliere ich Micky, den ich wie einen Sohn geliebt habe. Fast gleichzeitig taucht nach fünfzehn Jahren meine verloren geglaubte Tochter wieder auf.«
    Â»Wie kommt es, dass du sie nicht erkannt hast?«
    Â»Vor fünfzehn Jahre verließ ich eine hellblonde Marianne Steiner, heute steht eine schwarzhaarige Anne Richter vor mir. Wie sollte ich sie erkennen?«
    Â»Sie war es, die dich am Brunnenhaus niedergeschlagen hat?«
    Steiner nickte.
    Â»Warum hast du uns im Ungewissen gelassen?«
    Steiner blieb Schnur die Antwort schuldig.
    Â»Warum ist sie so wütend auf dich, dass sie dich niederschlägt?«, änderte Schnur den Kurs.
    Â»Ich weiß es nicht. Sie sagt, ich hätte sie und ihre Mutter im Stich gelassen. Dabei war es ihre Mutter, die mich fortgeschickt hat, nachdem der Einsatz so kläglich gescheitert war.«
    Schnur erinnerte sich daran, dass dem dienstlichen Desaster Steiners familiäre Tragödie gefolgt war. Danach hatte er seinen Dienst quittiert und war in den Wald geflohen.
    Â»Sie hat auch gerichtlich erwirkt, dass ich kein Besuchsrecht für meine Tochter bekam.«
    Â»Und du hast nichts dagegen unternommen?«
    Â»Nein! Ich war damals der Ansicht, es geschehe mir nur recht.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil durch mich Menschen starben.«
    Schnur ließ eine kurze Pause entstehen, bevor er seine Bombe platzen ließ: »Du bist dir deiner Schuld an dem Ausgang des Einsatzes mehr bewusst, als wir alle bisher glaubten.« Damit bestätigte er zum ersten Mal Steiners Unvorsichtigkeit. »Du hast Lena Ambruch gekannt«, fügte er auf Steiners erstaunten Blick an. »Streite es nicht ab! Wir wissen es inzwischen. Was wir nicht wissen, ist, wie gut oder wie intim.«
    Â»Was soll das jetzt? Willst du mir vorsätzlichen Mord unterstellen?«, braus­te Steiner auf.
    Â»Nein! Aber damit habe ich eine Erklärung für deine Beweggründe, alles hinzuschmeißen.«
    Â»Jeder Mensch reagiert anders.«
    Â»Du bleibst also bei deiner Aussage, dass Lena Ambruch zufällig an den Ort des Einsatzes kam?«
    Steiner brummte: »Geh nicht zu weit!«
    Sie tranken ihren Kaffee und starrten sich eine Weile an. Die Wanduhr tickte.
    Â»Warum bist du hierher gekommen?«, fragte Steiner nach einer Weile.
    Â»Du hast mir erzählt, dass dich gestern Abend jemand vom Weg abdrängen wollte. Das war Oliver West. Wir haben sein Auto in der Schlucht am Bremsberg gefunden«, antwortete Schnur.
    Steiner rieb sich über die Stelle am Hinterkopf, die mit Pflaster zugeklebt war.
    Â»Der Weg, von dem er gestürzt war, bestand nur noch aus einem schmalen Engpass«, sprach Schnur weiter. »Kann es sein, dass du ihn genau dort abgehängt hast?«
    Â»Genau dort«, bestätigte Steiner.
    Â»Warum hast du den Unfall nicht gemeldet?«
    Â»Weil da kein Unfall war. Der Fahrer hinter mir gab die Verfolgung auf. Die Scheinwerfer hielten vor dem Engpass an. Solange ich im Rückspiegel etwas sehen konnte, erkannte ich, dass die Scheinwerfer unbewegt an dieser Stelle standen. In meinem Beisein ist niemand abgestürzt«, antwortete Steiner und fügte wütend an: »Was hältst du eigentlich von mir? Glaubst du ernsthaft, ich hätte tatenlos zugesehen, wie jemand in zweihundert Meter Tiefe stürzt?«
    Schnur schüttelte den Kopf. »Entschuldige! Mir gehen einfach nur die

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