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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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und ihn mit feindseligen Sprüchen zu konfrontieren.
    Mit schnellen Schritten trat sie aus ihrem Versteck heraus direkt vor den Mann, dessen Gesicht voller Kratzer und Hämatome war.
    Â»Was sollte deine Vertraulichkeit mit dem Bekloppten?«, fragte sie in einem provozierenden Tonfall. »War das eine Mitleidstour oder was?«
    Fassungslos starrte der Förster Anne Richter an. Wo kam sie so plötzlich her? Verzweifelt hatte er nach ihr gesucht. Nach ihrer unerfreulichen Begegnung war sie wie vom Erdboden verschwunden – und jetzt tauchte sie von ganz allein wieder auf. Er fühlte sich dermaßen überrumpelt, dass es ihm die Sprache verschlug.
    Â»Kam dir mal der Gedanke, dich mit normalen Menschen abzugeben? Oder ist dir das zu anstrengend? Micky hat dir aus der Hand gefressen, egal was du gemacht oder gesagt hast. Der Umgang mit einem Doofen war bestimmt einfach.«
    Â»Was soll das?«, krächzte Steiner. Meine Güte, wo war seine Schlag­fertigkeit geblieben? Zur Vorsicht stellte er sich so, dass diese Frau ihm nicht schon wieder etwas über den Schädel ziehen konnte. Moritz wurde auch hellwach. Mit gestellten Ohren, eingezogener Zunge in einer angespannten Haltung stand er vor der Frau in Schwarz.
    Â»Du hast vergessen, was Prioritäten sind. Was war der Junge für dich? Er war mit dir nicht verwandt. Du warst ihm in keiner Weise verpflichtet. Aber ihm gegenüber hast du dich wie ein Vormund aufgeführt, obwohl er selbst Eltern hatte.«
    Hörte er da etwa Eifersucht?
    Sie ging weiter, ohne eine Antwort von ihm abzuwarten.
    So konnte Steiner sie nicht gehen lassen. Er beschloss, ihr zu folgen. In ihren Worten lag ein tief verwurzelter Hass – genauso wie in ihren Taten. Unwillkürlich rieb er sich über seinen Hinterkopf. Jetzt war die Zeit gekommen, darüber zu sprechen. Jetzt oder nie! Er spürte Nervosität in sich aufsteigen.
    Eine Weile verging, ohne dass einer der beiden etwas sagte, was seine Unruhe verstärkte. Sie durfte ihm nicht schon wieder entkommen.
    Die Dämmerung zog über den Wald und verwandelte die schöne Natur in eine schwarze Hölle. Anne Richter hielt ihr Tempo bei, was Steiner mit Staunen registrierte. Nur ortskundige kannten den Weg in der Finsternis.
    Nach einem langen Schweigemarsch gelangten sie an den Hoflimberg, passierten gemeinsam das Tor und das Brunnenhaus.
    Â»Wollen wir bei einem Kaffee reden?«, fragte Steiner.
    Er schaute Anne Richter ins Gesicht. Was er darin sah, gefiel ihm nicht. Ihre ebenmäßigen Gesichtszüge wurden durch die schwarze Schminke entstellt. Stecker durch jede Augenbraue, ein Ring durch die Unterlippe betonten ihre Trotzhaltung. Sie könnte hübsch sein, dachte er. Aber ihre Gesinnung stand töricht in ihrem Gesicht. Aus ihren Augen sprach Ablehnung in einer Heftigkeit, dass er schon befürchtete, andere Geschütze auffahren zu müssen, um sie zu einem Gespräch zu bewegen. Aber er täuschte sich.
    Sie nickte.
    Gemeinsam betraten sie das Haus. Es war leer. Die Haushälterin hatte ihren freien Tag.
    In der Küche begann Steiner, Kaffee aufzustellen, wobei er immer ein Auge auf seine Tochter gerichtet hielt. Ein Schlag auf den Hinterkopf reichte ihm. Die Blamage war der schlimmste Schmerz, den er dabei erlitten hatte. Eine Wiederholung wollte er nicht riskieren.
    Sie setzten sich an den Küchentisch am geöffneten Fenster. Die Luft war kalt, aber Steiner hielt das für ein gutes Mittel, das erhitzte Gemüt von Anne Richter abzukühlen.
    Wieder schwiegen sie sich an, bis Steiner die Stille unterbrach: »War es wirklich nötig, mir eine Eisenstange auf den Kopf zu schlagen?«
    Es dauerte lange, bis Anne Richter darauf eine Gegenfrage stellte: »War es wirklich nötig, meine Mutter in den Tod zu treiben?«
    Â»Erst seit unserer Begegnung am Brunnenhaus weiß ich, dass du meine Tochter bist«, begann Steiner zu sprechen, wobei er sich bemühte, gelassen zu wirken. »Und heute, bei unserer zweiten Begegnung nach so vielen Jahren, wirfst du mir vor, Schuld am Tod deiner Mutter zu sein. Ein bisschen viel für die wenigen Minuten, die wir bisher zusammen verbracht haben.«
    Â»Wie könnte unsere gemeinsame Zeit von Dauer gewesen sein? Du hast dich einfach aus dem Staub gemacht, als ich noch klein war. Ich bin ohne dich aufgewachsen. Aber nun habe ich den Sinn gefunden, der hinter allem steckt«
    Steiner hatte Mühe, der

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