Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
Beamte des Kriminaldienstes in Saarbrücken von der Anzeige in Wallerfangen erfuhr und die Unterlagen anforderte, die es nicht gab. Helmut Brack wurde strafrechtlich verfolgt. Jede Beförderung schied seitdem aus.«
»Also hat er im Fall Bernd Schumacher ein Motiv«, sprach Erik aus, was alle dachten. »Nur bleibt die Frage offen, warum er solange mit seiner Rache gewartet hat.«
»Bernd Schumacher hat nach dem versuchten Autodiebstahl Wallerfangen verlassen«, konnte Anke darauf antworten. »Es wäre möglich, dass er auf die erstbeste Gelegenheit gewartet hat, die sich am Morgen an der Holzspaltmaschine ergab.«
»Die Getöteten sind aus Helmut Bracks Bekanntenkreis. Auch alle weiteren Angriffe wurden auf seine Trinkgesellen verübt, die in der Vergangenheit mit Delikten in Konflikt geraten sind, die niemals angezeigt wurden«, bemerkte Esther.
Innerlich stöhnte Schnur. Die Ermittlungen richteten sich nach den neuen Erkenntnissen gegen seine Jugendfreunde.
»Die Anschläge auf den Förster Steiner geben Rätsel auf. Wie passt der ehemalige Einsatzleiter des Sondereinsatzkommandos in dieses Bild?«, drängte Forseti.
»Steiner hat mich auf Helmut Brack aufmerksam gemacht. Er könnte ein lästiger Zeuge geworden sein«, antwortete Schnur.
»Sehr hypothetisch. Ich dachte, Rolf West stünde im Verdacht, hinter den Anschlägen auf den Förster zu stecken«, schaltete sich die Staatsanwältin ein.
Schnur kochte vor Wut. Doch bevor er sich das Zepter aus der Hand nehmen lieÃ, änderte er betont lässig den Kurs, indem er sich an Kullmann wandte: »Wie wir alle wissen, waren die Opfer blutleer â ein wichtiger Aspekt für unsere Ermittlungen. Was wissen wir über das Phänomen des Blutsaugens?«
»Da gibt es zum Beispiel das Renfield-Syndrom«, begann Kullmann aus seinen Unterlagen vorzulesen. »Das Renfield-Syndrom wird in der psychologischen Literatur nach dem fliegenessenden Charakter Renfield in Bram Stokers Dracula benannt. Es äuÃert sich in drei Kategorien: Man spricht von Autovampirismus, der durch ein Trauma oder einen kritischen Zwischenfall in der Kindheit ausgelöst wird. In dem Fall entdeckt der Patient, dass ihn der Geschmack und Anblick seines Blutes erregt â er trinkt sein eigenes Blut. Zoophagia ist der Konsum von Blut von Tieren. Und schlieÃlich gibt es wahren Vampirismus, in dem der Patient menschliches Blut haben muss, dafür Blut aus medizinischen Einrichtungen klaut oder sogar Serienmorde begeht.«
»Toll«, bemerkte Forseti kühl. »HeiÃt das, dass wir ab sofort Vampirjäger beauftragen müssen?«
Darauf gab Kullmann keine Antwort, sondern trug unbeirrt weiter vor, was er recherchiert hatte: »Weiterhin gibt es eine Krankheit, die Symptome wie Blutarmut oder Lichtempfindlichkeit aufweist. Man nennt sie Porphyrie. Darunter versteht man eine erbliche Stoffwechselkrankheit, die in verschiedenen Formen vorkommt. Bei Porphyrie-Kranken ist die Produktion des roten Blutfarbstoffes, des Hämoglobins gestört. Ursache kann entweder ein ererbter Gendefekt oder eine Vergiftung durch Blei sein. Das in roten Blutkörperchen vorkommende Sauerstoff tragende Molekül Hämoglobin enthält wichtige Inhaltsstoffe, die für das Nervensystem, für die Atmung, Haut und Psyche wichtig sind. Bei Menschen, die an Porphyrie leiden, fehlt dieser Inhaltstoff. Die Betroffenen wirken totenblass, in schweren Fällen schrumpfen Lippen und Gaumen und die hervorstehenden Zähne sind blutunterlaufen. Weiterhin leiden sie schubweise an kolikartigen Bauchschmerzen und erhöhter Empfindlichkeit gegen Sonnenlicht. AuÃerdem gibt es neurologische und psychiatrische Symptome wie Krampfanfälle und Psychosen. Um den fehlenden Blutfarbstoff zu ersetzen, mussten die Kranken früher Tierblut trinken. Heute werden die Patienten mit Hämatin-Präparaten therapiert.«
»Unsere Verbrechen wurden immer bei Nacht begangen«, erkannte Schnur.
»AuÃerdem wurden Knochen von Kleintieren in der alten Scheune gefunden«, ergänzte Esther.
»Wer kommt nun als Täter in Frage?« Diese Frage stellte die Staatsanwältin. »So auffällige Symptome müssen doch zu beobachten sein.«
»Das ist es ja«, grummelte Schnur. »Unter diesem Aspekt habe ich keinen Verdächtigen. Meine Jugendfreunde trinken Bier, kein Blut.«
»Nach den neuen
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