Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
erst lange husten, bis er wieder richtig atmen konnte. Sein Gesicht fühlte sich ganz heià an, seine Glieder zitterten.
»Wenn du so weitermachst, bekommst du eine Anzeige wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten«, röchelte er.
»Leck mich am Arsch!«
»Noch so eine Bemerkung und ich nehme dich wirklich mit nach Saarbrücken.«
»Hör auf mit deinem sinnlosen Geschwätz! Wo ist mein Sohn Olli?«
»Wir haben nur das Auto gefunden. Wo Olli ist, wissen wir nicht. Hast du eine Vorstellung, wo er sich verstecken könnte?«
»Hier ist er nicht.«
»Das habe ich deiner Reaktion entnehmen können.«
»Habt ihr die Böschung abgesucht?«, brüllte Rolf West weiter. »Vielleicht ist er aus dem Auto herausgeschleudert worden, liegt irgendwo im Gebüsch und ist schwer verletzt.«
»Für wie blöd hältst du mich eigentlich?«, fand Schnur seine alte Fassung wieder. »Was glaubst du, was wir im Wald machen?«
Rolf West erschrak über die Lautstärke, die Schnur anschlug. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte.
»Wir suchen immer noch. Ich hatte die Hoffnung, er sei zu Hause. Dann wäre die Suchaktion nicht nötig. Aber leider ist Olli nicht hier und wir müssen weitersuchen. Das Auto wird auf Spuren untersucht, die uns verraten, wer am Steuer saÃ. Vielleicht ist Oliver nicht selbst gefahren, als es abstürzte. Vielleicht ist er bei Anne Richter und macht sich dort einen schönen Tag.«
»Mit der blöden Ziege kann er sich keinen schönen Tag machen. Sie wollte Olli für ihre persönlichen Zwecke einspannen. Aber da hat mein Sohn nicht mitgemacht.«
»Gegen was oder wen richtet sich ihr Hass?«
»Gegen Steiner! Sie behauptet, sie sei Jagdgegnerin.«
Schnur staunte. »Aber damit hat sie Olli am Haken. Hetzparolen gegen Jäger heiÃt im Klartext Hetzparolen gegen Steiner.«
»Wenn es so wäre, wäre es mir nur recht«, grinste Rolf West böse. »Aber irgendwie liegen wir nicht auf einer Wellenlänge. Diese Satanskluft, die sie immer trägt, die schwarze Schminke, schwarze Ringe in der Nase und dann noch die Sprüche, die sie hält â dieses Teufelsweib jagt mir Angst ein.«
»Ich werde nicht umhin können, mit ihr zu reden. Sollte sie sich den Satanisten auf dem Limberg angeschlossen haben, lebt Oliver gefährlich.«
»Wenn er noch lebt«, knurrte Rolf West und fixierte Schnur mit einem bösen Blick.
Der sah zu, dass er so schnell wie möglich das Haus verlieÃ.
Kapitel 33
Anne Richter folgte Harald Steiner und seinem Hund in gebührendem Abstand. Er sah mitgenommen aus, wie ein Mann, der geweint hatte. Das war erneut Salz auf ihre Wunde. Wie schaffte es ein behinderter Junge, solche Gefühle in Steiner zu wecken, während er ihr gegenüber immer nur gleichgültig geblieben war?
Sie hasste ihren Vater, hasste ihn abgrundtief. Deshalb wollte sie Harald Steiner für den Verrat an seiner Tochter bestrafen. Beim ersten Versuch hatte sie versagt, hatte keine Vorstellung von dem gehabt, was es bedeutete, einen Wunsch, der von Hass angetrieben wurde, auch in die Wirklichkeit umzusetzen. Obwohl sie es bis ins Detail geplant hatte, sah plötzlich alles anders aus, als sie ganz dicht hinter ihrem Vater gestanden und seine Nähe gespürt hatte.
Nun befand sie sich zwischen den Fronten. Sie stand vor einem folgenschweren Auftrag. Erfüllte sie ihn, würde ihr Leben endlich beginnen. Versagte sie ein weiteres Mal, gab es gleich zwei gefährliche Feinde.
Da verfolgte sie den Menschen, der sie ihrem Ziel näher bringen konnte, und wusste einfach nicht, wie sie es schaffen sollte, über ihren eigenen Schatten zu springen. Die Hasstiraden ihrer Mutter sollten doch Antrieb genug sein. Aber leider funktionierte das nicht so einfach.
Steiners Schritte wurden langsamer. Anne Richter erschrak. Hatte er sie bemerkt? Aber das war nicht der Fall. Er lieà sich auf einer seiner Bodenkanzeln nieder und streichelte seinen Hund.
Seinen Hund liebte er auch mehr als sie. Eine traurige Figur, dieser Mann. Ihre Wut wuchs mit jeder Minute, die sie diesen Mann beobachtete. Das war gut so! Weiter so! Je gröÃer die Wut, desto entschlossener würde sie zur Tat schreiten.
Aber ihre Hemmschwelle, die Grenze zum Bösen einfach zu ignorieren, blieb unüberwindlich. Das Einzige, was sie fertig brachte, war, auf ihn zuzugehen
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