Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
Steiner: »Sie haben weder deine Tochter noch sonst jemanden gefunden.«
»So ein Mist!«
»Egal, wo sie sich vor uns versteckt, wir finden sie«, gab Schnur zum Besten.
»Ich glaube, meine Tochter ist Weltmeisterin im Sich-Verstecken. Nach unserer Begegnung am Brunnenhaus habe ich selbst vergeblich nach hier gesucht.«
»Oder du hast vergessen, wie man das macht«, konterte Schnur. »In fünfzehn Jahren verlernt man so einiges.«
Steiner unterdrückte seinen Zorn.
Kapitel 34
Der Sitzungssaal war voll, wie Jürgen Schnur an der Geräuschkulisse wahrnahm, als er durch den Flur ging. Vor der Tür traf er auf Kullmann.
»Forseti ist auch da«, flüsterte der ehemalige Vorgesetzte.
»Was will der sture Hesse?«, brummte Schnur. »Will er mir sagen, wie so ein Fall zu lösen ist?«
»Du wirst dich damit abfinden müssen, dass sich Kriminalräte in die Arbeit einmischen. Vor allen Dingen, wenn die Medien einen Fall so ausschlachten wie diesen.«
Er hielt Schnur die Saarbrücker Zeitung vor die Nase. Auf der ersten Seite stand: »Hat der Blutsauger vom Limberg wieder zugeschlagen?« AnschlieÃend folgte ein Artikel über die ergebnislose Suche nach dem Fahrer des Wagens, der in die Tiefe gestürzt war.
»Danke, dass du mich gewarnt hast.« Schnur klopfte Kullmann auf die Schulter.
Sie betraten den Saal. Augenblicklich wurde es still.
Schnur lieà seinen Blick über die Menge wandern. Neben Dieter Forseti saà die Staatsanwältin Ann-Kathrin Reichert am Kopfende des Tisches. Das empfand Schnur als Frechheit, weil das sein Platz sein sollte. Doch kaum hatte er den Gedanken ausgedacht, erhob sich Anke von ihrem Platz am entgegengesetzten Ende des Tisches und lieà sich neben Erik Tenes nieder. Gute Taktik, dachte Schnur. Ob er an dem einen oder an dem anderen Ende saÃ. Was machte das für einen Unterschied?
»Womit wollen wir anfangen?«
»Mit der Brisanz unseres Falles«, reagierte der KPI-Leiter Forseti ungehalten. »Die Zeitungen sitzen uns im Nacken. Das sind immer schlechte Arbeitsbedingungen. Sie haben sich bisher aus jeder Schwierigkeit herausgehalten, indem Sie sich in ihrem Heimatort Wallerfangen verkrochen haben, wo Sie niemand vermutet. In der Zwischenzeit wird die Zentrale der Ermittlungsarbeiten in Saarbrücken mit den Medien konfrontiert. Der groÃe Aufwand ist nicht zuletzt mit Anrufern verbunden, die mit falschen Geständnissen und fingierten Zeugenaussagen auf sich aufmerksam machen wollen.«
Jürgen Schnur deutete ein Lächeln an, hinter dem er seine ganze Wut verbarg.
»AuÃerdem halte ich es für angebracht, dass Sie ihrer Mitarbeiterin nahelegen, sich bei ihrer Tätigkeit als ermittelnde Kriminalkommissarin in Objektivität zu üben. Bisher ist ihr das nicht gelungen. Sie kennen Ihre Leute vielleicht besser als ich. Aber das beweist nicht, dass Sie deswegen effizienter arbeiten.«
Schnur hasste es, in seiner Vorgehensweise kritisiert zu werden â vor allem, wenn unmittelbar Untergebene anwesend waren. Ein schlechtes Beispiel für die Disziplin im Dienst. Aber was konnte er tun? Mit Kriminalrat Forseti, dessen Beziehungen bis ins Innenministerium reichten, wollte er es sich nicht verscherzen. Also behielt er sein Lächeln im Gesicht, dessen Züge inzwischen verkrampft wirkten.
»Ich habe alle Berichte gelesen und werde mich jetzt gezielt auf die Punkte konzentrieren, die in unserem Fall von Bedeutung sind. Ich fange an mit der Akte über den Dorfpolizisten Helmut Brack. Das ist bisher der einzige brauchbare Hinweis, der von Ihnen aus Wallerfangen gekommen ist.«
»Ich habe die Vorgeschichte von Helmut Brack überprüft, Chef. Deine Vermutung hat sich bestätigt«, wandte sich Anke an Schnur. »Helmut Brack wurde bei Bewerbungen für den Kriminaldienst nicht beÂrückÂsichÂtigt, weil er sich durch Unterlassen einer Diensthandlung strafbar gemacht hat. Es geht um ein Delikt von Bernd Schumacher.«
Alle murmelten vor Erstaunen.
»Bernd Schumacher wurde vor zwanzig Jahren erwischt, als er in Wallerfangen ein Auto stehlen wollte. Die Besitzer des Wagens zeigten ihn an. Helmut Brack lieà die Anzeige fallen. Doch zu seinem Pech wiederholte Bernd Schumacher den Versuch des Autodiebstahls in Saarbrücken. Das Saarland ist bekanntlich klein, jeder kennt einen, der einen kennt und so weiter. Und so geschah es, dass der
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