Cook, Robin
beiden Richtungen den Gang. Die Luft war rein. Sie ging zurück an ihren Schreibtisch, setzte sich vor ihre Tastatur und sah Deborah fragend an.
»Ich passe auf«, versprach Deborah. »Hoffentlich haben sich unsere Mühen gelohnt.«
Mit ein paar schnellen Eingaben und Mausklicks holte Joanna den Ordner mit den Daten über die Spenderinnen auf den Bildschirm und öffnete das Inhaltsverzeichnis. Die Namen der Spenderinnen waren alphabetisch geordnet; Deborah Cochrane stand ziemlich weit vorne.
»Sehen wir zuerst bei dir nach«, schlug Joanna vor.
»Von mir aus gern«, stimmte Deborah zu.
Joanna klickte Deborahs Namen an, woraufhin ihre Daten auf dem Monitor erschienen. Sie überflogen die Eintragungen, die im Wesentlichen die grundlegenden medizinischen Informationen über Deborah und ihre Krankheitsgeschichte enthielten. Unten auf der Seite befand sich dick unterstrichen und in Großbuchstaben der Hinweis, dass die Patientin für den Eingriff hartnäckig auf einer lokalen Betäubung bestanden habe.
»Die Art der Narkose scheint ihnen ja wirklich ungeheuer wichtig zu sein«, stellte Deborah fest.
»Bist du fertig mit der Seite?«, fragte Joanna.
»Ja. Lass uns zu den spannenden Daten kommen.«
Joanna rief die nächste Seite auf, die sich zugleich als die letzte erwies. Als erste Angabe stand oben auf der Seite ANZAHL DER ENTNOMMENEN EIZELLEN. Dahinter war eine Null eingetragen.
»Was zum Teufel soll das denn heißen?«, fragte Deborah irritiert. »Soll das etwa bedeuten, dass sie mir keine einzige Eizelle entnommen haben?«
»Aber sie haben dir doch gesagt, dass sie welche punktiert haben.«
»Aber ja«, bestätigte Deborah.
»Ist ja merkwürdig«, murmelte Joanna. »Am besten sehen wir mal bei mir nach.« Sie ging zurück ins Inhaltsverzeichnis und blätterte es durch, bis sie bei M anlangte. Dann klickte sie auf ihren Namen. In den nächsten dreißig Sekunden überflogen sie die Eintragungen, die sich kaum von denen auf Deborahs erster Seite unterschieden. Doch als sie die nächste Seite aufriefen, war die Überraschung noch größer als bei der Null in Deborahs Formular. In der Spalte für die Anzahl der entnommenen Eizellen stand 378.
»Was soll ich denn davon halten?«, fragte Joanna erstaunt. »Sie haben von fünf oder sechs Eizellen gesprochen – aber doch nicht von Hunderten.«
»Was ist denn da hinter jeder Eizelle eingetragen?«, fragte Deborah. Die Schrift war winzig und kaum zu entziffern.
Mit einem Mausklick vergrößerte Joanna die Schrift. Hinter jeder Eizelle stand der Name einer Patientin sowie das Datum des Embryotransfers. Dahinter folgte der Name Paul Saunders sowie eine kurze Erfolgsbeschreibung der jeweiligen Behandlung.
»Diesen Aufzeichnungen zufolge ist jede einzelne Eizelle einer anderen Patientin eingesetzt worden«, stellte Deborah fest. »Das ist ebenfalls äußerst merkwürdig. Ich dachte, sofern genügend Eizellen vorhanden sind, werden jeder Patientin gleich mehrere eingesetzt, um die Chancen einer Einnistung zu erhöhen.«
»Das dachte ich eigentlich auch«, pflichtete Joanna ihr bei. »Und wenn ich mir die Liste hier genauer ansehe, verstehe ich erst recht nicht, was das alles soll. Es sind nicht nur unglaublich viele Eizellen – keine einzige hat zu einer erfolgreichen Schwangerschaft geführt.« Sie fuhr mit dem Finger die Liste entlang. Hinter jeder Eizelle stand entweder die Anmerkung Einnistung fehlgeschlagen oder Fehlgeburt.
»Halt!«, rief Deborah. »Hier ist eine, mit der es geklappt hat.« Sie zeigte auf Eizelle Nummer siebenunddreißig. Dahinter stand das Geburtsdatum 14. September 2000, gefolgt von dem Namen der Mutter, einer Adresse und einer Telefonnummer. Dem Eintrag zufolge handelte es sich bei dem Kind um einen gesunden Jungen.
»Dann hat es also wenigstens mit einer funktioniert«, seufzte Joanna erleichtert.
»Hier ist noch eine«, stellte Deborah fest. »Eizelle Nummer achtundvierzig. Das Geburtsdatum war der erste Oktober 2000, und es war ebenfalls ein gesunder Junge.«
»Also gut, dann eben zwei«, entgegnete Joanna. Sie gingen gespannt die gesamte Liste durch. Von den insgesamt 378 Eizellen gab es nur noch zwei weitere positive Ergebnisse, nämlich Eizelle Nummer 220 und Eizelle Nummer 241. Sie waren beide erst vor vier Monaten eingesetzt worden, und den Anmerkungen am Rande zufolge verliefen beide Schwangerschaften normal.
»Wie kann es angehen, dass sie sie erst vor so kurzer Zeit eingesetzt haben?«, fragte Joanna.
»Vermutlich haben
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