Cook, Robin
ärgerlich: Da erlaube ich mir einmal einen kleinen Spaß, und schon wird er mir zum Verhängnis.«
»Woher weißt du, dass er der Sicherheitschef ist?«
»Ich bin mir nicht sicher«, entgegnete Deborah. »Aber ich denke, er muss es sein. Erinnerst du dich, als wir gestern am Eingangstor standen und die Lastwagen den Weg blockiert haben? Das Problem war erst gelöst, als der Kerl, der mich ständig anstarrt, dem Uniformierten die Erlaubnis erteilte, die Lastwagen durchzulassen. Als wir das Tor passiert haben, stand er neben Spencer Wingate. Weißt du jetzt, wen ich meine?«
»Nicht so richtig«, gestand Joanna. »Zu dem Zeitpunkt war ich vollkommen auf Dr. Wingate fixiert. Kurioserweise hat er mich ja anfangs so an meinen Vater erinnert.«
Deborah musste lachen. »Das ist in der Tat kurios. Aber wir kommen vom Thema ab. Isst du noch, oder bist du fertig? Du hast seit fünf Minuten keinen Happen mehr angerührt.«
Joanna legte ihre Serviette auf den Tisch und stand auf. »Ich bin fertig. Gehen wir!«
Kurt Hermann ließ sich nur selten in der eigentlichen Wingate Clinic blicken. Abgesehen von seinem täglichen Gang in die Kantine trieb er sich lieber irgendwo auf dem weitläufigen Klinikgelände herum, oder er blieb in seinem Pförtnerhäuschen oder in seinem Apartment, das sich in der dorfähnlich angelegten Mitarbeitersiedlung auf dem Klinikgelände befand. In der Klinik gingen Dinge vor sich, die er nicht gutheißen konnte, doch dank seiner militärischen Ausbildung konnte er die Gedanken daran gut verdrängen. Nach dem Motto »Aus den Augen, aus dem Sinn« vermied er es einfach, die Klinik zu betreten.
Ab und zu gab es allerdings Anlässe, die ihn zwangen, den Haupttrakt des Klinikgebäudes zu betreten, und seine derzeitige Sorge, die Georgina Marks betraf, war ein solcher Anlass. Zum Glück verfügte er über gute Beziehungen, die er, falls notwendig, in Anspruch nehmen konnte. So hatte er die wenigen Fakten, die er den Bewerbungsunterlagen von Georgina Marks hatte entnehmen können, sowie ihr Autokennzeichen genutzt, um weitere Informationen über die neue Mitarbeiterin einzuholen. Was bisher zurückgekommen war, war ziemlich verwirrend und hatte sein Interesse geweckt. Eigentlich hatte er die junge Frau in der Kantine beim Essen ansprechen wollen, doch dann hatte er es sich anders überlegt. Sie hatte es offenbar auf den halbwüchsigen Computer-Freak abgesehen, in dessen Begleitung sie die Kantine betreten hatte, und Kurt wollte es auf keinen Fall riskieren, sich vor den Augen anderer von einer Person, für die er Georgina hielt, eine Abfuhr erteilen zu lassen.
Doch dann hatte sich die Situation geändert. Plötzlich war Georginas Freundin aufgetaucht, und aus der Ferne hatte Kurt den Eindruck gehabt, als ob die beiden Frauen dem Computer-Freak gemeinschaftlich einen Korb gegeben hätten.
»Er ist nicht an seinem Arbeitsplatz?«, fragte Christine Parham, die Büroleiterin.
Kurt musste für ein paar Sekunden den Blick von der Frau abwenden, sonst wäre er ihr angesichts ihrer geistlosen Frage unflätig über den Mund gefahren. Schließlich hatte er ihr gerade erst mitgeteilt, dass Randy Porter nicht an seinem Schreibtisch saß. Wütend sah er sie wieder an. Eine Antwort auf ihre Frage erübrigte sich.
»Soll ich ihn ausrufen?«, fragte Christine.
Kurt nickte nur. Je weniger er sagte, desto besser, das wusste er aus Erfahrung. Wenn er wütend war, neigte er zu kontraproduktiven Ausbrüchen und warf den Leuten an den Kopf, was er von ihnen hielt, und Georgina Marks hatte ihn in der Tat wütend gemacht.
Christine betätigte die Sprechanlage. Während sie auf eine Antwort wartete, fragte sie Kurt, ob der Sicherheitsdienst Computerprobleme habe. Kurt schüttelte den Kopf und sah auf die Uhr. Fünf Minuten würde er noch warten. Wenn Randy Porter bis dahin nicht aufgetaucht war, würde er dem seltsamen Kauz die Nachricht hinterlassen, umgehend bei ihm im Pförtnerhäuschen vorzusprechen. Kurt wollte so schnell wie möglich zurück in sein Büro. Er erwartete jeden Moment Antworten auf seine Anfragen bezüglich Georgina Marks, und da er so intensiv seine Fühler ausgestreckt hatte, wollte er die Anrufe gern persönlich entgegennehmen.
»Schönes Wetter heute, nicht wahr?«, sagte Christine. Kurt reagierte nicht. Zu ihrer Rettung klingelte im nächsten Augenblick das Telefon und ersparte ihr weitere Smalltalkversuche. Es war Randy; er teilte mit, dass er gerade mit einem Computer in der Buchhaltung
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