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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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Ärztin bloß den Rücken zuzukehren. Doch inzwischen hatte Dr. Donaldson die Kantine verlassen, und Joannas entsetzter und ungläubiger Gesichtsausdruck verriet, dass sie mitbekommen hatte, was Helen über die Arbeiterinnen aus Nicaragua gesagt hatte.

K APITEL 10
     
     
    9. Mai 2001, 14.10 Uhr
     
    Nach dem Essen überredete Helen Masterson ihre beiden Bewerberinnen noch zu einem kleinen Ausflug, für den sie ein Golfcart bestiegen. Joanna hätte sich die Tour am liebsten geschenkt, doch wider Erwarten war ihre Begeisterung schnell entfacht. Das Gebäude des ehemaligen Sanatoriums war riesig und größtenteils von einem dichten alten Baumbestand überwuchert. Den leitenden Angestellten wie Dr. Wingate, Dr. Saunders oder Dr. Donaldson und noch ein paar anderen wurden von der Klinik frei stehende Häuser zur Verfügung gestellt, die in etwa so aussahen wie das Pförtnerhäuschen, nur dass sie anders als dieses nicht mit schwarzen, sondern mit weißen Verzierungen versehen waren und daher viel freundlicher wirkten.
    Auch die Gebäude, in denen die ganz normalen Mitarbeiter lebten, hatten durchaus ihren Reiz. Es waren zweistöckige Reihenhäuser, die im Stil eines alten englischen Dorfes angeordnet waren. Helen zeigte Joanna und Deborah eine gemütliche Wohnung mit zwei Schlafzimmern. Aus den vorderen Fenstern sah man auf einen kleinen, mit Kopfsteinpflaster ausgelegten Platz, die großen, hinteren Fenster waren nach Süden ausgerichtet und boten einen herrlichen Blick über den alten Mühlteich. Über die Miete ließ sich ebenfalls nicht meckern: Sie betrug lediglich achthundert Dollar im Monat.
    Bevor sie sich nach der Wohnungsbesichtigung auf den Rückweg zum Hauptgebäude machten, ließ Helen sich von Deborah breitschlagen, ihnen auch noch die Farm und das Kraftwerk zu zeigen. Das Einzige, was Joanna und Deborah an dem aufschlussreichen Ausflug störte, war, dass Helen die ganze Zeit in Hörweite blieb und eine ungestörte Unterhaltung unter vier Augen somit nicht möglich war. Erst als die Personalleiterin sie erneut im Vorzimmer von Dr. Wingate und Dr. Saunders ablieferte, wo sie warten sollten, bis der Gründer der Klinik Zeit für sie hatte, konnten die Freundinnen ungestört ein paar Worte miteinander wechseln.
    »Was sagst du zu den schwangeren Latinofrauen, die wir in der Kantine gesehen haben?«, fragte Deborah. Sie achtete darauf, so leise zu sprechen, dass Gladys, die Sekretärin, auf keinen Fall etwas mitbekam.
    »Ich bin fassungslos«, erwiderte Joanna. »Ich kann es wirklich nicht glauben, dass sie offenbar eine ganze Gruppe von Gastarbeiterinnen dafür bezahlen, schwanger zu werden.«
    »Ob sie wohl irgendwelche Experimente mit ihnen machen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Joanna. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Was sie wohl mit den Babys machen?«
    »Ich kann nur hoffen, dass sie mit ihren Müttern nach Nicaragua zurückgehen«, erwiderte Joanna. »Etwas anderes stelle ich mir lieber gar nicht erst vor.«
    »Mir ist als Erstes durch den Kopf gegangen, dass sie die Kinder vielleicht verkaufen«, vertraute Deborah Joanna an, »Leihmütter sind sie ja wohl eher nicht, sonst könnten sie sich nicht alle in etwa im gleichen Schwangerschaftsstadium befinden. Stell dir nur vor, was für ein lukratives Geschäft es wäre, die Babys zu verkaufen! An der entsprechenden Kundschaft dürfte in einer Klinik für Kinderwunschbehandlungen ja kein Mangel herrschen. Weißt du noch, wie überrascht wir damals waren, dass diese Klinik offenbar einer Gelddruckmaschine gleicht?«
    »Ich habe lediglich gestaunt, dass man mit Kinderwunschbehandlung so viel Geld verdienen kann«, antwortete Joanna. »Aber da die Wingate Clinic offensichtlich nicht unter Patientenmangel leidet, dürfte sie es kaum nötig haben, auch noch Geschäfte mit Babys zu machen. Das ergibt keinen Sinn! Wer Babys verkauft, verstößt gegen das Gesetz, da gibt es nichts zu beschönigen. Wenn die Klinik in irgendwelche derartigen illegalen Geschäfte verwickelt wäre, hätte Helen Masterson bestimmt nicht so offen und ehrlich auf deine Frage geantwortet.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht«, räumte Deborah ein. »Aber irgendeine plausible Erklärung muss es geben! Vielleicht leiden die Frauen auch selber unter Sterilität, und die Klinik hat einen Deal mit ihnen vereinbart – nach dem Motto, wir sorgen dafür, dass ihr schwanger werdet, und ihr arbeitet dafür ein paar Monate für uns.«
    Joanna sah Deborah ungläubig an. »Das halte

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