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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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die blaue Zugangskarte nicht entdecken, doch schließlich fand sie sie in einem der Fächer hinter den Kreditkarten. »Nicht schlecht, dass er sie so weit hinten stecken hat«, murmelte sie und reichte Joanna die Karte. Dann beugte sie sich noch einmal über Spencers Füße und steckte die Brieftasche zurück in die Hose.
    »Ist es nicht völlig egal, wo er die Karte aufbewahrt?«, fragte Joanna.
    »Nein«, erwiderte Deborah. »Dass sie so weit hinten steckte, heißt, dass er sie nur selten benutzt. Und wir wollen doch nicht, dass er sie vermisst, bevor wir Gelegenheit hatten, sie einzusetzen. Komm! Wir suchen noch schnell seine Autoschlüssel, verstecken sie, und dann verschwinden wir von hier!«
    »Von hier zu verschwinden, ist das Beste, was ich heute von dir gehört habe«, stellte Joanna fest. »Um seine Autoschlüssel müssen wir uns, glaube ich, nicht mehr scheren. Er wacht sowieso frühestens in zwölf Stunden auf, und wenn er die Augen aufmacht, wird ihm bestimmt nicht nach Autofahren zu Mute sein.«
     
    Kurt Hermann starrte auf das Polaroidfoto von Georgina Marks, einer der neuen Mitarbeiterinnen. Er umklammerte es mit seiner kräftigen Hand und hielt es unter das grün getönte Glas seiner Schreibtischlampe. Während er ihr Gesicht betrachtete, ließ er ihre gesamte Erscheinung noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren. Für ihn bot die Frau mit ihren beinahe aus dem Ausschnitt hervorquellenden Brüsten und dem kaum bedeckten Po einen abscheulichen Anblick; er empfand sie als einen Affront gegen seine strikten Moralvorstellungen.
    Schließlich legte er das Foto langsam und bedächtig, wie er alle Arbeiten zu verrichten pflegte, neben das Foto von Prudence Heatherly, der anderen neuen Mitarbeiterin. Sie schien das genaue Gegenteil von Georgina Marks zu sein: eine gottesfürchtige, anständige junge Frau.
    Kurt saß wie an vielen Abenden in seinem Büro in dem verlassenen Pförtnerhäuschen. Neben dem Büro befand sich ein provisorischer Trainingsraum, in dem er seine Muskeln stählte und seine Figur geschmeidig hielt. Als überzeugter Einzelgänger vermied er jede Art von gesellschaftlichen Kontakten, und da er ohnehin auf dem Klinikgelände lebte, wurde ihm sein Außenseiterdasein leicht gemacht; zudem hatte der kleine Ort, zu dem die Klinik gehörte, nichts zu bieten, was Kurt auch nur im Geringsten interessierte.
    Er arbeitete jetzt seit mehr als drei Jahren in der Wingate Clinic. Sein Job war perfekt auf ihn zugeschnitten. Die Aufgaben waren interessant genug, dass sie ihn reizten und herausforderten, ohne dass er sich überanstrengen musste. Schwer schuften musste er wahrlich nicht. Aufgrund seiner Erfahrungen beim Militär war er hervorragend für den Sicherheitsdienst geeignet. Er war direkt nach der Highschool zur U.S. Army gegangen und hatte es im Laufe der Jahre sogar geschafft, in die Special Forces aufgenommen zu werden, wo man ihn für verdeckte Operationen trainiert hatte. Er hatte gelernt, wie man Feinde mit bloßen Händen tötete oder wie man sie mit den unterschiedlichsten Waffen zur Strecke brachte, und das Töten von Menschen hatte ihm nie auch nur das geringste Problem bereitet.
    Sein Vater war ebenfalls Berufssoldat gewesen, und so hatte Kurt schon früh mit dem Militär zu tun gehabt; im Grunde hatte er nie einen anderen Lebensstil kennen gelernt. Als Elitesoldat der Special Forces hatte sein Vater von seiner Frau und seinem Sohn stets äußerste Disziplin und Perfektion erwartet. Bis auf ein paar hässliche Szenen hatte es in Kurts früher Jugend keine großen Probleme gegeben. Er hatte sich schnell an Zucht und Ordnung gewöhnt. Dann war sein Vater in den letzten Tagen des Vietnam-Krieges während einer bis heute unter Verschluss gehaltenen geheimen Operation in Kambodscha gefallen. Zu Kurts Entsetzen hatte sich seine Mutter nach dem Tod des Vaters in eine Reihe von Liebesabenteuern gestürzt und schließlich einen tuntigen Versicherungsvertreter geheiratet.
    In der Army hatte man Kurt immer gut behandelt. Seine Fähigkeiten und seine Einstellung hatten sich allgemeiner Wertschätzung erfreut, und wenn sein aggressives Verhalten ihn gelegentlich mit dem Gesetz in Konflikt gebracht hatte, hatte man seine Ausrutscher stets glatt gebügelt. Es gab ein paar Dinge, die Kurt absolut nicht dulden konnte. Dazu gehörten auf jeden Fall Prostitution und Homosexualität, und er war ein Mann, der, wenn es darauf ankam, nicht davor zurückschreckte, nach seinen Prinzipien zu

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