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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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handeln.
    Alles in allem war sein Leben in glatten Bahnen verlaufen. Doch dann war er auf Okinawa stationiert worden, und auf dieser zerklüfteten, zu Japan gehörenden Insel waren ihm die Dinge entglitten, wie er selber gestehen musste.
    Er beugte sich noch einmal über das Foto in seiner Hand und musterte Georginas Augen. Auf Okinawa hatte er viele Frauen wie sie kennen gelernt. So viele sogar, dass er sich moralisch verpflichtet gefühlt hatte, ihre Anzahl zu reduzieren. Es war ihm vorgekommen, als hätte Gott selbst zu ihm gesprochen. Sich dieser verkommenen Frauen zu entledigen, war nie ein Problem gewesen. Er hatte sich mit ihnen an einen abgelegenen Ort zurückgezogen, Sex mit ihnen gehabt, und wenn sie es dann gewagt hatten, Geld zu verlangen, hatte er sie zur Strafe für ihre moralische Verderbtheit kurzerhand umgebracht.
    Man hatte ihn nie auf frischer Tat ertappt oder gar bestraft, doch aufgrund zwingender Indizienbeweise wurden die Morde schließlich doch mit ihm in Verbindung gebracht. Auch diesmal löste die Army das Problem still und leise und entließ ihn im Zuge von Präsident Clintons Programm zur Verringerung der Anzahl der Staatsangestellten, dem ohnehin vorwiegend Militärangehörige und so gut wie gar keine Angestellten der Verwaltung zum Opfer fielen. Ein paar Monate später hatte Kurt sich auf eine Anzeige der Wingate Clinic beworben und war sofort eingestellt worden.
    Er hörte, wie sich das Tor quietschend öffnete und ein Auto anfuhr und durch den Tunnel brauste. Er stand auf und öffnete den Fensterladen. In der Ferne konnte er soeben noch die Rücklichter eines alten Chevrolets erkennen. Er sah auf die Uhr.
    Dann schloss er den Fensterladen wieder, ging zurück an seinen Schreibtisch und musterte noch einmal das ihm inzwischen vertraute Gesicht der jungen Frau. Der alte Chevrolet hatte das Tor nur wenige Minuten nach Wingates Bentley passiert und war bis zum Haus des Klinikgründers gefahren. Was da jetzt abging, war nicht schwer zu erraten. Kurt kamen sofort die entsprechenden Passagen aus der Bibel in den Sinn, und während er sie in Gedanken aufsagte, ballten sich seine Hände zu Fäusten. Gott sprach erneut zu ihm.

K APITEL 11
     
     
    10. Mai 2001, 7.10 Uhr
     
    Als die beiden Freundinnen Boston an diesem Frühlingsmorgen erneut in nordwestlicher Richtung verließen und nach Bookford zurückfuhren, von wo sie nur neun Stunden zuvor aufgebrochen waren, schien wieder herrlich die Sonne. Sie waren beide müde und erschöpft. Anders als am Morgen zuvor waren sie diesmal nicht von allein aufgewacht, sondern hatten sich von ihrem Wecker aus dem Schlaf reißen lassen.
    Als sie am Abend nach Hause gekommen waren, waren sie trotz ihrer Übermüdung nicht gleich ins Bett gegangen. Deborah hatte den zwingenden Drang verspürt, noch ihre Schuhe zu putzen, die in Spencer Wingates Keller schmutzig geworden waren. Außerdem hatte sie noch einige Zeit damit zugebracht, ihr Outfit für den nächsten Tag zusammenzustellen. Leider war ihr erst ein wenig spät klar geworden, dass sie ihr sexy Minikleid wohl oder übel noch einmal würde tragen müssen. All ihre sonstigen Kleidungsstücke waren vom Stil vollkommen anders geartet und hätten womöglich offenbart, dass sie in Wirklichkeit nicht die war, die sie vorzutäuschen versuchte.
    Joanna hatte derweil mit David Washburn telefoniert und war mit ihm noch einmal genau durchgegangen, was sie konkret tun musste, sobald sie in den Server-Raum der Wingate Clinic eingedrungen war. Auf sein dringendes Anraten war sie schließlich sogar noch bei ihm vorbeigefahren und hatte sich mit spezieller Hacker-Software eingedeckt. Er hatte ihr eröffnet, dass er, je mehr er über die Sache nachdenke, davon überzeugt sei, dass sogar das Steuerpult im Server-Raum mit einem Passwort gesichert sei, ohne dessen Kenntnis sich nicht einmal die Tastatur bedienen lasse. Geduldig hatte er ihr gezeigt, wie man die Software anwandte, und sie mehrere eigenständige Versuche machen lassen, damit im entscheidenden Moment alles glatt ging. Sie war erst weit nach Mitternacht wieder zu Hause gewesen. Deborah hatte da schon längst geschlafen.
    Müde wie sie waren, saßen sie schweigend nebeneinander und ließen sich gedankenlos von dem morgendlichen Gedudel aus dem Autoradio einlullen. Diesmal fuhr Deborah. Am Eingang der Wingate Clinic holte sie ihre Karte hervor und führte sie durch den Schlitz. Das Tor öffnete sich reibungslos, und sie passierten die Zufahrt. Da sie ziemlich

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