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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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Deborahs Gedanken immer wieder ab. Sie fragte sich, wie es wohl Joanna erging.
    »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«, beendete Megan plötzlich unvermittelt ihren Vortrag.
    »Ich glaube, nein«, erwiderte Deborah schnell und richtete sich kerzengerade auf, als ob sie gerade bei einem Nickerchen erwischt worden wäre.
    »Gut«, stellte Megan fest. »Falls irgendwelche Unklarheiten auftreten sollten, wissen Sie ja, wo Sie mich finden. Ich gebe Sie zunächst in die Obhut einer erfahrenen Labortechnikerin. Ihr Name ist Maureen Jefferson. Sie wird Sie in die Technik des Zellkerntransfers einweisen.«
    »Klingt gut«, entgegnete Deborah.
    »Zum Schluss möchte ich Ihnen noch einen Rat geben«, fuhr Megan fort. »Sie sollten bequemere Schuhe tragen.«
    »Ach ja?«, fragte Deborah mit Unschuldsmiene und warf einen Blick auf ihre hochhackigen Pumps, die die Widrigkeiten des Vortags gut überstanden hatten. »Mögen Sie meine Schuhe nicht?«
    »Sagen wir lieber so«, erwiderte Megan. »Sie sind für Ihre Arbeit ungeeignet, und ich möchte nicht, dass Sie ausrutschen und sich ein Bein brechen.«
    »Darauf lege ich auch keinen Wert«, versicherte Deborah.
    »Dann haben wir uns ja verstanden«, stellte Megan fest und bedachte Deborahs Minikleid, das ihre Oberschenkel eher entblößte als bedeckte, mit einem missbilligenden Blick. Doch anstatt etwas zu sagen, erhob sie sich. Deborah tat es ihr gleich.
    Maureen Jefferson war eine zweiundzwanzigjährige Afroamerikanerin, deren Hautfarbe an Cappuccino mit einer Menge aufgeschäumter Milch erinnerte. Ihre Nase war von ein paar frechen Sommersprossen übersät. Sie trug einen kurzen Bob-Schnitt, der ihre imposante Ohr-Piercing-Kollektion optimal zur Geltung brachte. Ihre Augenbrauen waren auffällig gebogen und verliehen ihrem Gesicht einen permanent verblüfften Ausdruck.
    Nachdem Megan die beiden jungen Frauen miteinander bekannt gemacht hatte, ließ sie sie allein. Zuerst sagte Maureen kein Wort. Stattdessen sah sie der Laborleiterin nach, die über den Hauptflur davonging, und schüttelte den Kopf. Erst als Megan in ihrem Büro verschwunden war, wandte Maureen sich Deborah zu und sagte: »Die Frau ist eine harte Nuss, findest du nicht auch?«
    »Sie wirkt ein bisschen steif«, entgegnete Deborah.
    »Wahrscheinlich hat sie dir gerade eine Standpauke darüber gehalten, wie wichtig im Labor die penible Einhaltung der Reinlichkeitsvorschriften ist, habe ich Recht?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, gestand Deborah. »Ich habe nämlich gar nicht richtig zugehört.«
    Maureen musste lachen. »Ich glaube, wir müssten miteinander klarkommen. Wie heißt du noch? Georgina?«
    »Ja, Georgina«, erwiderte Deborah. Wenn sie ihren falschen Namen nannte, bekam sie jedes Mal Herzrasen.
    »Meine Freunde nennen mich Mare«, sagte Maureen. »Wie ein weibliches Pferd.«
    »Dann nenne ich dich auch Mare«, sagte Deborah.
    »Dann kommen wir wohl am besten mal zur Sache. Ich habe hier ein binokulares Präpariermikroskop, durch das wir beide das gleiche Blickfeld haben. Einen Augenblick – ich hole uns ein paar Eizellen aus dem Inkubator.«
    Als sie außer Sichtweite war, holte Deborah ihr Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Anstatt die eingegangene Nachricht abzuhören, wählte sie direkt Joannas Nummer. Joanna war sofort am Apparat.
    »Hast du mich angerufen?«, fragte Deborah.
    »Ja. Ich hatte dich nur gebeten, mich zurückzurufen.«
    »Wie läuft es?«
    »Mein Job ist stinklangweilig, aber erträglich«, erwiderte Joanna. »Ich habe natürlich als Erstes versucht, in die Spenderdateien hineinzukommen. Aber sie sind gesperrt.«
    »Wundert mich nicht.«
    »Ich habe vor, um elf Uhr eine halbe Stunde Pause zu machen. Kannst du dich dann mit mir treffen?«
    »Wo?«
    »An dem Wasserspender im Hauptflur, in der Nähe der Tür zum Server-Raum.«
    »Okay, ich bin da«, versprach Deborah. Sie unterbrach die Verbindung und verstaute das Handy erneut in ihrer Umhängetasche. Während des Telefonats hatte sie sich im Labor umgesehen. Außer ihr arbeiteten zurzeit nur fünf weitere Mitarbeiter in dem riesigen Bereich, dabei gab es gut und gerne Laborplätze für mindestens fünfzig Biologen und technische Assistenten. Die Leitung der Wingate Clinic schien davon auszugehen, in nächster Zeit enorm zu expandieren.
    Mare kehrte mit einer abgedeckten Petrischale zurück, die ein wenig Flüssigkeit enthielt. Für das bloße Auge war die Flüssigkeit klar und einheitlich, doch in Wirklichkeit bestand sie aus

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