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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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interessiert mich vor allem die Frage, wie das Zytoplasma eines Ovum im Stande ist, einen adulten Zellkern zu reproduzieren. Im Kern geht es dabei um die zurzeit geläufige Technik des Klonens von Tieren. Sie kennen doch sicher das Klonschaf Dolly.«
    »Dolly ist mir sehr wohl ein Begriff«, sagte Deborah und lehnte sich zurück. Je länger Dr. Saunders über seine Forschung sprach, desto mehr Leidenschaft schwang in seiner Stimme mit. Gleichzeitig hatten sich seine sonst so blassen Wangen zusehends gerötet, und er war mit seinem Gesicht immer näher an sie herangekommen, bis sie schließlich bei jedem harten Konsonanten seinen Atem spürte.
    »Wir stehen an einem einzigartigen Scheideweg, der die gesamte biologische Wissenschaft verändern wird«, fuhr Dr. Saunders mit gesenkter Stimme fort, als ob er ihr ein wichtiges Betriebsgeheimnis anvertraute. »Sie können sich wirklich glücklich schätzen, Miss Marks! Sie sind in einer einzigartigen, ja revolutionären Zeit zu uns gestoßen. Wir stehen kurz vor einem gewaltigen Durchbruch – und zwar gleich auf mehreren Gebieten! Sagen Sie mir: Hat Helen Masterson Ihnen unser Aktienoptions-Programm erklärt?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte Deborah. Sie hatte sich inzwischen so weit zurückgelehnt, wie es irgend ging, ohne die Balance zu verlieren und vom Laborhocker zu fallen.
    »Das Management der Klinik will, dass alle Angestellten von der Goldmine profitieren, als die sich unsere Forschung demnächst erweisen wird«, erklärte Dr. Saunders. »Deshalb bieten wir allen unseren hochgeschätzten Mitarbeitern Aktienoptionen an, wobei die Labormitarbeiter besonders bevorzugt werden. Sobald wir den ersten Durchbruch feiern können und unsere Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen – wahrscheinlich durch einen Artikel in Nature –, gehen wir an die Börse. Ab dann wird die Wingate Clinic nicht mehr ein kleines Privatunternehmen in der Hand weniger Eigentümer sein, sondern eine richtige Aktiengesellschaft, die an der Börse gehandelt wird. Sie können sich ja sicher vorstellen, was das für den Wert der Aktienoptionen bedeutet.«
    »Die Aktien werden vermutlich steigen«, erwiderte Deborah. Dr. Saunders war ihr inzwischen so nahe gekommen, dass sie direkt in das Schwarze seiner Pupillen blickte. Jetzt erkannte sie auch, warum seine Augen irgendwie eigenartig wirkten. Die Iris waren leicht unterschiedlich gefärbt, und die inneren Lidwinkel waren etwas zugewachsen und bedeckten die weiße Sklera in einer Art, dass es aussah, als würde er leicht schielen.
    »Durch die Decke werden sie gehen!«, fuhr Dr. Saunders fort, wobei er jedes einzelne Wort betonte. »Was im Klartext heißt, dass alle Millionäre werden – jedenfalls alle Besitzer der Aktienoptionen. Und deshalb ist es ungeheuer wichtig, dass nichts von dem, was wir hier tun, nach draußen dringt.« Um seine Worte zu unterstreichen, legte er sich den Zeigefinger auf die Lippen. »Geheimhaltung ist von allergrößter Bedeutung. Vor allem deshalb legen wir so viel Wert darauf, dass unsere Angestellten – und im Besonderen die Mitarbeiter des Labors – auf dem Klinikgelände wohnen; und aus genau diesem Grund mögen wir es überhaupt nicht, wenn irgendeiner unserer Mitarbeiter mit klinikfremden Leuten über unser Tun hier spricht. Wir vergleichen unsere Anstrengungen gerne mit dem Manhattan-Projekt – der Geheimoperation, bei der die Atombombe entwickelt wurde. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Deborah nickte. Dr. Saunders war wieder ein wenig zurückgewichen, doch er nahm sie nach wie vor unerbittlich und mit starren Augen ins Visier. Wenigstens konnte sie sich wieder vorbeugen und auf ihrem Laborhocker eine etwas bequemere Sitzposition einnehmen.
    »Wir verlassen uns darauf, dass Sie mit niemandem über unsere Arbeit hier sprechen«, fuhr Dr. Saunders fort. »Es ist zu Ihrem eigenen Vorteil.« Nach diesen Worten hielt er inne.
    »Ich bin ein sehr vertrauenswürdiger Mensch«, erwiderte Deborah schließlich, offenbar war sein Schweigen so zu verstehen, dass er auf eine Antwort wartete.
    »Wir wollen auf keinen Fall, dass uns irgendjemand zuvorkommt«, nahm Dr. Saunders den Faden wieder auf. »Nicht nach den vielen Mühen und Anstrengungen. Und Sie können mir glauben, dass es allein in der Gegend rund um Boston genug Institute gibt, die an dem gleichen Projekt arbeiten wie wir.«
    Deborah nickte erneut. Was die örtliche Biotech-Industrie anging, kannte sie sich ein bisschen aus; sie

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