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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Stilkritik empört zusammenzucken. Ja, ich trug eine graue Kordhose und ein T-Shirt, das die Farbe von getrocknetem Kaugummi hatte. Aber unscheinbar und beliebig auszusehen war schließlich genau mein Ziel gewesen.
    »Ich bin ja auch undercover hier«, antwortete ich beleidigt.
    »Genau so siehst du aus«, rief eine tiefe Stimme aus der entgegengesetzten Richtung – der Glatzkopf.
    »Und wen haben wir hier?«, sagte die erste Stimme.
    Ich hörte, wie Skates über den Betonboden rumpelten. Widerstrebend zwängte ich meine Lider auf und sah, wie Mwadi Wickersham anmutig aus dem netzhautversengenden Lichtkegel glitt. Ich bekam aus den Augenwinkeln mit, dass uns offenbar noch ein paar weitere Gestalten umzingelten und jeden Fluchtweg abschnitten. Die Truckerkappe und die Cowboystiefel von Futura Garamond blitzten aus der Lichtwand hervor. Er blieb vor Jen stehen und betrachtete ihre Schuhe.

    »Hey, guckt euch das an. Sie hat die Schnürsenkel.« Ein anerkennendes Raunen ging durch die Reihen unserer Kidnapper.
    »Stimmt.« Mwadi blickte durch ihre Sonnenbrille prüfend auf Jen hinunter. »War das deine eigene Idee, Honey?«
    Jen schaute blinzelnd zu ihr auf. »Ja. Was hat er damit gemeint, als er die Schnürsenkel sagte?«
    »Mandy hatte ein Foto von den Schnürsenkeln dabei. Respekt, Kleine. Wir waren alle schwer beeindruckt.« Mwadi nickte wohlwollend. Eine mächtige Königin, die mit ihrer Untertanin zufrieden ist. »Gute Arbeit.«
    »Äh, danke.«
    »Lasst uns gehen!«, verlangte ich, falls man in Anbetracht meiner sich überschlagenden Stimme überhaupt von verlangen reden konnte.
    Mwadi Wickersham drehte sich zu mir um und sagte: »Nicht bevor der Deal unterzeichnet ist.«
    Ich schaute zu Mandy. Sie warf mir einen Blick zu, den sie normalerweise Leuten vorbehielt, die halsstarrig behaupten, Dreiviertelhosen seien bald wieder ganz groß in Mode.
    »M-Moment mal«, stammelte ich. »Welcher Deal?«
    »Der größte Deal in meiner Karriere, Hunter«, seufzte Mandy. »Meinst du, du schaffst es, ihn mir nicht zu versauen? «
     
    Wir saßen an einem der Tische in dem Restaurant aus dem Werbespot: Jen und ich, Mwadi Wickersham, Mandy und Futura Garamond. Um uns herum, halb unsichtbar hinter der flirrenden Wand aus Scheinwerferlicht, standen ein paar weitere Handlanger. Ich sah die silbernen Haare der Futura-Sarcastic-Frau aufblitzen und erkannte die Silhouette des Glatzkopfs,
dessen wachsame Körperhaltung nahelegte, dass eine Flucht nicht in Betracht kam. Das Studio schien sich von unserer Lichtinsel aus meilenweit in jede Richtung zu erstrecken und ließ unsere Stimmen echoartig hallen.
    »Dann bist du also nicht gekidnappt worden?«, fragte ich Mandy jetzt schon zum dritten Mal.
    »Na ja … anfangs schon.« Sie warf Mwadi einen Blick zu.
    Mwadi nahm ihre Sonnenbrille ab und blinzelte. Ihre Augen waren so grün wie die von Jen, aber durchdringender und im grellen Scheinwerferlicht zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Sie trug ein Männerunterhemd und eine ausgewaschene No-Name-Jeans mit breitem schwarzen Gürtel und hatte eine dicke Kette aus unechtem Gold um den Hals hängen: klassischer Ghetto-Kid-Style, ungefähr Mitte der Breakdance-Ära. Im Winter komplettiert eine schwarze Lederjacke den Look. Als Cool Hunter wusste ich, dass jemand, der in der Bronx aufwuchs, praktisch automatisch zum Logo-Verächter werden musste .
    Sie legte mit der unendlichen Gelassenheit, die man ausstrahlt, wenn man einer älteren Generation angehört, aber nach wie vor extrem cool ist, die Sonnenbrille auf den Tisch. »Wir haben Mandy einen Deal vorgeschlagen.«
    »Du machst Geschäfte mit dem Klienten?«, fragte Jen erschüttert.
    »Na klar. Der Überraschungseffekt war sowieso hinüber. Und sie wollten sie unbedingt haben.«
    »Stimmt«, sagte Mandy.
    »Was wolltet ihr?«, fragte ich.
    Jen sah Mwadi immer noch fassungslos an. »Du bist übergelaufen«, sagte sie.

    Ich hatte das Gefühl, Untertitel zu lesen, die nicht zum Dialog passten. »Was?«
    »Dass es so läuft, war nicht geplant«, sagte Mwadi finster, und ihre Skates rumpelten unheilvoll unter dem Tisch, während sie die Füße rastlos vor- und zurückrollte. »Wir haben ganze zwei Jahre an diesen Schuhen gearbeitet, bis sie wirklich absolut perfekt waren. Wir wollten sie mit dem durchgestrichenen Klientenlogo auf die Straße bringen. Aber bestimmte Mitglieder unserer Organisation waren der Meinung, sie wären zu cool. Sie befürchteten, wir würden dem Klienten in die

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