Cool Hunter
Hände spielen, weil seine Marke dadurch plötzlich wieder angesagt sein könnte.«
»Dann wäre der Schuss ganz schön nach hinten losgegangen«, sagte Jen.
Ich nickte nachdenklich. Allmählich wurden mir ein paar Dinge klar. »Als wir die Schuhe das erste Mal gesehen haben, waren wir uns auch nicht sicher, ob sie eine Fälschung waren oder ob der Klient sich vielleicht auf seine Wurzeln zurückbesonnen hat. Du bist also nervös geworden, weil du befürchtet hast, der Schuh könnte zum Eigentor werden, stimmt’s?«
»Ich bin nicht nervös geworden«, sagte Mwadi in einem Ton, der deutlich machte, dass sie nie nervös wurde. »Aber bestimmte Leute haben die Nerven verloren und auf eigene Faust gehandelt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Das hat man davon, wenn man mit Anarchisten zusammenarbeitet.«
»Was haben sie gemacht? Die Polizei gerufen?«, fragte Jen.
»Irgendjemand hat den Klienten angerufen«, schaltete Mandy sich ein, »und ihn darüber informiert, dass eine Ladung von Fälschungen in den Markt eingeschleust werden soll. Daraufhin haben die Oberbosse statt die Cops einzuschalten,
erst mal Greg Harper losgeschickt, um sich die Schuhe anzuschauen.«
»Greg Harper – deinen direkten Vorgesetzen.« Ich nickte. »Aber als er die Schuhe gesehen hat, muss ihm klar geworden sein, dass sie besser sind als das Original.«
Mandy grinste. »Ein Sesselpupser wie Greg hatte natürlich keine Ahnung, wie er mit der Sache umgehen soll. Er wollte die Meinung von jemandem von der Straße einholen, also hat er mich damit beauftragt.«
»Und deswegen hast du mich und Jen dort hinbestellt«, sagte ich.
Futura Garamond schob sich seine Truckerkappe in den Nacken. (Vorne war die Silhouette eines nackten Mädchens abgebildet – ein Klassiker, den man oft als Aufkleber auf LKW-Schmutzfängern sieht. Ich fand es ziemlich kühn von ihm, seinen Proll-Look so konsequent durchzuziehen.) »Zu dem Zeitpunkt hatten wir schon mitgekriegt, was los war. Also beschlossen wir, die Schuhe aus der Stadt zu schaffen, bis sich die Lage wieder einigermaßen entspannt hätte. Aber dann tauchte plötzlich Mandy auf, als wir gerade dabei waren, den Umzug vorzubereiten. Tja, und da hat ein gewisser Jemand die Nerven verloren.« Er und Mwadi warfen dem Glatzkopf einen enttäuschten Blick zu.
Der zuckte mit den Schultern. »Was hätte ich denn machen sollen? Ich musste improvisieren. Also hab ich die Schuhe erst mal stehen gelassen und mir Mandy geschnappt. Hat doch alles super geklappt.«
»Dann hast du sie also wirklich entführt?«, fragte Jen.
»Ich hab doch gesagt, dass ich improvisieren musste.«
»Und dann hast du beschlossen, mit ihnen zu verhandeln?«,
fragte ich Mandy. Meine Stimme klang zwar fassungslos, aber im Grunde war ich nicht überrascht. Dass sie versuchte, mit ihren Entführern ins Geschäft zu kommen, klang genau nach der Mandy, die ich kannte und mochte. Ich sah förmlich vor mir, wie sie ihr Klemmbrett zückte und einen Vertragspunkt nach dem anderen abhakte.
»Eure Ms Wilkins ist eine knallharte Verhandlungspartnerin. « Mwadi bedachte Mandy mit dem Nicken. »Ihr war klar, dass wir die Schuhe loswerden wollten und der Klient sie wiederum unbedingt haben wollte. Also hat sie uns einen guten Preis dafür geboten.«
»Es müssen nur noch ein paar letzte Punkte geklärt werden, dann haben wir den Deal unter Dach und Fach.« Mandy warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wir wären schon längst fertig, wenn ihr beide hier nicht diese Räuber – und-Gendarm-Nummer abgezogen hättet.«
»Ist ein bisschen blöd gelaufen«, gab ich zu. »Sorry.« Vor meinem inneren Auge öffnete sich ein Score-Fenster: Amateurdetektive: Die Spieler haben immer noch null Punkte.
»Aber du kannst sie doch nicht einfach verkaufen !«, sagte Jen aufgebracht zu Mwadi. »Wenn du das tust, landen sie innerhalb kürzester Zeit auf den Wühltischen der Outlet-Stores.«
Mwadi zuckte resigniert mit den Achseln. »Anarchie ist ein Bargeschäft, Honey. Die Hoi-Aristoi -Aktion hat uns einiges mehr gekostet, als unser Budget hergab.«
Jen nickte nachdenklich, dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck plötzlich. »Wie habt ihr das eigentlich hingekriegt?« Sie beugte sich nach vorn, die Augen so groß wie die einer japanischen Zehnjährigen. »Die Paka-Paka-Geschichte, meine ich. Habt ihr wirklich rausgefunden, wie man mithilfe von
Lichteffekten in die Struktur menschlicher Gehirne eingreifen kann?«
Mwadi lachte. »Nicht so hastig, Kleine, nicht so
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