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Cool

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Titel: Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Entfernung an. Sie sieht, daß die Fensterläden geöffnet sind. Die Villa ist bewohnt. Sie zögert einen Augenblick, wendet das Auto mit einer scharfen Drehung, gibt Gas und rast davon. Sie hat genug gesehen: Sie ist fest davon überzeugt, daß ihr Mann wieder untreu gewesen ist. Aber sie hat die Nerven nicht, an die Tür zu klopfen und ihn mit hochrotem Kopf zu ertappen.
    Sie fährt nach Hause zurück und versucht, nicht zu weinen. Was anschließend passiert, dafür ist sie eigentlich nicht mehr verantwortlich. Sie sieht rot und will nur sicher sein, daß ihr Mann auch in Castagniers ist. Und sie will, daß er weiß, daß sie weiß, was er tut. Sie will, daß er sich schuldig fühlt. Sie greift zum Telefonhörer und ruft den Besitzer der Villa an.
    »Haben Sie die Villa vermietet?« fragt sie scheinheilig. »Nein. Keineswegs. Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich bin gerade an Ihrem Haus vorbeigefahren und habe gesehen, daß die Fensterläden geöffnet sind. Ich wollte lieber nachfragen, bevor irgend etwas geschieht.«
    »Nein. Eigentlich sollte da jetzt niemand sein. Sie haben doch noch den Schlüssel?«
    »Ja«, lügt sie.
    »Kann Ihr Mann nicht mal eben hinauffahren und nachsehen?«
    »Er ist nicht da. Er ist nach Lion gefahren, auf Geschäftsreise«. In der Leitung herrscht einen Augenblick lang Stille. Dann fährt Madame V. fort: »Ich bin beunruhigt. Es sind in der letzten Zeit so viele Einbrüche an der Côte passiert. All diese Hippies und Gauner…«
    Die letzten Worte bleiben nicht ohne Wirkung. »In Ordnung«, sagt der Besitzer. »Da es meine Villa ist, rufe ich jetzt die Polizei an.«
     
    Frankreich hat zwei verschiedene Polizeisysteme. In den Großstädten gibt es die Police Judiciaire, die so ähnlich wie die deutsche Polizei arbeitet, und dem Innenministerium unterstellt ist. Auf dem Lande und in den kleinen Städten sorgt die Gendarmerie für Ordnung. Sie gehört zur Armee und ist dem Verteidigungsministerium unterstellt. Gendarmen sind immer uniformiert, und es gibt keine Kriminalbeamten unter ihnen. So sind sie verpflichtet, alle kriminellen Delikte der nächsten Police Judiciaire zu übergeben.
     
    Der Besitzer der Villa in Castagniers ruft die Gendarmerie in Plan du Var an. Der Anruf erreicht Claude Destreil. Er sieht aus wie die meisten Gendarmen, hat kurzgeschnittenes Haar und trägt ein blaues Leinenhemd. Wie alle Landpolizisten ist er natürlich immer höchst interessiert, wenn etwas Außergewöhnliches passiert. Und da er im Moment nichts weiter zu tun hat, als langweilige Unfallberichte auszufüllen, schnappt er sich seinen Kollegen Patrick Gruau und fährt mit ihm zu der Villa.
    Destreil parkt den schmalen, blauen Dienstwagen unter einem der Olivenbäume, und die beiden Männer schauen sich um. Gruau klettert die siebzehn Stufen bis zur Eingangstür hinauf, klopft mehrmals und bekommt keine Antwort. Beide bewundern den Blick über das Tal des Var-Flusses.
     
    Tatsächlich sind die Fensterläden geöffnet und sogar ein Fenster. Die Garage ist verschlossen, aber sie können durch ein Fenster hineinsehen. Drinnen steht ein funkelnagelneuer, metallgrauer Peugeot 504. Sie schreiben sich die Nummer auf. Von einem Einbruch jedoch keine Spur. Die Gendarmen kehren auf ihre Wache zurück. An diesem Nachmittag finden sie heraus, daß der Peugeot einem Vertreter für Musikinstrumente in Beziers gehört, einer südfranzösischen Stadt, die rund dreihundert Kilometer entfernt ist.
     
    Um achtzehn Uhr dreißig kehren sie zur Kontrolle noch einmal zu der Villa zurück. Diesmal haben sie mehr Glück. Zwei teure Autos stehen in der Einfahrt. Ein Mercedes und ein Renault 17. Und dann sitzen da noch vier Männer auf den Treppenstufen.
    Die Gendarmen fragen sie, was sie hier suchen. Der älteste der vier Männer erklärt: »Wir haben diese Villa gemietet und warten nun auf einen Freund, der uns den Schlüssel bringen soll.«
    Aber der Besitzer hatte am Telefon ausdrücklich darauf bestanden, diese Villa an niemanden vermietet zu haben. Die Gendarmen fragen die Männer nach ihren Papieren und notieren sich die Namen und Adressen:
    - Dominique Poggi; 23, Rue Fourmillière, Antibes; geboren am 16. Februar 1926 in Farinole, Korsika.
    - Daniel Michelucci; 20, Rue Samatan, Marseille; geboren am 6. Oktober 1947 in Marseille.
    - Christian Duche; 36, Esplanade de la Tourette, Marseille; geboren am 8.März 1947 in Marseille.
    - Alain Pons – ohne Papiere.
    »Wir wissen aber, daß der Besitzer diese Villa gar nicht

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