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Cool

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Titel: Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Paillontunnel finden. Dann erforscht er die Strecke zu Fuß. Sein Bericht darüber klingt glaubhaft, wenn auch übertrieben: »Ich habe sechs Nächte in den Kanälen verbracht, bin mit den Ratten durch die Guilischeiße gewatet, inmitten eines bestialischen Gestanks. Ich ging jeden Winkel ab, Stück für Stück, bis ich jede Ecke, jede Sackgasse kannte. Wenn ich den Weg verlor, brauchte ich nur in einem der Schächte nach oben zu klettern, ein Kanalgitter zu heben, mich nach der Straße zu orientieren - und weiter ging’s.« Es mag nicht sechs Nächte gedauert haben, und sicherlich war er auch nicht so dumm, seinen Kopf aus offenen Kanalschächten zu stecken, aber sein Erkundungsgang muß ihm einige wichtige Aufschlüsse gegeben haben:
     
    1. Es ist möglich, von der Avenue Maréchal-Lyautey die Rampe hinunterzufahren und über das ausgetrocknete Flußbett des Paillon - nachdem eine verrostete, kaum einen halben Meter hohe Absperrung beseitigt worden ist - ohne Schwierigkeiten auf die unterirdische Straße zu gelangen.
    2. Die Stelle, an dem die Straße der Bank am nächsten ist, liegt unter der Kreuzung der Rue Félix-Faure und der Rue Chauvain.
    3. Ein zweiter Eingang in den Untergrund - für Personen, aber nicht für Fahrzeuge - geht von der Place Massena am Anfang der Rue Félix- Faure ab. Hier ist eine Tiefgarage, von der aus es in den Syphonraum geht, in dem die städtischen Angestellten den jährlichen Niederschlagspegel ablesen können. Das Parkhaus wird von Stockwerk zu Stockwerk von Fernsehkameras kontrolliert. Das TV-Bild kann jedoch unterbrochen werden, wenn man zwischen der Tür des Syphonraumes und der Kamera einen Wagen parkt. Wer diesen Eingang nimmt, erspart sich einen Umweg von drei Kilometern. Außerdem zapft Spaggiari hier das elektrische Licht der Stadt an, das er per Kabel in seinen Tunnel leitet.
    4. Der dritte Eingang liegt noch näher bei der Bank, aber er ist auch gefährlicher: Der Kanaldeckel an der Ecke Rue de l’Hôtel-des-Postes und der Rue Gustave-Deloye. Die schwersten Arbeitsgeräte, die unterirdisch kaum bis zur Bank transportiert werden können, gelangen durch diesen Eingang in den Kanal. Er soll jedoch so wenig wie möglich benutzt werden.
    5. Unter der Rue de l’Hôtel-des-Postes führt ein Kanalgang entlang, der in einer Sackgasse endet. Hier können Schutt und Erdmassen vom Tunnel abgeladen werden.
    6. Der Tunnel bis zur Wand des Tresorraums muß vom Kanal unter der Rue Gustave-Deloye gegraben werden, nahe dem gefährlichen Einstiegsschacht. Genauere Einzelheiten müssen noch ausgearbeitet werden, aber der Basisplan steht. Nun braucht Spaggiari nur noch die Profis für die Durchführung.
     
    Anfang 1976 kontaktet er eine Gruppe, die als >Le Gang des Marseillais< bekannt ist. Marseille ist seit den Zwanziger Jahren Frankreichs Hauptstadt des Verbrechens. Hier haben sich unter der Ära der berühmt-berüchtigten Mafia der Guerini-Brothers alle Gangster ihre ersten Lorbeeren verdient. Selbst wenn Nizza langsam Marseille den Rang als Verbrecherhochburg abläuft, ist und bleibt Marseille die beste kriminelle Grundschule.
    Die Gang interessiert sich für Spaggiaris Plan und schickt ein paar Leute zur Tatortbesichtigung. Doch die Sache hat einen Haken: Ihr Tunnelexperte, ein Italiener mit dem Spitznamen >der Maurer<, sitzt im Gefängnis. Er muß befreit werden - auf Spaggiaris Kosten. Albert schluckt die zweifelhafte Geschichte und schießt 28 000 Francs vor. Der Mauren flieht kurz danach aus dem Kittchen in Bourges. [* Die Autoren - und natürlich auch die Polizei - kennen den richtigen Namen des Maurers. Da er jedoch bisher nicht verhaftet worden ist, darf er nach französischem Gesetz nicht identifziert werden, solange man ihn nicht eines Verbrechens überführt hat oder er geständig ist. Aus dem gleichen Grund wird der Leser von einigen Gangstern nur die Spitznamen oder Initialen erfahren.]
    Die Marseillais gelangen in die Kanalisation durch die Tiefgarage auf der Place Massena und den Syphonraum. Sie schauen sich die unterirdische Straße an, waten durch die Kanäle und sehen die Stelle, wo Spaggiari seinen Tunnel plant. Der >Maurer< untersucht das Erdreich. »Das ist wie Pudding«, sagt er. »Der Tunnel muß abgestützt und ausgebaut werden.«
    Die Männer sehen sich die Bank von außen und den Eingang zu der unterirdischen Straße, durch das Flußbett des Paillon, an.
    Sie mögen den Plan. Aber sie mögen Spaggiari nicht. Sie lehnen ab.
    Wie schon die Armee, die OAS und

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