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Cool

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Titel: Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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vorliegt. Und sie können schließlich keine halben Verdächtigungen weitergeben. Außerdem finden sie den Fall eher aufregend. Nicht oft können die Männer in den blauen Leinenhemden beweisen, daß sie mehr auf dem Kasten haben als die Kripobeamten. Diese geschniegelten Kerle mit Maßanzügen und exklusivem Aftershave!
    Auch die Gendarmen haben ihre »indics«, ihre Spitzel. Einer ist ihnen ganz besonders verpflichtet, weil er illegale Pferdewetten annimmt. Es ist ein Bistrobesitzer. Beim Vichy mit Erdbeersirup sagt er ihnen hinter vorgehaltener Hand: »Die vier aus Castagniers waren bei mir. Sie haben gesagt, daß sie an einem Ding drehen. Einem Superding.«
    So weit sind die Gendarmen mit ihren Ermittlungen bereits, bevor der Bankraub des Jahrhunderts überhaupt gestiegen ist. Es ist schon verwunderlich, daß die kleinen Gendarmen die Besitzer von vier verdächtigen Autos kennen, zehn spektakuläre Namen und die Story von einem Superding, während die großartigen Kripobeamten in Nizza noch völlig im Dunkeln tappen. Das ist genauso, als ob ein Vorstadt-Schutzmann von einem Überfall auf eine Landeszentralbank Wind bekommen hat, während das deutsche Bundeskriminalamt schläft.
     
    Der Zufall will es, daß die eifersüchtige Frau Spaggiari tatsächlich in Schwierigkeiten bringt. Die Villa ist sein Hauptquartier. Hier hat er das gesamte Material für den Bankraub gehortet. Und die Gendarmen kommen zu der Villa, als es bereits kurz vor zwölf ist. Der Bankraub ist eigentlich für den Abend geplant gewesen, als die vier Männer auf den Treppenstufen der Villa in Castagniers überrascht werden.
    Doch das Unternehmen muß verschoben werden, weil ein wichtiger Besucher an diesem Wochenende nach Nizza kommt.
    Um siebzehn Uhr dreißig trifft am Samstag, dem 10. Juli 1976, der Mystère-20-Privatjet des französischen Staatspräsidenten Giscard d’Estaing auf dem Flugplatz Nice-Cöte-d’Azur ein. Das Departement Var ist das einzige in Südfrankreich, das bei den letzten Wahlen für ihn gestimmt hat. Alle anderen Departements haben den Verlierer, François Mitterrand, gewählt.
    Der Präsident verläßt den Jet mit einem entspannten Lächeln. Er ist braungebrannt und trägt einen grauen Maßanzug. Er winkt der Menge auf der Flughafenterrasse zu.
    Er fährt die Promenade des Anglais entlang, die gesäumt ist von begeisterten Schwenkern der üblichen Trikolorefähnchen. Giscard d’Estaings Besuch gilt einer Marineübung in St.-Jean-Cap-Ferrat. Danach kehrt er ins Palais Masséna, nach Nizza, zu einem offiziellen Empfang zurück.
    Zwei kleine Mädchen in Nationaltracht überreichen ihm Blumen, und er schreibt sich in das goldene Buch der Stadt ein. Bürgermeister Jacques Médecin überreicht ihm eine Korallskulptur. Er ist nicht nur der erste Mann der Stadt, sondern zugleich auch Tourismusminister in Giscards Kabinett, sein Vertrauter und ein guter Freund. Der Präsident schüttelt einigen der sechshundert geladenen Gäste die Hand.
    Einer der Gäste ist ein gut gekleideter Mann in einem maßgeschneiderten Alpaka-Anzug und einem Cape, das er locker über die Schultern geworfen hat. Er ist eine muskulöse Erscheinung und hat den Gang einer Katze. Sein dunkles Gesicht zeigt viel Charakter. In seinen Augen leuchten Ironie und Fröhlichkeit, sein dunkles Haar ist von einigen grauen Strähnen durchzogen, er hat eine lange Nase, ein starkes Kinn und ist immer zu einem Lächeln aufgelegt. Er scheint sich wohl zu fühlen, ist jedoch ein aufmerksamer Beobachter. Er ist der Hof-Fotograf von Nizza und zugleich ein sehr guter Freund des Bürgermeisters: Albert Spaggiari. Diesmal fotografiert er allerdings nicht, sondern widmet sein ganzes Interesse den Bodyguards des Präsidenten. Einige der Leibwächter haben kleine rote Nadeln in den Anzugrevers. Andere sind nur schwer auszumachen. Spaggiari muß zweimal hinschauen, bevor er eine junge Frau als Agentin erkennt. Als sie ihre Handtasche beim Herausholen der Puderdose öffnet, sieht er ihre Dienstpistole. Draußen, auf den Dächern, wimmelt es von Scharfschützen, die für die Sicherheit des Präsidenten ihre Stellung halten.
    Verstärkungen der Polizei sind aus Cannes, Toulon und sogar aus Marseille gekommen. In Nizza wimmelt es von Bullen. Die Stadt steht unter maximaler Sicherheit. Vermutlich haben sie sogar die Kanalisation nach Bomben abgesucht.
    Davor hat Spaggiari Angst. Sein Zeitplan ist durcheinandergeraten. Gestern der Ärger mit der eifersüchtigen Frau in Castagniers, und

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