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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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säuberlich um Robins Fuß, und er trug Robins grauen Tweedmantel und Robins breitkrempigen Hut. Gelassen schlenderte er über das A-Deck zur Gangway für Besucher und verließ die S. S. Empire.
    Zum Flughafen Orly nahm er nur einen Koffer mit. Der Beamte warf einen kurzen Blick in den Paß, gab ihn zurück und sagte energisch: »Vielen Dank, Mr. Gerald.« Der Zollbeamte war großzügig, und der Ticketkontrolleur hätte nicht freundlicher sein können. Als Owen aber das Düsenflugzeug der Air France auf dem Vorfeld erblickte, als er die gewaltige Flügelspannweite wahrnahm und sah, wie relativ klein doch die Düsen waren, wurde ihm weich in den Knien, und sein Gesicht färbte sich so grau wie sein Bart.
    Ein Lautsprecher im Abfluggebäude forderte die Passagiere von Flug 5 auf, an Bord der Maschine zu gehen. Jetzt kam der schlimmste Augenblick; nicht einmal der Gedanke an Harriets Ermordung beschäftigte Owen so sehr wie diese Sekunde. Doch er nahm sich zusammen und ging mit schleppenden Schritten zur Abflugrampe.
    Seine Erinnerungen an den Flug waren lückenhaft. Er durchlebte fünf Minuten puren Entsetzens während des steilen Starts, acht Stunden im Wechsel zwischen Angst, Apathie und Müdigkeit und eine qualvolle halbe Stunde nach der Ankündigung des Kapitäns, daß man sich nun Idlewild nähere.
    Schließlich war die Maschine sicher gelandet, und er war bereit für den wichtigsten Teil seines Plans.
    Als er sein Gepäck wiederhatte, war es in New York Mitternacht. Er stieg in ein Taxi und ließ sich zum Grand-Central-Bahnhof fahren.
    Dort deponierte er sein Gepäck in einem Schließfach und ließ sich von einem zweiten Taxi zu der Straße fahren, in der Harriet und er die letzten vier Jahre ihrer Ehe verbracht hatten. Das Sandsteinhaus wirkte von außen ganz unscheinbar, doch Harriet hatte das Innere mit viel Geld völlig umbauen und modernisieren lassen.
    Es war nach zwei Uhr, als Owen endlich seinen Schlüssel benutzte – die Straße war leer, die Fenster der gegenüberliegenden Häuser zugezogen.
    Leise stieg er die Treppe zum Schlafzimmer hinauf und fand es unbenutzt.
    Harriet war nicht zu Hause.
    Das überraschte Owen nicht. Es war Sonnabend. Er war ja schließlich offiziell in Paris, und Harriet hatte durchaus schon Bereitschaft gezeigt, auch ohne ihn auszugehen. Dennoch war er bekümmert. Harriet machte es ihm noch leichter; ihr Verhalten bestätigte die Berechtigung seines Handelns.
    Er streckte sich auf dem Bett aus und wartete im Dunkeln.
    Eine Stunde später ging die Haustür. Auf Zehenspitzen schlich er in den Flur.
    Harriet war nicht allein. Ein Schatten folgte ihr, groß, hager und mit übertrieben breiten Schultern. Er hörte die Stimmen erst, als sie im Haus waren, und vermochte den Mann erst deutlich zu erkennen, als im Flur das Licht anging.
    »Meine Füße, meine Füße!« klagte Harriet lachend. »Douglas, du bist ein Unhold, weißt du das?«
    Douglas war ein schnurrbärtiger Unhold mit langen Koteletten. Owen, der sich stirnrunzelnd im Schatten hielt, vermutete, daß er einen von Harriets Tanzlehrern vor sich hatte, der hier offenbar Überstunden machte.
    Der Mann umfaßte mit beiden Armen Harriets Taille.
    »Laß das«, sagte sie achtlos und drehte sich vor dem Spiegel. Der Mann drückte ihr das Kinn in die Halsgrube, und sie kicherte. »Habe ich dir schon gesagt, daß sich mein Mann gemeldet hat?« fragte sie.
    Er zog sie an sich.
    »Gestern kam ein Telegramm«, fuhr sie fort. »Er trifft am Zwölften mit der Empire ein.«
    »Vielleicht sinkt der Kahn ja«, sagte der Mann, und Harriet lachte.
    »Genau das tue ich jetzt auch: ich lasse mich in die Federn sinken. Ich bin schrecklich müde, Douglas. Sei ein braver Junge und geh nach Hause.«
    »Ich wäre lieber ein böser Junge und bliebe bei dir.«
    Sie trat einige Schritte zurück und ging zur Tür.
    »Ruf mich morgen an«, sagte sie.
    Als er fort war, kam Harriet die Treppe herauf. Owen drückte sich gegen die Wand und ließ sie das Zimmer betreten. Mit einer melodramatischen Geste, an der er insgeheim Spaß hatte, schaltete er das Licht ein.
    »Owen!« schrie sie.
    Er tötete sie mit einer modernen Gres-Vase, die passenderweise in Paris gekauft worden war.
    Jetzt kam eine unangenehme Zeit, unangenehm für einen Mann, der Ordnung und Sauberkeit liebte. Fünf Tage lang mußte er ein anonymes Leben führen. Er hatte sich überlegt, daß es so etwas am ehesten in jenen Stadtteilen gab, in denen die dunklen Seiten des Lebens am dunkelsten

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