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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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der Bühne um. Ich habe ja sonst nichts zu tun. Am Rand steht ein alter Jeep, der von Kugeln durchsiebt ist, und an der Wand hinter uns hängt ein riesiges Kreuz aus Neonleuchten. Daneben blinkt ein Leuchtturm, der aussieht wie ein Minarett, oder umgekehrt. Ich verstehe das alles nicht, und was die Schauspieler sprechen, verstehe ich auch nicht. Es ist ziemlich wirres Zeug, und meine einzige Hoffnung ist, dass ich einer der Ersten bin, die von der Bühne gezerrt werden. Unser Verschwinden soll wohl zeigen, dass wir Kinderkreuzzügler auf dem langen Weg nach Süden einer nach dem anderen in die Sklaverei verkauft werden.
    Und irgendwie finde ich es schon absurd, dass es für uns Komparsen genau das Gegenteil bedeutet: nämlich endlich Feierabend.

    Die ersten Glücklichen sind schon weg, als plötzlich ein lauter Ruf durch das Theater hallt.
    »TOR! TOR! TOR!«, brüllt der Feuerwehrmann und reißt den Arm mit seinem Radio in die Höhe. Aber das kann das Publikum nicht sehen. Es hört nur seine Jubelschreie: »TOR! TOR! TOR!«
    Dafür erntet er den zweiten Lacher des Abends. Die Einzige, die das nicht lustig findet, ist unsere Wärterin. Sie schnappt sich den Armen und zerrt ihn aus unserem Sichtfeld. Kurz darauf sind dumpfe Schreie zu hören.
    Es wird allerhöchste Zeit, dass ich hier verschwinde. Schmiergeld kann ich mir nicht leisten, also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Als das nächste Kind von der Bühne geschleppt werden soll, stelle ich mich dem Schauspieler einfach in den Weg. Er versucht, an mir vorbeizukommen, weil er sich schon einen anderen Kreuzzügler ausgeguckt hat. Vielleicht fließt hier wirklich Geld, wer weiß das schon ... Aber ich lasse ihn nicht vorbei, bis er endlich aufgibt, mich am Arm packt und von der Bühne zerrt.
    Warum sollte ich nicht auch mal Glück haben?
    Ich brauche jetzt nur den Jutesack abzugeben, mein Geld einzustecken und nach Hause zu gehen.
    Aber so läuft das nicht!
    Nicht bei Kai Baumann.
    Nicht, wenn man einen unsichtbaren Begleiter wie COOLMAN hat.

    Glaubt ihr an Gedankenübertragung?
    Habe ich früher auch nicht.
    Jetzt schon.
    Als ich es schon fast von der Bühne heruntergeschafft habe, brüllt plötzlich Alex von hinten: »Alter! Lass sofort unseren Kumpel los!«
    Und Justin schreit: »Kais Feinde sind echt auch unsere Feinde!«
    Dafür kriegen sie sogar Szenenapplaus aus dem Publikum!
    Ich bin fast ein bisschen gerührt, weil sie mich tatsächlich beschützen wollen. Bis ich sehe, dass sich Alex auf meinen Vater stürzt und ihm das Maschinengewehr entreißt, während Justin zu dem Feuerlöscher läuft, um sich damit zu bewaffnen.
    In diesem Moment rächt es sich bitter, dass ich keine Zeit hatte, ihnen zu erklären, wie das hier läuft.
    Ein paar von den Schauspielern versuchen Justin aufzuhalten, aber Alex greift schnell unter seinen Jutesack und schleudert eine Handvoll Tiefkühlerbsen auf den Bühnenboden. Wie die Heinzelmännchen rutschen die Männer darauf aus und landen auf den Brettern, von denen meine Mutter immer meint, dass sie die Welt bedeuten.
    Das Publikum kann sich vor Lachen kaum noch halten. Das steigert sich sogar noch, als Justin mit dem Feuerlöscher in der Hand zurückkommt.
    Keiner traut sich an ihn ran, weil Alex die Schauspieler und die anderen Komparsen mit seinem Maschinengewehr in Schach hält. Es scheint, als wolle es niemand auf einen Versuch ankommen lassen, ob die Waffe nicht vielleicht doch echt und geladen ist.
    »Lass sofort unseren Kumpel los, Alter! Sonst knallt’s«, droht Alex dem Mann, der immer noch meinen Arm umklammert hält.
    »Junge, mach doch keinen Quatsch!«, erwidert der Mann, und das ist eindeutig die falsche Antwort.
    Vor allem, weil er mich dabei weiterhin festhält.
    Justin ist es in der Zwischenzeit gelungen, die Gebrauchsanweisung des Feuerlöschers zu entziffern, und auf ein Zeichen von Alex entsichert er das Teil und hüllt die ganze Bühne in weißen Schaum. Wir stehen alle knietief in dem flauschigen Zeug, das schon anfängt, die ersten Zuschauerreihen zu erobern. Es dauert nicht lange, und der Schaum steht uns allen bis zum Hals.

    Ich finde das Ganze weniger spaßig, weil ich mich auf die Zehenspitzen stellen muss, um überhaupt noch etwas sehen zu können. Alex, Justin und meinen Vater hat das weiße Zeug schon vollständig verschluckt.
    Kurz bevor auch ich endgültig im Löschschaum verschwinde, sehe ich Lenas Eltern, die mit ihrer Tochter fluchtartig das Theater verlassen.
    »Mikrowelle!«,

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