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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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immer voranschreitet. Im Gegenteil: Auf den Homo sapiens folgt mit Alex und Justin der Homo stupido, und da kann man nur hoffen, dass die zwei später kinderlos bleiben.
    »Und wie kriegen wir den Wagen dann zu deinem Opa zurück, Alter?«, fragt Alex, als wir endlich den richtigen Stadtplan hochgeladen haben.
    Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich bin mal einen Müllcontainer gefahren. Aber ich glaube, das zählt nicht. Meine Schwester Anti kann Auto fahren, auch wenn sie noch keinen Führerschein hat. Aber die ist im Hotel.
    »Ich kann fahren, echt!«, sagt Justin.
    »Stimmt! Wir sind das perfekte Laser-Team, Alter. Ich knack die Dinger und Justin fährt sie«, klärt Alex mich auf, und das beruhigt mich ungemein. Jetzt weiß ich wenigstens, dass uns wirklich nichts passieren kann.
    Wenn es gefährlich wird, klauen wir einfach einen Wagen und verschwinden ... für ein paar Jahre im Jugendknast.
    Tolle Aussichten!

    Das Navi des iPhones kennt eine Abkürzung und führt uns durch eine schmale Gasse. Davon gibt es in Berlin nicht so viele, weil die meisten Straßen hier mindestens vier Spuren haben und breiter sind als bei uns zu Hause die Autobahn. Mir ist etwas unheimlich, weil ich mal gelesen habe, dass die US-Regierung amerikanische Touristen davor warnt, ohne Militärschutz durch Kreuzberg oder einige andere Berliner Stadtteile zu spazieren. Aber das ist natürlich kompletter Blödsinn, und wenn es doch stimmt, gilt das nicht für mich: Kai Baumann, furchtloser Hauptdarsteller aus
008 1/2.
    Dachte ich.
    Wir haben das Ende der Gasse fast erreicht, als sich uns zwei junge Türken in den Weg stellen. Obwohl sie weit geschnittene weiße Trainingsanzüge tragen, kann man darunter ihre Muskeln erkennen. Es sind sehr viele Muskeln und die haben sie bestimmt nicht vom Bücherlesen.

    Ehe sie »Geld oder Leben« sagen können, werfe ich mich lieber gleich auf den Boden, um ihnen zu zeigen, dass es sich gar nicht lohnt, mich niederzuschlagen. Alles, was ich in den Taschen habe, krame ich hervor und schmeiße es ihnen vor die Füße.
    Aber mein Zeug interessiert sie gar nicht. Sie haben nur Augen für die beiden iPhones. Es war doch keine so gute Idee, die Dinger vor sich herzutragen wie eine Laterne beim Martinsumzug. Das weiß doch jeder, dass iPhones Räuber anlocken wie Licht die Motten.
    »Rückt schon euer iPhone raus,
denn sonst heißt es
Aus die Maus
.
Wir sind hier die coolsten Checker,
immer oben auf dem Doppeldecker.
Wir geben euch noch exakt fünf Sekunden,
dann warten auch schon die nächsten Kunden.
Denn in diesem Revier
herrschen nur wir.«
    So einen ordentlichen Rap hätte ich den beiden Türken gar nicht zugetraut. Zugegeben, einige der Reime haken ein wenig und auch das Reimmaß ist etwas holprig, würde die alte Maier, meine Klassenlehrerin, bemängeln, aber alles in allem würde ich dafür eine Zwei plus geben.
    Ich hoffe nur, Alex und Justin fanden den Auftritt genauso überzeugend und rücken jetzt endlich ihre Geräte raus, damit wir unversehrt weiterkönnen.
    Aber das tun sie natürlich nicht.
    »Ihr kennt uns nicht, das ist euer Pech.
Wir reden Klartext und kein Blech.
Euer Vortrag war ja ganz nett,
aber jetzt geht ihr besser ab ins Bett.
Unsere iPhones kriegt ihr nicht,
also geht uns aus dem Licht.
Wir sind die neuen Checker hier,
für dieses Viertel ’ne echte Zier.«
    Das war auch nicht so übel.
    Ich würde sagen, eine glatte Zwei.

    »Das war krass! Respekt, Bruder!«, sagt einer der beiden Türken, und damit meint er natürlich nicht COOLMANs Auftritt, sondern den von Alex und Justin.
    »Danke, Alter. Ihr zwei wart aber auch ziemlich Laser«, bedankt sich Alex höflich.
    »Echt, ihr zwei seid voll das Phänomen«, ergänzt Justin. »Respekt auch für euer Outfit. Wo kriegt man so was?«
    Während sich über mir rührende Verbrüderungsszenen abspielen, stehe ich auf und stopfe meine Habseligkeiten zurück in meine Hosentasche.
    Die beiden Türken heißen Oberchecker Ali und Oberchecker Mehmet. Wenn wir mal Ärger haben, sollen wir sie anrufen, und nur weil Ali kein Blut sehen kann, verzichten die vier darauf, Blutsbrüderschaft zu schließen. Mir soll es recht sein. Hauptsache, wir kommen lebend hier raus.
    »Alter, das liebe ich am Reisen. Man lernt so viele nette Leute kennen«, sagt Alex, als wir uns von Ali und Mehmet verabschiedet haben.
    »Echt, solche Laser-Typen kannst du bei uns in Keinklagenstadt lange suchen«, sagt Justin, und das klingt tatsächlich so, als würde er das

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