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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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der Ferne und trotz des einsetzenden Schneetreibens kann ich erkennen, dass sie Haarbüschel in kleinen durchsichtigen Plastiktüten verkaufen. Ich möchte gar nicht wissen, von wem die sein sollen und woher sie die haben. Als sie mich sehen, lassen sie ihre Kunden stehen und kommen auf mich zu.
    »Was liegt an, Alter?«, fragt Alex, während Justin einem Glatzkopf, den ich noch nie gesehen habe, ein paar Scheine zusteckt.
    »Wir suchen meinen Großvater«, erkläre ich so bedeutsam, als würde ich verkünden, dass nur wir drei die Welt vor einem heranrasenden Meteoriten retten können.
    »Hört sich nach einer Menge Spaß an, Alter«, erwidert Alex.
    »Echt, Opa-Suchen klingt voll Laser«, ergänzt Justin und verstaut die restlichen Geldnoten in seiner Jackentasche.
    »Ich wusste, dass ich auf euch zählen kann«, sage ich, immer noch in einem Ton, als wenn wir drei gleich in unsere Kampfjets steigen würden.
    Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss, und das ist ein ziemlich gutes Gefühl. Vor allem, weil ich nicht allein bin. Alex und Justin gehen rechts und links neben mir, und das muss ganz schön cool aussehen, wie wir so durch den Schnee laufen.

    Wir sind unbesiegbar, so wie Mike Taenner in seinen Filmen.
    Wir sind die unschlagbaren Drei!
    »Und wie sollen wir das machen, Alter?«, reißt Alex mich aus meinen Gedanken.
    »Was?«, frage ich verwirrt.
    »Na, deinen Opa finden. Das ist bestimmt echt nicht so einfach«, antwortet Justin.
    Keine Ahnung.
    Ehrlich gesagt, habe ich darüber bisher noch gar nicht nachgedacht.
    »Ich weiß nur, dass er in Berlin lebt und Boris Klopper heißt«, erkläre ich. »Vielleicht steht er im Telefonbuch?«
    »Vergiss das Telefonbuch! Das haben wir gleich, Alter«, antwortet Alex und holt ein nagelneues iPhone aus seiner Jackentasche.
    »Echt, die Dinger sind voll das Phänomen«, bestätigt Justin, der gleichzeitig sein eigenes iPhone hervorkramt.
    »Habt ihr die geklaut?«, frage ich misstrauisch.
    »Wir doch nicht, Alter!«, beschwichtigt Alex. »Die haben wir uns ehrlich verdient. Mit harter Arbeit.«
    »Echter Haarbeit«, sagt Justin und lacht.
    Wenn der richtige Augenblick gekommen ist, werde ich die beiden daran erinnern, dass zehn Prozent ihrer iPhones mir gehören.
    »Da, Alter! Es gibt nur sechs Boris Klopper in Berlin.« Alex zeigt auf sein Display.
    Es sind sogar nur fünf. Alex hat sich verzählt, aber Mathe war noch nie seine Stärke. Schreiben, Lesen, Erdkunde, Geschichte, Bio, Kunst, Physik, Musik, Englisch und Chemie übrigens auch nicht.
    Die fünf Boris Klopper brauchen wir jetzt nur noch abzuklappern. Ich hätte nicht gedacht, dass das so einfach ist.
    Ist es auch nicht. Nach ein paar Stunden, in denen wir mit der U-Bahn kreuz und quer durch Berlin gefahren sind, haben wir die ersten vier Boris Klopper auf unserer Liste abgehakt.
    Nummer eins hat uns gar nicht erst reingelassen. Er dachte, wir wären von der Polizei. Zum Glück haben die drei Schüsse, die er durch die geschlossene Tür abgegeben hat, keinen verletzt. Danach war klar: Das konnte unmöglich mein Großvater sein. Seine Stimme klang viel zu jung.
    Nummer zwei ist vorgestern gestorben. Das Alter hätte gestimmt, aber auch er scheidet als Opakandidat aus. Abgesehen von seinen weißen Haaren war er ganz schwarz, weil er aus Nigeria kam. Das haben uns Nachbarn erzählt.
    Nummer drei hieß gar nicht Boris Klopper. Also, nicht wirklich. Das war ein Schlagzeuger, der den Namen nur als Künstlernamen angenommen hat.
    Nummer vier hat sich total gefreut, dass wir ihn besuchen. Nach einer halben Ewigkeit, die wir mit Keksen, Kakao und alten Fotoalben auf dem Sofa gesessen haben, stellte sich heraus, dass er selbst gar keine Kinder hatte.

    Jetzt habe ich wirklich keine Zeit dafür. Wir stehen vor der Haustür des letzten Boris Klopper auf unserer Liste, und wenn es wieder der Falsche ist, weiß ich auch nicht weiter.
    »Ich kauf nix, ich spend nix, ich will auch nix geschenkt.«
    Boris Klopper knallt uns die Tür vor der Nase zu. Ich habe ihn trotzdem erkannt. Meine Mutter hat ein Foto von ihm, das sie in ihrem Kleiderschrank versteckt, damit niemand merkt, dass sie doch noch an ihm hängt. Ich habe das Foto gefunden, als ich sechs war. Damals habe ich gern ... Aber das ist lange her. Ehrlich!

    Jedenfalls weiß ich jetzt, dass wir hier richtig sind.
    »Vielleicht wartet ihr besser unten auf mich«, schlage ich Alex und Justin vor, weil die beiden auf den ersten Blick nicht besonders vertrauenerweckend

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