Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Vorschlag verkneife ich mir, weil ich meine Lage nicht noch weiter verschlimmern will. Falls das überhaupt möglich ist.
Dass es in der Jagdhütte etwas zu lachen gibt, dafür sorgen schon Bernd und Uwe, die einen neuen Versuch starten.
»RUHE! WIR DREHEN!«, brüllt Uwe jetzt zum dritten Mal.
»Also, wir ... also, Ernie und Bert, wir zwei also, wir haben Mike Taenner entführt! Wenn ihr ihn lebend wiedersehen wollt, müsst ihr unsere Forderungen erfüllen. Für seine Freilassung verlangen wir ...«
»Und was ist mit mir?«, rufe ich dazwischen, weil von mir bisher noch gar nicht die Rede war und ich schon ganz gern wissen möchte, was sie mit mir vorhaben.
»Quatsch nicht dazwischen! Ich war gerade so gut in Fahrt«, schimpft Bernd. »Du bist im Preis mit drin, mach dir mal nicht in die Hose.«
Ehrlich gesagt, bin ich auch ein bisschen beleidigt. Ich finde, Ernie und Bert hätten schon etwas Lösegeld für mich fordern können. Schließlich bin ich auch bald ein berühmter Filmstar und keine Scheibe Fleischwurst, die man beim Metzger umsonst dazubekommt.
»RUHE! WIR DREHEN!«, brüllt Uwe, und Bernd beginnt erneut, seinen Spruch aufzusagen.
Das geht von Mal zu Mal besser.
»Also, wir ... also, Ernie und Bert, wir zwei also, wir haben Mike Taenner entführt! Wenn ihr ihn lebend wiedersehen wollt, müsst ihr unsere Forderungen erfüllen.« Bernd schaut kurz zu mir herüber, ehe er fortfährt: »Dafür kriegt ihr auch noch einen kleinen Jungen gratis dazu. Für ihre Freilassung verlangen wir zwei Millionen Käsebrote und zwei Freikarten für den neuen Film von Hammer.«
»Ich dachte, die schimmeln?« Uwe sieht seinen Komplizen ratlos an.
»Wer?«, fragt Bernd ratlos.
»Na, die Käsebrote.«
»Du bringst mich völlig durcheinander! Noch mal«, stöhnt Bernd, und dabei sieht er ziemlich müde aus. Kein Wunder, es ist schon spät, und ich bin wahrscheinlich der Einzige in der Hütte, der am Nachmittag ein Stündchen geschlafen hat.
»Ruhe, wir drehen!«, ruft Uwe, und auch das klingt lange nicht mehr so energisch wie beim ersten Mal.
Diesmal sagt Bernd seinen Spruch fehlerfrei auf.
Er muss es dann aber doch noch mal wiederholen, weil bei der Aufnahme die ganze Zeit die Kappe auf der Linse steckte.
Nach fünf weiteren Anläufen sind sie endlich fertig. Bernd holt eine alte Tageszeitung aus seiner Tasche und legt sie dem gefesselten Mike Taenner in den Schoß. Mit den Bildern wollen sie beweisen, dass er wirklich in ihrer Hand ist, und das mit der Zeitung haben sie wahrscheinlich irgendwann mal im Kino gesehen.
Von mir ist mal wieder nicht die Rede, und deswegen verrate ich ihnen auch nicht, dass das mit der Zeitung völliger Blödsinn ist. Die müsste von heute sein, wenn sie beweisen wollen, dass Mike Taenner noch lebt. Eine Zeitung, die eine Woche alt ist, beweist gar nichts. Ernie und Bert haben eindeutig ihren Beruf verfehlt. Als Entführer sind sie die absoluten Nieten. Aber als Komiker stünde ihnen eine große Karriere bevor. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Es ist beeindruckend, wie sich Mike Taenner verändert, als Uwe seine Kamera auf ihn richtet. Eben noch hockte er jammernd neben mir, doch als die Aufnahme startet, richtet er sich kerzengerade auf und grinst breit in das Objektiv, sodass seine strahlend weißen Zähne zu sehen sind.
Ich muss mich korrigieren: Sein Schauspieler-Ego ist noch größer als seine Eitelkeit und seine Angst.
Großzügig gibt Taenner Uwe noch ein paar Tipps für die Aufnahme. Er zeigt ihm, wie er die Szene am besten ausleuchtet, und bittet Uwe, dass er ihn nur von schräg unten links filmt, weil er so am besten aussehe. Danach diskutieren sie lange darüber, ob es besser ist, wenn Taenner auf dem Video lächelt oder grimmig schaut. Uwe findet grimmig besser, Taenner würde lieber lächeln.
Mir ist das völlig egal, ob Hammer lächelt oder grimmig guckt. Ich finde, sie sollen einfach mal fertig werden, damit wir endlich wieder nach Hause kommen.
»Mir gefällt grimmig auch besser«, sagt Bernd. »Das ist ja kein Kindergeburtstag hier.«
»Ihr entscheidet, ihr seid die Entführer«, gibt sich Taenner geschlagen und setzt ein Gesicht auf, das selbst Anti Angst machen würde. Dabei hat sie sonst vor gar nichts Angst.
Nach zwanzig Durchgängen ist Taenner endlich zufrieden mit seinem Auftritt, und wenn das in seinen Filmen genauso lange dauert, ist es kein Wunder, dass die Produktionsfirma ihn so oft wie möglich durch ein Double ersetzt.
»Und wie geht es jetzt
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