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Coolman und ich (German Edition)

Coolman und ich (German Edition)

Titel: Coolman und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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CD-Players ein paar tiefe, tiefe Kratzer abbekommt.
    Drei Dinge, die mein Vater — außer meiner Mutter, Anti und mir — mehr liebt alles andere auf der Welt, in aufsteigender Reihenfolge:
    1) seine Anlage
    2) seine Schallplattensammlung
    3) sein goldenes Saxofon.
    Was bisher — abgesehen von Mamas Vasen — kaputtgegangen ist:
    1) Papas Anlage
    2) Papas Schallplattensammlung
    3)
    Papas goldenes Saxofon! Ich springe auf und renne in die Ecke, in der es steht.
    Die gute Nachricht zuerst. Es ist noch ganz. Die schlechte: Ein Mädchen kniet davor. Sie ist ganz grün im Gesicht und beugt sich über den Trichter, um … Ich erspare mir und euch die Details.
    Verzweifelt sinke ich neben dem Mädchen auf den Boden und lasse meinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Ein paar Mädchen tanzen noch immer zwischen den Scherben, aber immerhin haben die Jungs aufgehört, im Wohnzimmer mit den leeren Dosen zu kicken. Sie spielen jetzt Schneeballschlacht mit dem Ton, den Mama im Keller für ihre Kunstwerke aufbewahrt. Alex und Justin sind mittendrin, weil das ein Spiel ist, dessen Regeln sogar sie verstehen. Nicht so kompliziert wie Topfschlagen oder Fangen. Wenn man den Ton nass macht, fühlt er sich an wie Matsch und man kann Schlammbälle daraus formen. Einer davon klatscht gerade rechts knapp neben meinem Ohr an die Wand. Hinter dem Sofa gegenüber hat Lena sich in Sicherheit gebracht. Auch die meisten der anderen Mädchen haben inzwischen das Tanzen aufgegeben und sich irgendwo verkrochen, um sich aus der Schusslinie zu retten. Kreischend und quiekend feuern sie die beiden Mannschaften an, die sich rechts und links im Wohnzimmer aufgestellt haben und sich gegenseitig mit nassem Ton bewerfen. Zusammen mit den wummernden Bässen aus der Anlage und dem trüben Rotlicht gibt das eine ganz gute Vorstellung, wie sich Soldaten im Einsatz unter Dauerbeschuss fühlen müssen.
    Wo ist eigentlich
Coolman
? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich amüsiert er sich irgendwo königlich. Egal, muss ich das eben alleine durchstehen. Es wird langsam Zeit, dem Ganzen ein Ende zu machen, und da ist es vielleicht sogar besser, er stört mich nicht dabei. Als Erstes muss das Bier verschwinden.
    Ich nutze jede Deckung aus, die das Wohnzimmer bietet, und hechte in die Küche. Auf dem Tisch liegen noch zwei letzte Paletten mit Bierdosen.

    Ich schnappe mir die Bierdosen und gehe zurück ins Wohnzimmer.
    Die Schlacht ist noch immer in vollem Gange und niemand achtet auf mich. Als ich schon fast an der Tür bin, klingelt es. Als wenn nicht schon genug Leute da wären!
    Mit dem Ellenbogen drücke ich die Klinke herunter.
    »Wegen Überfüllung …« Ich komme nicht dazu, meinen Spruch zu Ende aufzusagen.
    Vor mir stehen zwei Polizisten, die nicht so aussehen, als wollten sie mitfeiern.
    »Die Nachbarn haben sich beschwert. Es ist zu laut«, sagt der eine. »Wo sind deine Eltern?«
    »Weg«, antworte ich wahrheitsgemäß.
    »Und was willst du mit dem Bier? Du bist doch bestimmt noch keine 16!«, fragt der andere.

    »Auch einen Schluck?«, frage ich, weil mir nichts Besseres einfällt und
Coolman
mich mal wieder völlig durcheinandergebracht hat.
    »Soll das so eine Art Bestechung sein?«, erwidert der Polizist, ohne weiter auf mein Angebot einzugehen. »Dafür kannst du drei Jahre in den Knast gehen!«
    Vor Schreck lasse ich die Dosen los.
    »AUA!«, brüllt der Polizist, dem die zwei Paletten auf den Fuß gefallen sind.
    Instinktiv greift er zu den Handschellen, die an seinem Gürtel baumeln.
    Ich drehe mich um und schreie panisch in Richtung Wohnzimmer: »ANTI! WO BIST DU?«
    »Anti ist schon vor einer Stunde mit ein paar Jungs auf eine andere Party weitergezogen. Der war es hier zu langweilig«, ruft ein Mädchen, das sich vor den Tongeschossen hinter dem Aquarium verschanzt hat.
    »Minderjähriger Alkoholmissbrauch, Ruhestörung, versuchte Bestechung, Angriff auf einen Polizisten: Junge, Junge, da hast du dir ganz schön was eingebrockt. Wir nehmen dich jetzt erst mal mit, bis wir deine Eltern gefunden haben.« Der Polizist, der mit dem gebrochenen Zeh, packt mich an der Schulter und humpelt mit mir zum Streifenwagen, der mit rotierendem Blaulicht vor unserem Haus steht.

    Auf dem Revier darf ich endlich telefonieren. Zum Glück kenne ich Antis Handynummer auswendig. Es dauert ewig, bis sie rangeht.
    »Wer stört?«, höre ich ihre Stimme. Im Hintergrund ist laute Discomusik, Gegröle und das Klirren von Gläsern zu

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