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Coolman und ich (German Edition)

Coolman und ich (German Edition)

Titel: Coolman und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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die Sachen in den Wagen und Anti setzt sich hinter das Steuer. Als sie an dem Marktleiter vorbeifährt, hupt sie einmal und ich lächle ihm freundlich zu. In Zukunft werden wir uns wohl einen anderen Supermarkt suchen müssen.
    Abgesehen davon, dass Anti den Wagen konstant auf der Mittellinie hält, statt auf ihrer Seite der Straße zu bleiben, verläuft die Rückfahrt erstaunlich ereignislos.

    Coolman
übertreibt. Zugegeben, ab und zu hat es seltsam geruckelt unter dem Wagen. Aber das war bestimmt nur so eine Welle zur Verkehrsberuhigung. Glaube ich.

6. Kapitel
    Die Mutter aller Partys
    Das Schlimmste an jeder Party ist die Zeit vor der Party. Wenn alles vorbereitet ist und man auf die ersten Gäste wartet. Das war bei meinen Kindergeburtstagen auch nicht anders. Mal abgesehen davon, dass ich früher gebetet habe, dass überhaupt jemand kommt. Jetzt bete ich, dass niemand kommt.
    Lieber Gott, lass es schneien oder stürmen,
    lass Bäume sich auf Straßen türmen.
    Sorg, bitte, bitte, nur dafür,
    dass niemand geht vor seine Tür.
    Dann will ich immer artig sein
    bei Regen, Sturm und Sonnenschein.
    Stimmt schon, man sollte den alten Herrn da oben nicht mit Kleinigkeiten belästigen. Man sollte ihn nur um etwas bitten, wenn man wirklich in äußerster Not ist. Wenn man kurz davor ist, sein geliebtes Heim zu verlieren, und die konkrete Gefahr besteht, von seinen Eltern verstoßen zu werden. So wie ich!

    Ich weiß wirklich nicht, warum
Coolman
sich ausgerechnet mich ausgesucht hat. Wir beide haben nichts gemeinsam, aber auch gar nichts. Er passt viel besser zu Anti. Er und meine Schwester würden sich prima verstehen, auch wenn
Coolman
sich nicht die Fußnägel lackiert. So wie Anti, die neben mir auf dem Sofa sitzt und mit der linken Hand den Nagel ihres rechten dicken Zehs schwarz anpinselt, um sich für die Party schick zu machen.
    Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt sieht, was sie da tut. Nicht wegen ihrer langen Haare, sondern weil es im ganzen Haus so furchtbar düster ist, nachdem sie die Wohnung für ihre Party vorbereitet hat.
    Drei Dinge, die für Anti zu einer stilvollen Party-Dekoration gehören:
    1) schwarze Luftballons
    2) schwarze Luftschlangen
    3) eine schwarze Girlande, auf der »Herzlich willkommen« steht.
    Außerdem hat sie die Fenster mit schwarzer Pappe verdunkelt, als würden wir einen Bombenangriff erwarten, und Papas Energiesparlampen durch rote Glühbirnen ersetzt.
    Das Wohnzimmer leuchtet im rötlichen Schein der Glühbirnen und sieht aus wie ein U-Boot auf Schleichfahrt.

    Tatsächlich! Es klingelt. Anti kümmert sich nicht darum, weil ihr Nagellack noch nicht trocken ist. Es klingelt erneut, aber Anti macht immer noch keine Anstalten, aufzustehen. Vielleicht ist sie in letzter Sekunde doch noch zur Vernunft gekommen.
    »Soll ich mal nachgucken, ob was Spannendes im Fernsehen kommt? Chips haben wir ja genug …«
    »Mach auf, Kai! Oder willst du unsere Gäste ewig warten lassen?«, unterbricht mich Anti.
    »Aber die wiederholen heute Abend den SCHUH DES MANITU.«
    »Nerv nicht, sonst darfst du nicht mitfeiern!«, erwidert Anti und verdreht die Augen hinter ihren langen Haaren. Vermute ich zumindest, weil sie hinter den Haaren natürlich nicht zu sehen sind.
    Nichts, was ich nicht lieber täte, als an dieser Party teilzunehmen. Aber einer muss ja nach dem Rechten sehen und aufpassen, dass die bevorstehende Orgie nicht völlig aus dem Ruder läuft.
    Es klingelt jetzt Sturm. Ich schleiche zur Tür und öffne. Vor mir stehen drei Typen, die genauso farbenfreudig gekleidet sind wie meine Schwester. Jeder von ihnen trägt eine Palette Dosenbier auf der Schulter.
    »Herzlich willkommen! Mein Name ist Kai, und ich möchte euch bitten, euch zu benehmen und vor allem die Stereoanlage meines Vaters nicht anzurühren. Mein Vater ist da etwas eigen«, begrüße ich die drei.
    Aber das hätte ich mir auch sparen können. Ohne mich zu beachten, schlurfen sie an mir vorbei.
    »Könnt ihr bitte die Schuhe ausziehen!«, rufe ich ihnen hinterher. Aber auch das scheint sie nicht zu interessieren.
    Der eine setzt sich zu Anti aufs Sofa, der andere schleppt das Bier in die Küche und der Dritte macht sich direkt an Papas 15000-Euro-Anlage zu schaffen. Kurz darauf dröhnt Musik aus den Boxen.
    Kein Zweifel: Die Party hat begonnen.
    Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Ich brauche die Haustür gar nicht mehr zuzumachen. Ständig läutet es und wildfremde Menschen drängen in unser Haus.
    Ich frage mich, woher

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