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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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grinsen, als ich mir den kleinen Lord in dem rot-weiß getüpfelten Kleid vorstelle, das ich mit spitzen Fingern aus dem Schrank ziehe. Aber in einem Land, in dem Männer Röcke tragen, ist das vielleicht ja ganz normal.
    Einen Hut sehe ich nirgends. Auch keinen seiner teuren Anzüge. Eigentlich überhaupt keine Jungensachen. In mir wächst ein schrecklicher Verdacht. Was ist, wenn ...
    Plötzlich kreischt eine Stimme hinter mir.

    Es ist nicht der kleine Lord. Leider.
    Es ist auch nicht der Butler. Leider.
    Und COOLMAN ist es auch nicht. Leider.

    Es ist Lena!!!

    Sie hat sich in ihrem Bett aufgerichtet und starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an, als wäre ich der Geist von einem der Typen, deren Bilder draußen im Treppenhaus hängen.
    »PSST! Ich bin es – Kai! Schrei doch nicht so! Bitte!« Flehend halte ich mir den Zeigefinger vor den Mund.
    »KAI? Was machst du in meinem Schlafzimmer?«
    Lenas Stimme ist jetzt zwar etwas leiser, aber für mein Gefühl immer noch viel zu laut.
    »Und was suchst du in meiner Wäsche?« Lena guckt mich misstrauisch an, und an ihrer Stelle würde ich das wahrscheinlich auch machen. Schnell stopfe ich ihr Kleid, das ich noch in den Händen halte, zurück in den Schrank.
    »Nichts! Gar nichts! Überhaupt nichts! Schlaf einfach weiter und tu einfach so, als ob ich gar nicht da wäre.«
    »Ich denke ja gar nicht dran! Also? Was tust du hier?«

    Die Sache mit der Liebe gefällt mir nicht. Außerdem habe ich keine guten Erinnerungen an »Romeo und Julia«. Meine Eltern haben in unserem Stadttheater einmal die Hauptrollen gespielt und dann ... aber auch das ist eine andere Geschichte.
    Aber welche Alternative habe ich? Die Wahrheit?
    Ohne Beweise würde mir Lena niemals glauben, dass ihr kleiner Lord ein schamloser Betrüger und Lügner ist.
    »Ich ... ich ... ich ...«, beginne ich stammelnd. »Ich bin hier, weil ... weil ... na, wie bei Romeo und Julia.«
    »Romeo und Julia?« Lena starrt mich an, als wäre ich komplett übergeschnappt. »Romeo stand nachts unter Julias Balkon! Nicht in ihrem Zimmer!«
    1:0 für sie.
    »Wie bei Rapunzel!?«, wage ich einen zweiten Versuch.
    »Da stand der Prinz vor dem Turm und er hat sicher nicht in Rapunzels Klamotten rumgewühlt! Also, was willst du hier?«
    2:0 für Lena.
    Ich habe nichts mehr zu verlieren, also kann ich es auch gleich mit der Wahrheit probieren.
    »Ich suche nach dem Hut von diesem Nelson.«
    »Nelsons Hut? Der wurde doch gestohlen!«
    »Eben nicht. Charles hat ihn hier irgendwo in der Burg versteckt, um die Versicherungsprämie zu kassieren. Ich weiß es ganz genau. Ich brauche nur noch einen Beweis.«
    Lena lacht. So laut, dass es durch die ganze Burg hallt.
    »Nicht so laut. Bitte!«, flehe ich sie an.
    »Gib doch zu, dass du zu mir wolltest, um mich um Verzeihung zu bitten. Da brauchst du dir doch nicht so eine idiotische Geschichte einfallen zu lassen.«
    ???
    Kapiert ihr das? Ich auch nicht.
    Erst erzähl ich ihr eine Lüge. Die glaubt sie mir nicht.
    Dann erzähl ich ihr die Wahrheit. Die glaubt sie mir auch nicht, verlangt aber von mir, dass ich ihr die erste Lüge noch einmal erzähle.

    Ehe ich Lena antworten kann, höre ich den kleinen Lord und den kläffenden Hamlet auf dem Flur.
    »Lena, alles in Ordnung?«, ruft er, also der Lord, nicht Hamlet.
    Charles’ britische Höflichkeit, die ihm verbietet, unaufgefordert das Zimmer eines Mädchens zu betreten, verschafft mir eine kurze Pause, um die entscheidende Frage zu beantworten:
    Wie komme ich hier raus?
    Ausgerechnet jetzt hält COOLMAN natürlich seine Klappe, statt mir einen seiner verrückten Tipps zu geben. Je verrückter, desto besser. Mit Vernunft und Logik komme ich hier nicht weiter. Was ich brauche, ist eine völlig durchgeknallte Idee.
    Eine echte COOLMAN-Idee eben.
    Der kleine Lord steht immer noch vor der Tür und wartet auf Lenas »Herein«, als plötzlich die Uhr im Rittersaal eins schlägt. Ende der Geisterstunde. Das hört man sogar hier oben, und da ist sie: die durchgeknallte Idee, die mich retten wird.
    Ich schnappe mir die weiße Überdecke von Lenas Bett, werfe sie mir über den Kopf und brülle, so laut ich kann: »Hu, hu, shuhu!«
    Lena spielt mit. Sie kreischt, so laut sie kann, und das macht sie wirklich gut.

    Mit der Überdecke über dem Kopf renne ich zur Tür und reiße sie auf. Vor mir steht der kleine Lord und hält Hamlet am Halsband. Der Hund knurrt, als würde er mich wiedererkennen. Tut er wahrscheinlich auch, aber das ist

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