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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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gibt.

    »Unsere Liebe musste sich sputen,
denn wir hatten nur fünf Minuten.
Ich liebte dich so furchtbar sehr,
drum fällt das Ende mir so schwer. «
    Etwas Besseres fällt mir gerade nicht ein, aber ein leises Trippeln vor mir verrät, dass meine Taktik Erfolg hat.
    Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich bin froh, dass COOLMAN jetzt bei mir ist. Okay, er nervt, und seine Tipps führen nur in den seltensten Fällen zum gewünschten Ergebnis, aber immerhin ist er für mich da. Immer.
    Nach einer halben Stunde tun mir die Knie weh.

    Zum Glück scheint das Ende unmittelbar vor mir zu liegen. Ich habe bereits den Burggraben erreicht, das weiß ich, weil das Wasser, das von oben in den Gang tropft, immer mehr wird.
    Ein paar Minuten später habe ich es geschafft. Ich stehe im Keller der Burg und mache mich auf den Weg nach oben. Als ich den Treppenabsatz erreiche, horche ich in die Dunkelheit des verlassenen Rittersaales.
    Alles ist vollkommen still und läuft damit genau so, wie ich es in meinem klug ausgeklügelten Vier-Punkte-Plan vorgesehen habe.

    Punkt 1: Warten, bis es dunkel ist.
    Erledigt!
    Punkt 2: Durch den geheimen Tunnel in die Burg eindringen.
    Erledigt!
    Punkt 3: Aus dem Keller lautlos in den Rittersaal schleichen.
    Erledigt!
    Punkt 4: Admiral Nelsons Hut finden.
    Bald erledigt!

    Punkt eins bis drei waren ein Kinderspiel.
    Punkt vier ist ein klein wenig schwieriger, weil ich keine Ahnung habe, wo ich diesen blöden Hut suchen soll.
    Den hat der kleine Lord ja ganz sicher nicht in einer neuen Vitrine ausgestellt, sondern irgendwo versteckt, und ich habe keine Ahnung, wo.
    Irgendwo in der Burg schlägt eine Standuhr zwölf Mal, und das heißt, mir bleiben noch ungefähr fünf Stunden, ehe der Butler aufwacht, um Ihrer Lordschaft das Frühstück zu machen.

    Das macht Sinn. Obwohl es von COOLMAN kommt. Ich würde es genauso machen. Unter den anderen Hüten fällt der Nelson-Deckel am wenigsten auf.
    Ich kombiniere: Kleiderschränke stehen in Schlafzimmern, das dürfte in England auch nicht anders sein als bei uns. Lena hat mir erzählt, dass sie von ihrem Zimmer aus das Dorf sehen kann. Das heißt, die Schlafzimmer müssen ganz oben im Burgturm sein.
    Im Treppenhaus hängen die Familienporträts. Der Stammbaum des kleinen Lords scheint noch weiter zurückzureichen als der seines Jagdhundes. Die Bilder sehen alle ziemlich alt aus, und hätte man in der Steinzeit schon auf Leinwand gemalt, würde bestimmt auch das Bild eines Neandertalers da an der Wand hängen. Überraschen würde mich das nicht und erklären würde es auch so einiges.

    Die Treppe endet auf einem Gang, von dem zwei Türen abgehen. Hinter der ersten ist es ganz ruhig, hinter der zweiten ertönt lautes Schnarchen.

    Ich gehe jede Wette ein, dahinter schläft der kleine Lord, denn:
    1) Lena schnarcht nicht. Da bin ich mir ganz sicher.
    2) Der arme Butler muss bestimmt in der Küche schlafen. Angekettet an den Herd auf einer Handvoll Stroh, das nur alle vier Wochen gewechselt wird.

    Tief beeindruckt von meiner Kombinationsgabe, drücke ich die Türklinke hinunter. Der kleine Lord liegt in einem riesigen Himmelbett und hat sich die Decke über den Kopf gezogen. Darunter sind seine Umrisse nur vage zu erkennen.
    Er schnarcht schlimmer als Alex und Justin zusammen, und ich wundere mich, wie man bei so einem schlechten Gewissen überhaupt schlafen kann.
    Auf Zehenspitzen schleiche ich mich zu seinem Kleiderschrank, dessen Holztüren über und über mit Schnitzereien verziert sind. Das Mondlicht scheint silbern durch eine der seltenen Wolkenlücken, und so kann ich auch ohne Taschenlampe einen Drachen erkennen, dem ein Ritter gerade den Kopf abschlägt. Ich drehe mich zu dem schnarchenden Charles um. Wahrscheinlich ist der drachenmordende Typ da auf der Schranktür auch einer seiner Vorfahren.
    Der kleine Lord ist noch verlogener, als ich dachte: Mir Vorwürfe machen wegen des versehentlichen Abschusses eines Vogels, der hier in Scharen durch den Wald läuft, während seine Familie die Ausrottung der Drachen in Westeuropa auf dem Gewissen hat.

    HILFE! Ich bin umgeben von skrupellosen Totschlägern.
    Es wird Zeit, dass ich hier verschwinde, ehe Drachentöter junior aufwacht und auch mir aus alter Familientradition den Kopf abschlägt, weil ich in seinem Schrank herumwühle.
    Auf den ersten Blick kann ich darin nirgendwo einen Hut entdecken. Nur dünne Sommerkleider, knielange Röcke, rosa T-Shirts und Hosen mit aufgestickten Herzen.
    Ich muss

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