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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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genug wiederauftauchen und mir auf die Nerven gehen.

    Ich will mich gerade wieder hinlegen, als die Tür aufgeht. Es sind Adolf Schmitz und der Alligator, die Arm in Arm mein Krankenhauszimmer betreten.
    »Schön, dass es dir schon wieder besser geht, Jungchen!«, begrüßt mich Adolf Schmitz und reicht mir die Hand.
    Frau Schneider-Degenscharf ist das zu förmlich. Sie drückt mich an ihren Busen und murmelt die ganze Zeit »Der arme Bub« und »Ich habe mir solche Sorgen gemacht«.
    Ich nehme ihr das nicht ab. Bislang hat sie sich mehr für unseren Fernseher als für mich interessiert. Bestimmt ist sie nur froh, dass sie meinen Eltern nicht beibringen muss, dass deren einziger Sohn in ihrer Obhut verstorben ist.
    Adolf Schmitz’ Anteilnahme dagegen ist aufrichtig. Das spüre ich. Wir sind echte Freunde, weil er auch einen unsichtbaren Begleiter hat. Genau wie ich. Seiner heißt SUPERWILHELM und ist geistig im vorletzten Jahrhundert stecken geblieben. SUPERWILHELM liebt Militärparaden, Marschmusik und kurze Haarschnitte.
    Gegen den ist sogar COOLMAN ein echter Glücksgriff. Ich weiß, es ist albern, aber ich fange fast schon an, ihn zu vermissen. Seit ich wach bin, hat er sich nicht ein Mal zu Wort gemeldet, und ich würde Adolf Schmitz gerne fragen, ob SUPERWILHELM jemals so lange die Klappe gehalten hat. Aber das kann ich nicht. Nicht, wenn der Alligator dabei ist.
    »Zuerst hatten wir ja gedacht, ihr habt alle den Löffel abgegeben: du und deine beiden Freunde. So leblos, wie ihr da auf dem Känguru lagt«, sagt Adolf Schmitz, und dann erzählt er mir alles.
    Wie er meine SMS erhalten hat und dann direkt bei uns zu Hause vorbei ist, um mit meinem Training zu beginnen. Aber da war ich nicht, und der Alligator hatte auch keine Ahnung, wo ich steckte. Also sind die beiden zum Kino.
    »Das war dein letzter bekannter Aufenthaltsort, Jungchen. Stand ja in deiner SMS«, erklärt Adolf Schmitz.
    »Aber wie haben Sie uns denn gefunden? Mitten im Wald?«
    »Das war leicht. Adele und ich mussten nur der Spur der Verwüstung folgen, die der Jeep hinterlassen hat.«
    Als er Adele sagt, nimmt er die Hand des Alligators und drückt sie zärtlich.
    Mir schwant Übles: Ihre gemeinsame Suche nach mir scheint sie enger zusammengeschweißt zu haben, als mir lieb ist.
    Adolf Schmitz ist mein Freund, nicht ihrer! Und die Aussicht, ihn in Zukunft mit dem Alligator teilen zu müssen, ist bestimmt nicht hilfreich für meinen Heilungsprozess.
    »Der Rest war ein Kinderspiel. Mit der Taschenlampe rein in den Wald und euch rausholen. Zum Glück war die Lichtung ganz in der Nähe der Autobahn, da konnte der Krankenwagen euch gleich aufladen.«
    Mit einem Schlag wird mir klar, dass das gleichmäßige Rauschen nicht vom Wind kam, der durch die Wipfel der Bäume strich, sondern von den Autos, die auf der Autobahn keine hundert Meter an uns vorbeigerauscht sind! Und das bedeutet: Die rettende Zivilisation war die ganze Zeit in unmittelbarer Nähe!
    »Und wie geht es den anderen? Alex und Justin? Leben sie noch?«, frage ich zaghaft, aber da geht schon wieder die Tür auf, und ein Arzt kommt hereingestürmt. Er trägt einen weißen Kittel und hat meine Krankenakte unter dem Arm.
    »Da ist ja unser Glückspilz!«, begrüßt er mich und haut mir kameradschaftlich auf die Schulter. Das tut verdammt weh, und er als Arzt sollte das eigentlich wissen.

    »Du hast nur ein paar Prellungen und Kratzer abgekriegt, aber wir behalten dich trotzdem lieber noch einen Tag zur Beobachtung hier. Dann kannst du wieder nach Hause«, erklärt der Doktor.
    »Und das hier?«, frage ich und zeige besorgt auf den Verband.
    »Ach, das«, erwidert der Arzt und blättert in meiner Akte. »Das war nur ein dicker Pickel. Wo ich dich schon mal auf dem Tisch hatte, dachte ich mir, schneid ich dir den gleich raus. Das liegt mir einfach im Blut. Wozu bin ich sonst Chirurg geworden?!«
    »Danke, sehr freundlich«, murmele ich höflich.
    Bei so viel Begeisterung für seinen Beruf kann ich von Glück sagen, dass er mir nicht gleich auch noch meinen rechten Arm amputiert hat, nur weil der gerade etwas verstaucht war.
    »Aber wie geht es meinen Freunden?«, rufe ich dem Arzt nach, der schon wieder auf dem Weg nach draußen ist.
    »Frag sie doch selbst. Sie kommen dich gerade besuchen.«
    Das dauert dann aber doch noch eine Weile, weil die Tür für zwei Rollstühle viel zu eng ist. Die beiden müssen erst mit Schnick-Schnack-Schnuck aushandeln, wer zuerst hereinrollen

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