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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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darf.
    »Alter, alles klar?«, begrüßt mich Alex, der den Kampf an der Tür gewonnen hat und auf mein Bett zufährt.
    Sie tragen Schlafanzüge und haben Decken über ihren Beinen. Zumindest hoffe ich, dass darunter noch ihre Beine sind. Diesem Arzt würde ich alles zutrauen.
    »Eure Beine? Sind die noch da? Beide?«, frage ich besorgt.
    Alex wirft die Decke zurück. Darunter kommt ein dickes Gipsbein zum Vorschein. Es ist das linke.
    »Klar doch, Alter!«, erwidert Alex, während Justin ihn von hinten mit seinem Rollstuhl rammt.
    »Diese Dinger sind echt der Hammer«, schwärmt Justin und vollführt mit seinem Stuhl eine elegante 360-Grad-Drehung. Dabei verliert er die Decke von den Beinen, und ich kann sehen, dass er ebenfalls ein Gipsbein hat. Bei ihm ist es das rechte. »Allein dafür hat sich die Nacht im Wald schon gelohnt.«

8. Kapitel
    Operation Aufzug
    »Und wo ist das Känguru? Geht’s Kai gut?«, frage ich, damit Alex und Justin endlich aufhören, mit ihren Rollstühlen an der Stahlkante meines Bettes irgendwelche Slides auszuprobieren.
    Alex und Justin stoppen sofort und blicken betroffen zu Boden. Justin kramt sogar ein Taschentuch aus seinem Schlafanzug hervor und wischt sich damit über die Augen.
    »Kai hat den Beutel abgegeben, Alter«, erklärt Alex traurig.
    »Er hat sich bei dem Sturz das Genick gebrochen. Aber er ist echt nicht umsonst gestorben«, ergänzt Justin mit belegter Stimme.
    »Nur weil wir auf ihn draufgefallen sind, ist uns nicht mehr passiert.« Alex tippt sich mit den Fingerknöcheln dreimal auf seinen Gips. »Kai hat uns allen das Leben gerettet, Alter.«
    »Zum Dank dafür lässt mein Vater ihn ausstopfen und in der Kaserne als Beispiel für wahres Heldentum ausstellen.«
    »Das ist nett von ihm«, erwidere ich betreten, weil mir das tragische Schicksal des Kängurus wirklich nahegeht. Zu deutlich steht mir noch sein glückliches Gesicht vor Augen, mit dem er neben uns auf dem Ast gelandet ist.
    »Mein Vater kommt übrigens gleich auch noch vorbei. Er scheißt draußen nur noch schnell ein paar Pfleger zusammen, die sich echt geweigert haben, unsere Rollstühle mit Tarnfarbe anzustreichen.«
    Da geht auch schon die Tür auf.
    Major Horst stürmt herein und brüllt: »Stillgestanden!«
    Ich bleibe liegen. Ich bin krank. Aber Alex und Justin versuchen, sich trotz ihrer Gipsbeine zu erheben.
    »Bleibt sitzen, Jungs. War nur Spaß, hahaha! Muss ja auch mal sein, hahaha!« Justins Vater haut sich vor Lachen auf die Schenkel, dann wird er plötzlich ganz ernst und blickt mich an.
    »Tut mir leid, Champion. Aber wenn du nicht mal eine Nacht unversehrt im Wald überstehst, hast du keine Chance, auch nur eine Runde gegen Rocky Hagen durchzuhalten. Mit der Schweizer Garde die USA anzugreifen, wäre erfolgversprechender.«
    »Das Thema hat sich jetzt ja sowieso erledigt, nicht wahr, Jungchen?«, mischt sich Adolf Schmitz ein, und der Alligator bemerkt: »Niemand kann verlangen, dass du in deinem Zustand in einen Boxring kletterst.«
    Da hat sie recht. Das kann wirklich niemand verlangen, und eigentlich hätte mir gar nichts Besseres passieren können. Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass ich Rocky Hagen nicht vermöbeln kann.
    Ich wollte ja. Unbedingt wollte ich. Und ich hätte auch. Aber dass ich nicht kann, dafür kann ich nichts. Das ist ja quasi so eine Art höhere Gewalt, denke ich zufrieden, als schon wieder die Tür aufgeht.
    Für einen Moment hoffe ich sogar, es ist COOLMAN, der mich endlich besuchen kommt. Von dem habe ich nämlich immer noch nichts gehört, und das wird mir langsam unheimlich.

    Doch es ist nicht COOLMAN, sondern Anti. Es dauert einen Moment, ehe ich sie erkenne, weil sie eine fleischfarbene Strumpfhose mit Glitter, einen kurzen roten Rock und ein sehr enges, sehr hellblaues Oberteil trägt. Ihre schwarzen Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und in ihren Händen hält sie zwei Puschel mit roten und hellblauen Fransen.
    »Ich soll dich von Mama und Papa küssen«, begrüßt sie mich und gibt mir einen Schmatz auf die Wange. Sie trägt roten Lippenstift. Das tut sie sonst nie.
    »Wann kommen sie mich besuchen?«
    »Bald.«
    »Wann?«
    »Wenn ihre Tournee zu Ende ist. Aber in Gedanken sind sie bei dir, soll ich dir ausrichten. Ich habe sogar mein Training ausfallen lassen, um dich zu besuchen.« Ihre Stimme klingt viel heller als sonst.
    »Welches Training?«
    »Ich bin doch jetzt bei den Cheerleadern! Habe ich dir das nicht erzählt?«,

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