Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)
laut, dass es jeder im Raum hören kann: »Ich werde kämpfen! Killer-Kai, der Bergschulen-Tiger, ist zurück!«
Carl-Philipp rückt sofort wieder von Lena ab. Alex und Justin jubeln und umkreisen mich mit ihren Rollstühlen.
Anti springt in die Höhe und ruft dabei: »Hey, ho, piepapa – die Bergschule ist wieder da.«
Der Alligator flüstert überwältigt: »Er kann wieder gehen! Er kann wieder gehen! Das ist ein Wunder! Ein wahres Wunder!«
Major Horst murmelt etwas, das so ähnlich klingt wie »Das reinste Himmelfahrtskommando«.
Der Arzt zuckt nur die Schultern und erklärt: »Was du morgen machst, ist mir egal, heute bleibst du noch hier.« Dann gibt er mir seine Visitenkarte, weil er wohl glaubt, dass ich die bald schon dringend brauchen werde.
Adolf Schmitz sieht mich lange prüfend an. Dann sagt er einfach nur: »Wenn du Hilfe benötigst, weißt du ja, wo du mich findest.«
Kauffmann braucht fünf Minuten, bis er verarbeitet hat, was ich eben gesagt haben. Dafür drückt er mich danach umso herzlicher an seine Brust und flüstert mir zu: »Für dein Training kriegst du natürlich schulfrei!«
Lena schweigt die ganze Zeit und hat dabei so einen seltsamen, misstrauischen Ausdruck um ihre Mundwinkel. So als wäre mein Kopf für sie genauso durchsichtig wie eine Schaufensterscheibe. Aber das ist natürlich völliger Blödsinn, weil nur einer mir direkt in den Kopf gucken kann. Und der ist nicht mehr da.
Nachdem sich endlich alle verabschiedet haben, liege ich mit bohrenden Kopfschmerzen in meinem Bett. Aber das hängt höchstwahrscheinlich nur damit zusammen, dass in dem kleinen Raum kein Sauerstoff mehr vorhanden ist, und das ist auch nicht überraschend, bei den vielen Leuten, die sich hier eben noch gedrängt haben.
Vielleicht liegt es aber auch an meiner Entscheidung, doch gegen Rocky Hagen anzutreten.
Vielleicht ist das schon ein Vorgeschmack auf die Kopfschmerzen, die ich nach dem Kampf haben werde. Falls ich dann überhaupt noch irgendetwas spüre.
Ich bin nicht sicher, ob mein Entschluss richtig war. Wenigstens hält er Carl-Philipp auf Abstand zu Lena. Das ist es wert.
Hoffe ich.
In meinem Krankenzimmer ist es nicht nur still und stickig, sondern auch stinklangweilig. Draußen auf dem Flur scheint mehr los zu sein. Von dort ertönt erst fürchterliches Gepolter, dann lautes, wütendes Geschrei.
Das klingt vielversprechend, und deswegen schaue ich einfach mal nach, was da draußen los ist.
Alex und Justin haben mit ihren Rollstühlen einen Pfleger umgenietet. Er liegt auf dem Boden zwischen einem Tablett und einer Menge aufgezogener Spritzen, die er wohl gerade irgendwo hinbringen wollte. Eine davon steckt in seinem Po. So müde, wie der Arme aussieht, war es bestimmt eine Beruhigungsspritze.
»Kai, du kommst echt wie gerufen«, ruft Justin mir zu, ohne sich weiter um den Pfleger zu kümmern der sich auf dem Boden zusammengerollt hat und schnarcht.
»Alter, wir brauchen einen Schiedsrichter für unser Rennen«, ergänzt Alex.
Die beiden haben mit Pflastern eine Startlinie auf den Fußboden geklebt und stehen mit ihren Rollstühlen ungeduldig dahinter. So wie Formel-1-Piloten in ihren Rennwagen kurz vor dem Startsignal.
»Hier, da brauchst du nur draufzuhauen. Das knallt echt lauter als ’ne Startpistole«, schwärmt Justin und drückt mir einen aufgeblasenen Plastikbeutel in die Hand.
Es ist einer dieser Beutel, die in Krankenhäusern unter den Betten hängen für die Patienten, die es nicht allein zum Klo schaffen.
Zum Glück ist der Beutel unbenutzt.
»Alter, das Rennen startet hier im fünften Stock und endet im Erdgeschoss«, erklärt Alex. »Du musst den Aufzug nehmen, damit du vor uns unten bist und entscheiden kannst, wer zuerst durchs Ziel geht und gewonnen hat. Aber beeil dich, wir sind fix, Alter!«
Ich tue ihnen den Gefallen, warum auch nicht. Ich habe sowieso nichts anderes zu tun, und der Pfleger sieht auch nicht aus, als wenn er in den nächsten vierundzwanzig Stunden wieder aufwachen würde.
»Auf die Plätze ... fertig ...«, sage ich feierlich.
Dann lasse ich den Plastikbeutel platzen.
Sofort heizen Alex und Justin auf ihren Rollstühlen los. Eine Krankenschwester kann sich nur mit einem Sprung in Sicherheit bringen. Ein alter Mann, der seinen Tropf neben sich spazieren fährt, hat weniger Glück. Er ist ihr erstes Opfer, und ich bin sicher, er wird nicht ihr letztes bleiben. Am Ende des Flurs biegen Alex und Justin ins Treppenhaus ab. Das kann ich nicht
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