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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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nichts. Es spielte keine Rolle, ob wir in einem streng juristischen Sinne »verhaftet« waren. Als mögliche Komplizen bei Industriesabotage brachten wir sicher keine UK-Angestellten dazu, nur wegen unserer verletzten Rechte ihren Arbeitgeber zu verpfeifen.
    Wenigstens ließ der Fahrer den Unterhaltungsprojektor in der Armlehne meines Sessels eingeschaltet, und ich rief Nachrichten ab. Vor mir erschienen Holonetz-Blasen, und die meisten von ihnen befassten sich mit einem »fehlgeschlagenen Angriff fanatischer Terroristen« auf UK. Sehr informativ waren die Berichte nicht. Kurze Zeit später rückte ein neues Thema in den Mittelpunkt und drängte die übrigen Holos beiseite.
     
HAUS IM NORDEN DER STADT DURCH RAKETENANGRIFF ZERSTÖRT
     
    Zuerst erkannte ich den Ort des flammenden Infernos nicht, doch die Nachrichtenkorrelatoren fügten bald die Adresse hinzu.
    »Himmel«, brummte Pallie dicht an meinem Ohr. »Üble Sache, Albert.«
    Mein Haus. Beziehungsweise das Haus, in dem dieser Körper mit Erinnerungen geprägt worden war, bevor ein langer und alles andere als angenehmer Tag für mich begonnen hatte. Verdammt, sie haben sogar den Garten verbrannt, dachte ich und beobachtete, wie alles in Flammen aufging, das Haus und auch sein Inhalt.
    In gewisser Weise erschien es wie eine Gnade. Die wichtigsten Gerüchtenetze hatten bereits begonnen, Albert Morris als den wichtigsten Verdächtigen in Hinsicht auf den UK-Anschlag zu nennen. Wenn er noch am Leben gewesen wäre, hätten ihm große Schwierigkeiten gedroht. Armer Kerl. Ich schätze, früher oder später musste es so kommen. Er war als romantischer Kreuzritter gegen das Böse zu Felde gezogen, und mit diesem Verhalten musste er irgendwann jemandem ganz gehörig auf den Keks gehen, irgendwelchen Leuten, denen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung standen. Wer hinter dieser Sache steckte, neigte offenbar dazu, sehr gründlich zu sein.
    Der Van hielt an, was mich an meine eigenen Schwierigkeiten erinnerte. Die Hecktür öffnete sich, und Pals kleiner Frettchen-Dit bereitete sich auf den Sprung vor. Doch die Wächter passten auf und waren schnell. Einer packte Palloid am Nacken, und der andere nahm meinen Ellenbogen, mit genug Kraft, um mir zu zeigen, dass Widerstand zwecklos war.
    Wir stiegen neben dem unbeleuchteten seitlichen Portikus einer großen steinernen Villa aus und gingen eine Treppe hinunter, die halb hinter einigen wirklich großartigen Chrysanthemen verborgen war. Mit einer funktionierenden Nase hätte ich vielleicht versucht, mich dem Wächter lange genug zu widersetzen, um an den Blumen zu schnuppern. Na ja.
    Unten führte eine offene Tür in eine Art Salon, wo sich sechs Personen an Tischen und in Sesseln entspannten – sie rauchten, plauderten miteinander und tranken etwas. Auf den ersten Blick hielt ich sie für real, denn alle zeigten Schattierungen von menschlichem Braun unter dauerhafter Kleidung in einem altmodischen Stil. Doch dem Blick des Experten blieb nicht verborgen, dass die fleischfarbenen Tönungen auf eine spezielle Färbung zurückgingen. Vor allem die Gesichter mit dem vertrauten Ausdruck von resignierter Langeweile verrieten sie. Dies waren Ditos am Ende eines langen Arbeitstages, und sie warteten auf den Ablauf.
    Zwei von ihnen saßen vor teuren Interfaceschirmen und sprachen mit von Computern geschaffenen KI-Avataren, deren Gesichter ihren eigenen ähnelten. Einer war ein kleiner, kindartiger Golem, in abgenutzten Denim gekleidet. Seine Worte verstand ich nicht. Doch der andere, in der Gestalt einer drallen Frau mit rötlichem Haar und schlecht sitzender, matronenhafter Kleidung, sprach so laut, dass ich ihn hörte, als ich weitergeführt wurde.
    »… mit der kommenden Scheidung werden sich viele Dinge verändern«, teilte die Frau dem Gesicht auf dem Schirm mit. »Meine Rolle wird komplizierter, während von Stress erzeugte Submotivationen subtiler werden. Wenn wir keine bessere Tag-zu-Tag-Kontinuität haben können, so wünsche ich mir wenigstens bessere Daten in Hinsicht auf die ursprünglichen Not-Indizes. Insbesondere weil ich jeden Tag praktisch von vorn anfangen muss. Glücklicherweise war die Situation so chaotisch, dass Konsistenz nicht sehr wichtig ist und auch gar nicht erwartet wird…«
    Die Stimme klang sehr professionell, und die Worte blieben ohne Bezug zu meiner Situation. Albert Morris war offenbar nicht die einzige talentierte Person, deren Dienste von exzentrischen Billionären für obskure Projekte in

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