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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Wunden. Auch ich hatte mich beim Weg durch den Tunnel hier und dort verbrannt, aber beklagte ich mich etwa?
    Minuten vergingen. Viele. Mir wurde klar, dass es schon Mittwoch sein musste. Großartig. Vielleicht hätte ich den gestrigen Tag doch am Strand verbringen sollen.
    Während wir warteten, kam ein Boten-Dit die Treppe von der Villa über uns herunter. Er lief mit langen Beinen und trug einen kleinen Teflon-Behälter. Palloid rümpfte die feuchte Nase und nieste voller Abscheu. »Was auch immer sich da drin befindet, es ist auf fünfzig verschiedene Arten desinfiziert worden«, sagte er. »Riecht wie eine Mischung aus Alkohol, Benzol, Bakteena und dem Schaum, den sie drüben bei UK versprüht haben.«
    Der Bote klopfte an und trat ein. Ich hörte, wie der Platin-Kaolin »Endlich!« sagte, bevor sich die Tür wieder schloss und wir weiter warten mussten, wobei mit jeder verstreichenden Sekunde der Ablauf näher rückte. Der Reparaturgolem hatte seine Arbeit kaum beendet, als Palloid auch schon um einen weiteren Gefallen bat.
    »He, Kumpel, könnte ich vielleicht einen Leser bekommen? Muss produktiv bleiben, nicht wahr? Mein Original ist vor kurzer Zeit einem Buchklub beigetreten. Für das nächste Treffen möchte er Moby-Dit lesen. Ich könnte mir einige Kapitel reinziehen, während wir hier warten.«
    Der Kerl hatte Nerven! Angenommen, er kam wirklich dazu, einige Seiten zu lesen. Glaubte er vielleicht, dass er Gelegenheit zum Inload beim RealPal erhalten würde? Ja klar, dachte ich. Als ob du und ich diesen Ort jemals wieder verlassen könnten.
    Zum meiner Überraschung zuckte der Wächter mit den Schultern, ging zu einem Schrank, holte eine zerkratzte Netztafel hervor und warf sie neben Pal auf die Bahre. Kurze Zeit später ging der kleine Golem online ein Belletristikverzeichnis durch und suchte nach dem neuesten Bestseller über einen maritimen Golem, der so riesig war, dass sich seine Energiezellen erst in Jahrzehnten erschöpften: ein Monster-Dit, geprägt mit der gequälten Seele eines halb verrückten Gelehrten, der seine unheilvolle Schöpfung jagt, während sie in den Weltmeeren Amok läuft, Schiffe zerstört und seinen gnadenlosen Verfolger auf etwa tausend Seiten brandmarkt. In letzter Zeit gibt es viele Romane und Filme dieser Art, in der Hauptrolle Ditos im Konflikt mit ihren Archetyp-Originalen. Wie ich hörte, soll Moby-Dit gut geschrieben und voller künstlerischer Existenzangst sein. Aber Albert Morris hatte nie viel für hohe Literatur übrig.
    Es erstaunte mich, dass sich Pal für so etwas interessierte. Ein Buchklub, ausgerechnet! Er hatte irgendetwas vor.
    »Kommen Sie«, sagte einer der Wächter und reagierte damit auf ein verborgenes Signal. »Er möchte jetzt mit Ihnen reden.«
    »Und es ist eine solche Ehre, dass er jetzt mit uns reden will«, erwiderte Pal, der solche Bemerkungen immer gern machte. Er legte die Netztafel beiseite und kletterte auf meine Schulter, und ich ging durch die jetzt offene Tür des Konferenzzimmers.
    Ein ernster Kaolin-Golem erwartete uns dort. »Setzen Sie sich«, sagte er. Ich nahm in dem Sessel Platz, auf den er zeigte und der viel zu weich war für meinen billigen Hintern. »Ich bin sehr beschäftigt«, fuhr das Duplikat des Magnaten fort. »Sie haben zehn Minuten, um alles zu erklären. Seien Sie präzise.«
    Keine Drohungen oder Anreize. Keine Warnung vor Lügen.
    Mit ziemlicher Sicherheit würden komplexe Neuralnetzprogramme zuhören. Solche Systeme sind zwar nicht intelligent (in einem strengen Sinne dieses Wortes), aber Konzentration und Glück sind erforderlich, um sie zu täuschen. Albert war dazu fähig, und vermutlich teilte ich sein Geschick. Aber als ich dort saß, fehlte mir der Wille dazu.
    Außerdem war die Wahrheit unterhaltsam genug. Pallie legte sofort los.
    »Ich schätze, man könnte sagen, dass es am Montag begann, als zwei verschiedene Gruppen von Fanatikern zu mir kamen und darüber klagten, dass mein Freund hier…« Eine Frettchenpfote deutete auf mich. »… sie mit ungebetenen Besuchen belästigte…«
    Er erzählte die ganze Geschichte und fügte auch unseren Verdacht hinzu, dass jemand die Fanatiker – Lum und Gadarene – ebenso anzuschwärzen versuchte wie RealAlbert: Sie sollten in Hinsicht auf die Sabotage bei UK als Schuldige dastehen.
    Ich konnte es Palloid nicht verdenken, dass er beschlossen hatte, zu kooperieren und alles zu erzählen. Je eher die Ermittler auf die richtige Spur kamen, desto besser – es würde den

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