Copy
einen Partner zu bekommen. Die heutige herzlose Version der Todesstrafe besteht darin, den Bevvisow-Nexus des Verbrechers zu durchtrennen, was ihn darin hindert, sein Selbst zu kopieren – er ist für immer in seinem einzigen Körper gefangen.
Zig Millionen von Menschen können nur primitive, teilweise groteske Karikaturen von sich selbst schaffen, dazu imstande, den Rasen zu mähen oder einen Zaun zu streichen, aber zu mehr nicht.
Ritu hat ein anderes Problem. Sie prägt Ditos mit Scharfsinn und Intelligenz, aber viele von ihnen sind Frankis, die sich ganz anders verhalten als sie. »Als Teenager kamen meine Kopien voller Ablehnung aus dem Kiln, und manchmal hassten sie mich sogar! Sie halfen mir nicht dabei, bestimmte Ziele zu erreichen. Einige von ihnen versuchten sogar, sie zu sabotieren oder mich in peinliche Situationen zu bringen.
Erst in den letzten Jahren habe ich zu einem gewissen Gleichgewicht gefunden. Heute macht etwa die Hälfte meiner Golems das, was ich will. Ich installiere immer starke Transponder-Pellets, um sicherzustellen, dass sie sich ordentlich benehmen.«
Dieses verlegene Eingeständnis kam nach einer stundenlangen Wanderung, als Müdigkeit Ritus Panzer aus Distanziertheit zerfraß. Ich brummte voller Mitgefühl und verzichtete auf den Hinweis, dass ich nie Frankis kopiert habe. (Abgesehen vom gestrigen Grünen, der mir jene sonderbare Botschaft übermittelte. Und ich weiß noch immer nicht, ob ich daran glauben soll.)
Was Ritus Problem betrifft: Ich habe genug über Psychopathologie gelesen, um einen Schluss zu ziehen: Yosil Maharals Tochter hatte tiefe psychische Probleme, die sich nicht bemerkbar machten, solange sie in ihrer natürlichen Haut blieb. Aber das Prägen weckte und verstärkte diese Schwierigkeiten. Ein klassischer Fall von unterdrücktem Selbsthass, dachte ich – und warf mir dann vor, eine andere Person mit nur wenigen Hinweisen zu diagnostizieren.
Das erklärte, warum sie am Dienstagabend beschloss, mich persönlich zu begleiten. Es war natürlich wichtig, die Hütte ihres Vaters in der Wüste zu untersuchen. Und um zu gewährleisten, dass dabei nichts schief ging, musste sie sich als Realperson auf den Weg machen.
Ein großer Teil unserer Gespräche – auch dieses Geständnis – wurde von dem kleinen Rekorder unter der Haut hinter meinem Ohr aufgezeichnet. Ich hatte deswegen Gewissensbisse, konnte aber nichts daran ändern. Vielleicht würde ich jenen Teil später löschen, wenn ich Gelegenheit dazu bekam.
DER INTERNATIONALE Kampfplatz ›Jesse Helms‹.
Aus der Ferne sieht es nach einer recht typischen Militärbasis in der Wüste aus: eine grüne Oase mit Palmen, Tennisplätzen und großen Swimmingpools. Die Kriegszeit-Kasernen der Soldaten wirkten angemessen spartanisch: von Bäumen beschattete, badehäuschenartige Bungalows in gedämpften Pastelltönen in der Nähe von Cybersim-Stationen, Übungsbereichen und Gärten für die Zen-Kontemplation. Es war alles da, was Soldaten brauchten, um sich innerlich und äußerlich auf den Kampf vorzubereiten.
Einen auffallenden Kontrast zu diesen stoischen Gebäuden bildeten die Hotels, die unweit des Haupttors aufragten. Dort wohnten Journalisten und Militärbegeisterte, die jedem wichtigen Kampf persönlich beiwohnten. Elektrozäune hielten die Reporter und neugierigen Hobbycams fern, sodass sich die Soldaten konzentrieren konnten, ohne gestört zu werden, während sie ihre Seelen auf den Krieg vorbereiteten.
Weit jenseits der Oase, unter einem natürlichen, von Radspuren umgebenen Hügel, erstreckten sich die unterirdischen Anlagen der Basis: ein logistisches Zentrum, unbeobachtet von den Millionen Fans, die sich für jede Kampfübertragung einwählen. Dort unten gibt es die Waffenschmieden und Golem-Pressen, die das moderne Militär braucht. Eine zweite, einige Kilometer entfernte unterirdische Station bietet den Armeen Gästequartiere an. Sie kommen mehrmals im Jahr für mehrere Wochen erbitterter Kämpfe, die hinter einer Hügelkette auf dem eigentlichen Kampfplatz ausgetragen werden.
»Der Krieg scheint noch nicht vorbei zu sein«, sagte Ritu, als wir abwechselnd durch ein kleines Okular blickten, das zu den wenigen aus meinem Volvo geborgenen Gegenständen zählte. Selbst von einer fünf Kilometer entfernten Hügelkuppe aus konnte man es sehen: Die Konfrontation zwischen der PÖZ und Indonesien dauerte an. Die Parkplätze der Hotels waren voll, und weit im Süden glitzerten Flugkameras und Relaisstationen
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