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am Himmel.
Oh, etwas passierte unter der fernen Horde aus summenden Voyeuraugen, hinter einem Steilhang aus Granitfelsen. Gelegentliches Donnern, wie von einem Gewitter, hallte über die zerklüftete Barriere. Mehrmals ließ lautes Krachen die Luft um Ritu und mich herum vibrieren. Blitze begleiteten die Explosionen, so grell, dass sie in der sonnenhellen Wüste kurze Schatten warfen.
Etwas, das der Hölle sehr nahe kam, spielte sich jenseits des Hangs ab. Ein feuriger Mahlstrom aus Tod, heftiger und gnadenloser, als es sich unsere Vorfahren hätten vorstellen können… und doch wäre es schwer gewesen, unter all den Milliarden Menschen auf unserem Planeten jemanden zu finden, der daran Anstoß nahm.
»Wie gelangen wir hinein, um deiner Soldatenfreundin einen Besuch abzustatten?«, fragte Ritu. »Sollen wir zum Haupttor gehen und sie von dort ausrufen lassen?«
Ich schüttelte den Kopf. Wenn es nur so einfach gewesen wäre. Während des ganzen langen Weges durch die Wüste hatte mich dieser Punkt belastet.
»Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, Aufmerksamkeit zu erregen.«
»Und ob. Immerhin giltst du als der Hauptverdächtige bei einem schweren Verbrechen.«
»Und als tot.«
»Ja, als tot. Es könnte Aufsehen erregen, wenn du deine Retina für einen ID-Scan präsentierst. Na schön. Möchtest du, dass ich diese Sache übernehme? Ich kann ein Zimmer mieten. Lass uns endlich diesen Kram abkratzen.« Sie deutete auf die graue Pseudohaut, die uns beide bedeckte und nach vielen Stunden in Sonne und Wind recht strapaziert wirkte. »Ich könnte ein Bad nehmen, während du deine Freundin anrufst.«
Ich schüttelte noch einmal den Kopf. »Die Entscheidung liegt natürlich bei dir, Ritu, aber ich glaube, du solltest dich ebenfalls nicht zeigen. Selbst wenn die Polizei dich nicht sucht… Wir müssen Aeneas Kaolin berücksichtigen.«
»Wenn es Aeneas war, der auf dem Highway auf uns geschossen hat. Dass er so aussah, bedeutet nicht viel, Albert.«
»Hm. Willst du dein Leben darauf verwetten, dass er es nicht war? Kaolin und dein Vater waren ganz offensichtlich in eine große Sache verwickelt. Etwas Beunruhigendes. Alles deutet darauf hin, dass sie sich voneinander trennten. Vielleicht führte das zum Tod deines Vaters, auf eben jenem Highway, der auch uns fast das Leben gekostet hätte…«
Ritu hob die Hand. »Du hast mich überzeugt. Wir brauchen einen sicheren Netzzugang, um herauszufinden, was los ist – bevor jemand erfährt, dass wir überlebt haben.«
»Und dabei könnte Clara uns helfen.« Ich hob wieder das Okular. »Vorausgesetzt, wir bringen die nächsten Kilometer hinter uns und wecken ihre Aufmerksamkeit.«
»Und wie willst du das anstellen?«
Ich deutete nach links, fort vom Haupttor der Basis, auf ein Lager, das sich nahe am Elektrozaun erstreckte, hinter den pompösen Hotels. Bunte Gestalten bewegten sich dort zwischen Zelten, Wohnwagen und improvisierten Arenen, erweckten den Eindruck eines Anarchistenkarnevals.
»Dorthin. Das ist unser nächstes Ziel.«
SPLITTER DES HIMMELS
… ALS GRÜNI ERFÄHRT, DASS ES SCHLIMMERE DINGE GIBT ALS DAS STERBEN…
Pals’ kleiner Frettchendito saß auf meiner Schulter, als wir hinter der Regenbogen-Lounge nach einem anderen Eingang suchten.
Ein großer Sicherheitszaun blockierte die Gasse, aber das stellte kein Problem dar, denn das Tor stand halb offen – offenbar war es nach der Durchfahrt eines großen Vans nicht geschlossen worden. Wir passierten die Barriere und schlenderten am Wagen vorbei.
LETZTE MÖGLICHKEITEN, INC.
So hieß es im holographischen Logo, mit fröhlich winkenden Engelchen. Der große Parabolspiegel auf dem Dach des Vans wirkte handgefertigt, war verziert und viel größer als nötig für eine Satellitenverbindung. Als wir an dem Fahrzeug vorbeikamen, prickelte meine Haut fast so wie bei der vor kurzem erfolgten Erneuerung.
»Ziemlich viel Energie in dem Van«, kommentierte Pal. Er wölbte den Rücken, und sein Fell sträubte sich.
»Hast du von diesen Leuten gehört?«, fragte ich, als wir den Wagen hinter uns zurückließen.
»Gelegentlich.« Pals Stimme war leise und angespannt.
Kalter Kryodampf umgab dicke, isolierte Kabel zwischen dem Van und der Hintertür des Gebäudes. Kitschige Orgelmusik kam aus dem halbdunklen Innern. Vorsichtig trat ich über die Kabel hinweg in einen großen Raum, in dem sich mehrere Dutzend in Kutten gehüllte Gestalten zu trauerliedartigen Klängen wiegten.
»Was
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