Copy
geht hier vor?«, fragte Pal spöttisch. »Wird hier eine neue Episode von Vincent Price Theater gedreht?«
Ich erinnerte mich deutlich daran, was am vergangenen Tag an diesem Ort geschehen war, als diese Geschöpfe einen von Alberts besten Grauen getäuscht und ihm eine heimtückische Bombe implantiert hatten. Wenn sie das konnten, sollte ein jämmerlicher Franki wie ich besser vorsichtig sein. Unter meiner gefärbten Haut war ich noch immer ein einfacher Grüner.
Ich gewöhnte mich ans Halbdunkel und sah bei den Kuttenträgem die gleiche rötliche Tönung wie bei der Golem-Frau vor dem Haupteingang der Regenbogen-Lounge. Und ich bemerkte noch etwas anderes: Auf einem Podium in der Mitte des Raums lag eine so blasse Gestalt, dass ich sie zunächst für einen weißen Dito hielt.
Aber nein, die Liegende war die Realperson. Hier und dort zeigte sich graues Haar zwischen den angebrachten Elektrodenbündeln. Seidiger roter Stoff bedeckte den größten Teil des schweren, schlaffen Körpers. Heutzutage bemühen sich die meisten Menschen um eine gute physische Form. (Und um genug Sonnenbräune, damit sie nicht für einen Golem gehalten werden!) Doch manche Leute verwenden den Körper, mit dem sie geboren wurden, nur als ein Sammelbecken für Erinnerungen, das jeden Tag die Erfahrungen und Erlebnisse von Ditos aufnimmt. Irene schien eine Vorreiterin dieses Trends gewesen zu sein. Kein Wunder, dass sie ein beliebtes Lokal für modische Ausschweifungen geführt hatte!
Aber die Trauerklänge deuteten darauf hin, dass Irenes Leben – so vielschichtig es auch gewesen sein mochte – dem Ende entgegenging. Ihre Brust hob und senkte sich unregelmäßig unter dem seidigen Stoff. Medizinische Flüssigkeiten rannen durch Schläuche, und ein naher Bio-Monitor piepte einen leisen, ungleichmäßigen Rhythmus.
Ich sah keinen Kiln, keine Reihen wartender Dito-Rohlinge. Irene war also nicht fleißig dabei, Geister herzustellen, wie andere Leute, wenn sie den Tod nahe fühlen – ein letzter Schwung autonomer Duplikate, die sich um die Bestattung kümmern konnten… oder all die Dinge sagten, die das Original zu Lebzeiten nicht auszusprechen gewagt hatte. Die meisten der anwesenden Irene-Kopien wirkten recht alt. Vielleicht waren sie alle bei der »Reparatur« von Alberts Grauem zugegen gewesen.
Hatte Irene zur gleichen Zeit oder kurz danach aufgehört, sich zu duplizieren? Ein seltsamer Zufall, wenn es einer war.
Während wir das Geschehen aus den Schatten beobachteten, sah ich eine abseits der sentimentalen Zeremonie stehende Irene. Sie sprach mit einem violetten Golem, dessen große Augen und elegant gewölbter Schnabel an einen Falken erinnerten.
»Horus«, brummte Palloid.
»Horace?«
»Horus!« Er deutete auf den Umhang des Besuchers, der sonderbare Symbole und gestickte Gestalten aufwies. »Der ägyptische Gott des Todes und des Lebens im Jenseits. Ziemlich anmaßend, für meinen Geschmack.«
Natürlich, dachte ich. Letzte Möglichkeiten. Eine jener Firmen, die den Toten oder Sterbenden spezielle Assistenz anbieten. Wenn es irgendeinen Dienst gibt, den vielleicht jemand in Anspruch nehmen möchte, so kann man eine Million gelangweilter Arbeitslose finden, die bereit sind, ihn zu leisten.
Ich schob mich näher, während Falkengesicht die Angebote einer glänzenden Broschüre erklärte.
»… Hier ist eine unserer beliebtesten Möglichkeiten. Volle kryonische Hibernation! Wir können den organischen Körper des Archetyps mit der richtigen Kombination aus wissenschaftlich balancierten Konservierungssubstanzen durchsetzen und anschließend nach und nach seine Temperatur verringern, um ihn dann in unserem Hauptlager in Redlands unterzubringen. Es verfügt über eine unabhängige geothermische Energieversorgung und ist stark genug gepanzert, um einem direkten Kometeneinschlag standzuhalten! Ihr Original braucht nur eine Verzichterklärung zu prägen…«
»Kryonische Hibernation interessiert uns nicht«, erwiderte die rote Golem-Frau, die den Schwarm repräsentierte. »Es wurde wiederholt nachgewiesen, dass ein gefrorenes menschliches Gehirn keine Stehende Welle aufrechterhalten kann. Sie verschwindet und kehrt nie zurück.«
»Aber es gibt Erinnerungen, gespeichert in Billiarden von Synapsen und intrazellularen…«
»Erinnerungen sind nicht homolog. Sie sagen nichts darüber aus, wer wir sind. Außerdem lassen sich die meisten dieser Erinnerungen nur von einer funktionierenden Kopie der ursprünglichen Stehenden Welle
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