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jede Verantwortung für den Zwischenfall ab, der zu seiner Entlassung führte…«
Kellner? Restaurant? Oh, das hatte ich ganz vergessen. Inzwischen eine unwichtige Angelegenheit.
»Es gibt noch andere Dinge, kurz vor der Explosion«, fuhr Nells Phantom fort. »Unbeantwortete Anrufe und Mitteilungen von Malachai Montmorillin, Inspektor Blane, Gineen Wammaker, Thomas Facks…«
Es war eine lange Liste, voller Ironie. Wenn Albert den Anruf von Pal entgegengenommen hätte – der mich vor einem Plan hatte warnen wollen, der Dienstags zweiten Grauen betraf und vorsah, ihn bei einem Anschlag auf Universal Kilns einzusetzen –, so wäre ich jetzt vielleicht gar nicht hier gewesen. Dann hätte ich den Rest meines kurzen Lebens als freier Franki verbracht, losgelöst von Alberts Problemen. Ich hätte an einer Straßenecke für Kinder jongliert oder versucht, jenen Kellner zu finden. Bis zum Ablauf.
»Ich habe auch eine Aufzeichnung des letzten Fongesprächs, das Ihr Original mit Ritu Maharal führte. Darin ging es um eine gemeinsame Fahrt mit dem Ziel, die Hütte ihres Vaters in der Wüste zu untersuchen.«
Was war das? Eine gemeinsame Fahrt?
Ich zitterte plötzlich. Eine Fahrt mit Ritu Maharal… in die Wüste? Plötzlich sah ich in groben Zügen, was geschehen sein mochte. Vielleicht war Albert persönlich aufgebrochen, als Dito getarnt!
Hatte er das getan, weil er annahm, dass Assassinen sein Haus überwachten? Wenn das stimmte, so war sein Täuschungsmanöver erfolgreich gewesen. Er hatte alle davon überzeugt, dass sein reales Selbst zu Hause gewesen war. Diese Vorstellung verblüffte mich, und ich versuchte, sie zu verarbeiten. Es bestand die Möglichkeit, dass Albert noch lebte!
Gute Nachrichten, oder? Es würde mich von einer schweren Last befreien – ich wäre nicht der Einzige, der versuchte, die Wahrheit herauszufinden. Vielleicht waren Albert und ein Dutzend treuer Kopien damit beschäftigt, den Spuren der Schurken zu folgen, mit der grimmigen Entschlossenheit, den verbrannten Garten zu rächen.
Und doch… Ich fühlte auch so etwas wie Enttäuschung. Für eine Weile hatte ich mich wichtig gefühlt. Als würde dieser kleine Existenzsplitter wirklich eine Rolle spielen im großen Maßstab der Dinge. Es hatte so ausgesehen, als hinge die Gerechtigkeit von mir ab, von meinen Entscheidungen.
Und jetzt?
Nun, meine Pflicht ist klar. Sie besteht natürlich darin, Bericht zu erstatten. All die Dinge zu beschreiben, die ich herausgefunden hatte, und dem Original meine Dienste anzubieten.
Aber das ist nicht annähernd so romantisch wie der Kampf allein.
ICH ENTSCHIED MICH für eine Vorgehensweise, während ich Clara beobachtete, die in der Asche stocherte und ganz offensichtlich an Alberts Schicksal weitaus mehr interessiert war als an ihrem Krieg. Wenn Albert noch lebte, so hatte er nicht einmal versucht, sich mit ihr in Verbindung zu setzen, um ihr mitzuteilen, dass mit ihm alles in Ordnung war!
Vielleicht zog er die Gesellschaft der schönen Erbin Ritu Maharal vor.
Mistkerl.
Manchmal sieht man sich selbst nur dann ganz deutlich, wenn man einen gewissen Abstand hat. Oder wenn man jemand anders wird.
UND DAS BRINGT MICH zur Gegenwart. Ich habe meine Geschichte erzählt. Eine Kopie lege ich im Cache ab… für den Fall, dass noch andere Alberts unterwegs sind und sich dafür interessieren.
Eine Kurzfassung des Berichts übermittle ich Ritu Maharal. Sie war Alberts erste Auftraggeberin, kurz vor dem Raketenangriff, und deshalb verdient sie den Hinweis darauf, dass ich Aeneas Kaolin für übergeschnappt und einen Mörder halte.
Aber eigentlich mache ich es für Clara. Sie ist der Grund, warum ich hier seit zehn Minuten unter dem Tschador stehe und in der Ichform all das herunterrassle, was ich während der vergangenen beiden Tage gesehen und getan habe, bis zu diesem Moment. Ich mache es trotz Pals Warnungen, dass mit jeder weiteren Sekunde die Gefahr der Entdeckung größer wird. Entweder durch Kaolin oder einen unbekannten Feind, der vielleicht noch schlimmer ist.
Und wenn schon. Vermutlich bleibt mein Bericht bedeutungslos. Ich habe das Rätsel nur zu einem kleinen Teil gelöst. Der Fall ist alles andere als abgeschlossen.
Vielleicht habe ich eine Arbeit wiederholt, die bereits andere, bessere Versionen von mir geleistet haben.
Himmel, ich weiß nicht einmal, wohin ich mich jetzt wenden soll… obgleich ich die eine oder andere Idee habe.
Aber eines kann ich dir sagen, Clara: Solange diese
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