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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Ditos einer anderen Person zu inloaden – ein solches Elend möchte niemand noch einmal erleben. Wie kann man ein Selbst teilen, ohne sich auf Dimensionen wie rechts und links zu einigen? Oben und unten? Drinnen und draußen? Auf der seelistischen Ebene ist alles subjektiv. Meine Versionen haben nichts mit denen Yosils gemein.
    Es wird Gemeinschaft geben, wenn ich mich schließlich als eine alles verwandelnde Gottheit über diese Landschaft erhebe. Ich werde eine faire Metrik bestimmen, die einfach und universell ist, und alle zu mir in einen neuen, gewaltigen Kosmos einladen! Mit Rohmaterial fundamentaler als Vakuum werden wir Sterne, Planeten und ganz neue Erden schaffen.
    Aber zuerst geht es darum, die Kontrolle zu gewinnen.
    Ich bin zuerst hier gewesen und während der letzten Stunden enorm gewachsen. Aber mein Widersacher kennt sich besser mit der Theorie aus und hat auch den Vorteil der Position. Bei jedem Schwung schneidet das Pendel wie eine Klinge durch das weiche Zentrum des Glaziers, die energetischste und beeinflussbarste Stelle.
    Schlimmer noch: Ich fühle mich von RealAlberts Präsenz gestört – er ist mir so nahe, dass sein Bild mich durch ein Augenpaar erreicht. Der rote Dito sieht ihn, wie er von einer hohen Brüstung herabkommt. RealAlbert sieht schlimm aus. Verschwitzt und blass. Zittert. Scheint fix und fertig zu sein.
    Bei jedem nahen Schritt erbebt der Glazier!
    Er ist mein Archetyp… der Grund, warum ich bisher der Auslöschung meines Selbst widerstanden habe.
    Jetzt wird er zu einem Hindernis.
    Der arme Albert muss weg.

 
EXTREMITÄTEN
 … ALS GRÜNI EIN BEIN VERLIERT…
     
     
    Haben Sie schon mal versucht, sich ein Bein auszureißen? Dazu braucht man Motivation.
    Es hilft, wenn man bereits auseinander bricht.
    Ich zog mit der einen noch voll funktionsfähigen Hand, kam aber kaum voran, während die Apparatur mit den Raketen die Startsequenz einleitete.
    Ich möchte dir etwas vorschlagen.
    So nervend die Stimme auch sein mochte, bisher hatte sie mich in die richtige Richtung geführt. Kurz darauf fühlte ich eine Berührung an meiner verkrusteten Haut und dann darin.
    Die Gliedmaße ist nicht mehr Teil von dir.
    Stell es dir vor.
    Zieh dich von ihr zurück.
    Löse dabei die Enzyme aus.
    Auf diese Weise…
    Meine Kenntnisse der Biologie waren bestenfalls bruchstückhaft, doch irgendwie ergaben die Anweisungen einen Sinn, wie die Erinnerung an eine alte Fähigkeit. Natürlich, so geht es, dachte ich, ohne darauf zu achten, dass die Hinweise von einem imaginären Freund stammten. Ganz einfach. Das muss ich mir merken.
    Schmerz und Erschöpfung wichen aus dem Bein. Taubheit breitete sich aus, und gleichzeitig wurde die restliche Energie eingesetzt, nicht fürs Schmelzen, sondern für ein Härten wie in einem Ofen.
    Als ich erneut zog, belohnte mich ein Knacken. Ich zerrte weiter, und das Bein brach unter der Hüfte ab; es rutschte zur Seite, gefolgt von klebrigen, glitzernden Teilen zerfetzten Seelengewebes.
    In meiner Hand: die fast perfekte Nachbildung eines menschlichen Beins, in Terrakotta gebacken und am Knie gebeugt. Ich hob das Ding. Es war hübsch, aber kaum aerodynamisch.
    ZIEL ERFASST, verkündete das Display der Startvorrichtung. Rakete Nummer eins wurde in Position gebracht – ihre scharlachrote Spitze versprach Tod.
    GESCHÄRFT UND STARTBEREIT.
    Das Summen des Apparats wurde lauter und schriller, und ich begriff, dass ich nur eine Chance hatte.

 
TON IST DIE SACHE…
 … EIN ENSEMBLE IN ZWANZIG SEKUNDEN…
     
     
    Beim Weg nach unten waren meine Füße wie taube Klötze an weichen Nudeln. Immer wieder stieg Übelkeit in mir empor, während ich mich mit schweißfeuchten Händen am Geländer entlangzog. Ich würgte und hätte mich übergeben, wenn ich während der letzten Tage mehr gegessen hätte als nur einige wenige Proteinriegel. Hunger und Erschöpfung waren natürlich Faktoren, doch für diese rapide Verschlechterung meines Zustands musste es einen anderen Grund geben: eine schnell wirkende bakteriologische Waffe, die arrogante Dodeks in einem geheimen Lager aufbewahrt hatten. Ein Werkzeug des Massenmords, durch Verträge verboten. Aber wer wirft eine Waffe weg?
    Bot meine Agonie einen Hinweis darauf, was Millionen bevorstand? Ich wusste nicht, was im Zentrum des Laboratoriums geschah, mit all den Antennen, summenden Zylindern und dem Pendel, das zwischen zwei liegenden Ditos hin und her schwang – es sah nach einem der albtraumhaften Bilder von Hieronymus Bosch

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