Copy
Pein steht bevor. Vielleicht wird es schlimmer als alles, was ich bisher erlebt habe, als Realperson und als Dito.
Ich kann erkennen, wie es funktionieren soll… wie DitYosils inneres Feuer die gesammelten Energien des Glaziers zündet und sein Prägemuster mit jedem Pendelschwung sät, so wie ein zylindrisches Siegel, das immer wieder über weichen Ton gerollt wird. Trotz all der Dinge, die bei seinem Plan schief gegangen sind – trotz meiner andauernden Präsenz –, es könnte klappen. Es könnte ihm gelingen, zu übernehmen und mich auszulöschen!
Oder vielleicht löschen wir uns gegenseitig aus und hinterlassen einen wilden, sich selbst erhaltenden Strahl aus spiritueller Essenz, der unkontrolliert von diesem Ort ausgeht, wie ein alles verschlingender Sturm. Ein Psycho-Orkan…
Ich habe gedacht, mich könnte nichts mehr erschrecken. Das war ein Irrtum.
Derzeit möchte ich nur zurück zur strengen Schönheit der Seelenlandschaft. Ich sehne mich danach, erneut jede jungfräuliche Öde zu sehen, größer als ein unerforschter Kontinent, vielversprechender als eine Galaxie und nur erst kolonisiert von einigen Milliarden winzigen Algenflecken an seiner Küste -Flecken, die kaum etwas von ihrem latenten Schicksal ahnen.
Insbesondere ein Haufen der ahnungslosen Algen, einige Millionen, für die etwas Spezielles vorgesehen ist – sie sollen das entscheidende Opfer bringen. Wie Diener, die einen babylonischen Monarchen zu seinem Grab geleiten. Ihre Rolle besteht darin, zu sterben, ihre Seelenenergie zur Verfügung zu stellen, dem Glazier-Strahl zu verstärken und die Stehende Welle auf ein neues energetisches Niveau zu heben.
Unsere Vorfahren hätten in diesem Zusammenhang vielleicht von »Nekromantie« gesprochen, davon, magische Kraft aus der Macht des Todes zu gewinnen. Wie auch immer man es nennt: Es ist ein schreckliches Verbrechen…
… und ich habe mich fast damit angefreundet. All jene verlöschenden Funken, die ich zuvor gesehen habe, sterbende menschliche Seelen, die in ihren letzten Momenten versuchen, Freiheit zu erlangen, dann verblassen und aschige Abdrücke auf der leeren Ebene hinterlassen… Dies ist es wert, für sie alle, nicht wahr?
Nachdem ich den Kontinent des unsterblichen Willens gesehen habe, seine ungeheuren Möglichkeiten – warum sollte ich mir wegen einiger zum Tod verurteilter Algen Sorgen machen?
Andererseits…
Einer der winzigen Flecken wird mir unangenehm, wie ein kleiner Stein im Schuh. Beziehungsweise in meinem Sattel. Die Seelenlandschaft misst ihre Entfernung nicht in Metern, sondern nach Affinität, und dieser Fleck war mir zu nahe, um bemerkt zu werden, klebte wie ein Schatten an mir. Erst jetzt wende ich mich dem Ärgernis zu und stelle fest, dass…
…ich es bin!
Besser gesagt: Es ist der lebende, atmende Albert Morris – die Quelle der Stehenden Welle, die ich enorm verstärkt habe. Ich spüre, wie er näher kommt, mit all den organischen Ängsten, Trieben und Sympathien. Nervös und doch so hartnäckig wie immer, so nahe, dass wir uns fast berühren könnten.
Wie ist das möglich?
DitYosil hat behauptet, Morris mit einer gestohlenen Rakete getötet zu haben! Der Tod des Körpers sollte die Seele vom Anker lösen und befreien. Ich habe die Nachrichten gesehen: das brennende Haus, der zerstörte Garten… Aber er hat überlebt.
Das muss der Grund sein, warum sich mein Ich nicht aufgelöst hat! Die Welle kehrte’ immer wieder zurück, von ihrem Ursprung, bis sie autonom wurde.
Großartig. Ich freue mich, hier zu sein. Und jetzt? Wird sich Alberts Präsenz als störend erweisen? Wird sein biotischer Anker den Glazier an die »Realität« ketten, wenn der entscheidende Augenblick für den Flug in die Freiheit kommt?
YOSILS GEIST HAT SICH angeschnallt. Feinde brechen durch die letzte Tür – er darf keine Zeit mehr verlieren. Er bereitet sich darauf vor, das Pendel freizugeben, sammelt Kraft für eine verbale Anweisung.
»Letzte Phase einleiten!«, ruft er dem Kontrollcomputer zu. »Die Raketen starten!«
Es geht also los, das beruhigt mich. Was auch immer mit der Stadt geschehen wird, es ist nicht meine Schuld. Jener Massenmord geht nicht auf mein Konto. Das Karma der Vielen kann mich nicht beeinflussen.
Ich bin ebenso ein Opfer wie alle anderen, oder?
Ich werde dafür sorgen, dass sie nicht umsonst sterben.
TONESLICHT
… ALS GRÜNI ETWAS DÄMMERT…
Ein einzelner matter Stern glühte durch das Fenster und blinkte wie die Anzeigen
Weitere Kostenlose Bücher