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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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gewesen, dass man nie genug davon hatte. Jetzt ist die Luft besser, und manche Leute investieren eine Dito-Stunde, um Wäsche in der Sonne trocknen zu lassen.
    Die Haut der Frau zeigte das Rosarot eines Sonnenbrands – eine menschliche Tönung. Oh. Nun, vielleicht mag sie das Gefühl, im leichten Wind nasse Wäsche an die Leine zu hängen… Vermutlich hat sie ihre Ditos mit anderen Dingen beauftragt.
     
    LEISE RETROMUSIK KOMMT AUS einem offenen Fensteram Ende dieser kleinen Siedlung und bildet einen auffallenden Kontrast zu den beiden lauten Stimmen, die auf einen Streit in einem der mittleren Häuser hindeuten. Genau dort fummelnMaharals Hände am hinteren Tor und finden das Schloss. Angeln quietschen, als er hindurchschlüpft. Ich laufe los, über den bewaldeten Hang, weiche Bäumen aus und bin so schnell,dass ich fast gegen den Zaun geprallt wäre. Eine höhere Enzym-Produktion wärmt meine Gliedmaßen und setzt gespeicherteEnergie viermal schneller frei. Na schön, dann kommt der Ablauf etwas eher. Alles hat seinen Preis.
    Maharal hat das Tor hinter sich geschlossen, und so muss ich wie er zuvor nach dem Schloss tasten. Nicht gerade eine ideale Methode für modernen Einbruch. Normalerweise suche ichvorher nach Alarmanlagen und dergleichen. Aber diese kleine Siedlung befindet sich innerhalb von Kaolins Ultrasicherheitskordon, was bedeutet, dass es hier vermutlich gar keine Alarmanlagen gibt. Außerdem habe ich es viel zu eilig, um mit einer entsprechenden Suche Zeit zu verlieren.
    Das Holz ist abgenutzt, und ein scharfer Geruch geht davon aus. Das Schloss erweist sich nur als rostiger Haken. Ich schleiche auf den Hinterhof und sehe Fingerhirse mit Hundekot, einen alten Baseballschläger samt Handschuh und einige Zinnsoldaten, die halb geschmolzen in der Sonne liegen. Alles wirkt gemütlich und altmodisch, bis hin zu dem Mann und der Frau, die in dem stuckverzierten Haus streiten.
    »Ich hab’s satt, dass alles über meinen Kopf hinweg entschieden wird. Jetzt wird abgerechnet, du sadistischer Mistkerl!«
    »Abgerechnet wofür? Ich habe jede Woche den gleichen Termin, du kannst alle fragen.«
    »Du nutzt jeden Vorwand, um von hier zu verschwinden und dich nicht von schreienden Kindern um den Verstand bringen zu lassen…«
    »Wer rastet hier aus…«
    Diese unbesonnene Erwiderung führt zu einem Kreischen. Durch ein Fenster sehe ich eine matronenhafte Gestalt mit orangefarbenem Haar und blasser Haut, die Geschirr nach einem sich duckenden Mann wirft. Sie wirken real. Die Leute überlassen einen häuslichen Streit nur selten Ditos. Sie sparen sich jene Leidenschaft für reales Fleisch auf, das weiß, dass es noch tausend bittere Morgen erleben wird und sich für jede Kränkung rächen kann, für die echten ebenso wie für die eingebildeten.
    Ich sehe Maharals Geist, wie er an drei kleinen Jungen vorbeischleicht, die schätzungsweise zwischen vier und neun Jahre alt sind. Sie sitzen im Schatten einer baufällig anmutenden Veranda, während das Gezänk der Erwachsenen durch die Fliegengittertür nach draußen schallt. Es wundert mich, dass noch keine Anwaltsdrohne angelockt worden ist und sich nähert, um den Jungen eine Broschüre über die Vernachlässigung elterlicher Pflichten zu geben.
    DitMaharal hebt den Zeigefinger an die Lippen, und der älteste Junge nickt. Offenbar kennt er Maharal, oder die Wolke aus Elend ist so dicht, dass er nicht sprechen kann, als der Graue in Richtung der kleinen Straße weitereilt. Es ist der einzige Weg hinaus, und so folge ich einige Sekunden später und ahme Maharals um Stillschweigen bittende Geste nach.
    Diesmal wirken die Jungen überraschter. Der mittlere öffnet den Mund, doch der Älteste packt seinen Arm mit beiden Händen und dreht ihn in die entgegengesetzte Richtung, was schmerzerfüllte Schreie auslöst. Innerhalb weniger Sekunden kommt es zu einer wilden Balgerei, so als wollten die Jungen mit dem Streit im Haus wetteifern.
    Meine Grauen enthalten Alberts Gewissen, und deshalb zögere ich und frage mich, ob ich eingreifen soll… Dann bemerke ich etwas Seltsames und gleichzeitig Beunruhigendes bei den beiden nächsten Kindern. Es sind Ditos! Die Haut ist zwar weiß bis beigefarben, die Textur aber eindeutig künstlich. Aber warum Kinder-Duplikate einen grausam simulierten Sommernachmittag erleben lassen? Diese Erinnerungen erfuhren bestimmt keinen Inload.
    Klingt pervers. Ich nehme mir vor, dieser Sache später nachzugehen, als ich loslaufe, eine schmale Zufahrt

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