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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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wegen Vernachlässigung der beruflichen Sorgfalt verklagen, wenn ich dem Sieben nicht beiwohne. Rein rechtlich gesehen könnte sie jeden daran hindern, den Geist ihres Vaters zu sezieren.
    Kaolin denkt darüber nach und nickt.
    »Na schön. Yosil, bitte mach dich auf den Weg zum Laboratorium. Mr. Morris und ich kommen, wenn alles vorbereitet ist.«
    DitMaharal antwortet nicht sofort. Er wirkt geistesabwesend und sieht zur Tür, durch die Ritu vor einigen Minuten den Raum verlassen hat.
    »Wie? Oh, ja. Um des Projekts willen. Und für die Mitglieder unseres Teams.«
    Er schüttelt Kaolin kurz die Hand und nickt mir zu. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, wird sein Kopf unter Glas liegen und erheblichem Druck ausgesetzt sein.
    Maharals Geist geht fort, in Richtung Atrium und Haupteingang.
    Mein Blick kehrt zu Kaolin zurück.
    »Dr. M. sprach von Furcht. Er war auf der Flucht, als hätte ihn jemand verfolgt.«
    »Er hat die Furcht auch als ungerechtfertigt bezeichnet«, erwidert Kaolin. »Yosil erholte sich von jener Paranoia, als er den Dito herstellte.«
    »Vielleicht hatte er einen Rückfall, was den fatalen Unfall erklären könnte – möglicherweise glaubte er, vor etwas oder jemandem fliehen zu müssen.« Ich überlege kurz. »Der Dito hat nie bestritten, dass ihn jemand verfolgte. Er wies nur darauf hin, dass die Gefahr bei seiner Herstellung weniger erschreckend erschien. Fällt Ihnen irgendein Grund ein, warum…«
    »Warum es jemand auf Yosil abgesehen haben könnte? Nun, in unserem Geschäft gibt es immer Gefahren. Fanatiker, die Universal Kilns für eine Organisation des Teufels halten. Dann und wann versucht irgendein Irrer, heilige Rache zu entfesseln.« DitKaolin schnauft abfällig. »Zum Glück ist das Verhältnis von Fanatismus und Kompetenz zueinander umgekehrt proportional.«
    »In statistischer Hinsicht«, schränke ich ein. Antisoziales Verhalten ist schließlich mein Fachgebiet. »Es gibt Ausnahmen. In einer großen, gebildeten Bevölkerungsgruppe gibt es mindestens einige Puerters, McVeighs und Kaufmanns, die sowohl diabolisch als auch schlau sind und genug Kompetenz mitbringen, um echten Schaden anzurichten…«
    Meine Stimme verklingt, als mich etwas ablenkt. Kaolin antwortet, aber meine Aufmerksamkeit ist woanders.
    Etwas stimmt nicht.
    Ich sehe nach links, zum Eingangsbereich – dort habe ich aus dem Augenwinkel etwas bemerkt.
    Was ist passiert?
    Das große Atrium ist genauso beschaffen wie vorher. Noch immer hängen Waffen und Trophäen historischer Konflikte an den Wänden. Dennoch spüre ich Unruhe.
    Denk nach.
    Ich habe meine Aufmerksamkeit geteilt, wie immer, ob Rig oder Kop. Maharals Dito ging gerade in jene Richtung, und im Atrium musste er sich nach rechts wenden, um nach draußen zu gelangen und seine letzte Reise anzutreten.
    Aber er ist nicht nach rechts gegangen, sondern nach links. Ich habe ihn nur ganz kurz gesehen, bin mir aber sicher.
    Möchte er Ritu ein letztes Mal sehen?
    Nein. Sie hat die Bibliothek in der entgegengesetzten Richtung verlassen, zusammen mit ihrer grünen Begleiterin. Wohin will DitMaharal?
    Eigentlich geht es mich nichts an…
    Von wegen.
    Der Magnat erklärt, warum er sich über Fanatiker keine Sorgen macht. Es klingt nach einer eingeübten Rede. Ich unterbreche ihn.
    »Entschuldigen Sie, Rik Kaolin. Ich muss etwas überprüfen. Ich bin rechtzeitig für die Fahrt zum Labor zurück.«
    Er ist verwirrt und vielleicht auch verärgert, als ich mich von ihm abwende. Meine billigen Schuhe quietschen auf dem Marmorboden, als ich durch den Flur eile und noch einen Blick auf die alten Waffen und Fahnen werfe. Clara bringt mich um, wenn ich nicht genügend Aufnahmen für eine anständige Bildertour anfertige.
    Im Atrium sehe ich nach rechts. Der Butler und seine drei Kopien sehen auf und unterbrechen ihr Gespräch. (Worüber könnten die Duplikate reden? Meine Kopien haben sich kaum etwas zu sagen.)
    »Haben Sie DitMaharal gesehen?«
    »Ja, Sir. Vor einem Moment.«
    »Wohin ist er gegangen?«
    Der Butler deutet an mir vorbei in den rückwärtigen Teil des Gebäudes. »Wenn ich Ihnen irgendwie helfen…«
    Ich laufe in die angegebene Richtung. Es mag dumm sein, einfach so die Verfolgung aufzunehmen, anstatt Rik Kaolin zu befragen, solange ich Gelegenheit dazu habe. Wenn Maharal real wäre, würde mich sein Umweg nicht stören. Ich würde annehmen, dass er zur Toilette geht. Noch einmal pinkeln vor der letzten Reise. Vollkommen natürlich.
    Aber er ist nicht real.

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