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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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heute Abend, wird RealAlbert sich einsam fühlen. Möglicherweise taut er dann die genusssüchtige Clara auf, die im Kühler liegt. Ich fühle in diesem Zusammenhang eine Welle irrationaler Eifersucht. Ich bin sogar versucht, zum Hausboot zu fahren und die Weiße selbst zu benutzen!
    Aber das mache ich natürlich nicht. Claras Dit hätte nur einen Blick auf mich geworfen und es abgelehnt, sich an die groben Sinne eines Grünen zu vergeuden. Und außerdem, was hätte es für einen Sinn gehabt? Wenn ich inloade, kehre ich zu Albert zurück und kann alles real genießen. Und wenn Claravon der Front heimkehrt, nehme ich auch an jenem Wiedersehen teil.
    Also gehe ich meinen Aufgaben nach. Ich besuche den Markt und füge der normalen Lieferung ein paar frische Sachen hinzu: Obst und einige Delikatessen, plus die eine oder andere Gourmet-Spezialität. Soll eintreffen, wenn Archi erwacht. Hoffentlich schmeckt ihm der Hering. Ist ein dänischer.
    Gehe bei der Bank vorbei und aktualisiere meinen Passcode der Stufe drei. Jeder nimmt einmal im Monat persönlich eine solche Aktualisierung vor, mit biometrischen und chemischen Scans, die sicherstellen, dass man wirklich man selbst ist. Doch für die wöchentlichen Updates genügt ein Dito. Niemand kann eine persönliche Stehende Welle fälschen. Außerdem sind seit dem Großen Raub Jahre vergangen. Manche Analysten halten Cyberkriminalität bereits für passé.
    Mag sein. Aber Schurkerei besorgt die Bürger noch immer. Bei jeder Wahl wird sie als eine Toppriorität genannt. Allein in dieser Stadt muss es mindestens hundert reale Polizisten geben. Wenn Yosil Maharal umgebracht wurde, dann sind in diesem Jahr bereits zwölf Morde im Staat verübt worden. Und der Sommer ist noch nicht einmal halb vorbei.
    Ich befürchte nicht, bald arbeitslos zu werden.
     
    OH, DAS FON HAT GEKLINGELT, während ich einkaufen war. Pallie hat angerufen und braucht wieder Aufmerksamkeit. »Ich habe drei Dits mit verschiedenen Dingen beauftragt«, hat Albert gebrummt. »Einer von ihnen kommt bei dir vorbei, wenn es die Zeit erlaubt.«
    Drei Dits?
    Der Graue Nummer Eins ist bei Ritu Maharal und Rik Kaolin beschäftigt – eine große Sache, bei der vielleicht richtiges Geld verdient werden kann. Gineen Wammaker könnte den Grauen Nummer Zwei den ganzen Tag aufhalten.
    Wollen wir wetten, das ich losgeschickt werde, um mir Pals neueste Verschwörungstheorie anzuhören?
    Tja. Wozu ist ein Grüner da?
     
    MUSSTE DEN RASENMÄHER aus einem Reparaturladen holen. Es hat acht fünfzig gekostet, ihn in Ordnung bringen zu lassen, und hinzu kommt die Beseitigungsgebühr für den alten Benzinmotor. Habe ihn hinten auf die Vespa gebunden, aber das hat sich störend auf das Gleichgewicht des Scooters ausgewirkt. Hätte ihn auf dem Heimweg in einer schnellen Kurve fast zu Schrott gefahren. Dazu noch ein Fünf-Punkte-Delikt. Mist.
    Wenigstens ist der Mäher sofort angesprungen. (Mitch, der Reparateur, versteht sein Handwerk. Diesmal war er persönlich da.) Es dauerte nicht lange, und ich hatte den Rasen besser in Schuss als die orangefarben gestreiften »Gärtner«, die alle anderen Leute in meinem Viertel verwenden. Vieles wächst auf meinem kleinen Stück Land. Rosen. Frische Karotten und Beeren. Ich mag Gewächse, so wie Clara gern hört, wenn Wasser an den Rumpf ihres Hausbootes klatscht.
    Als Nächstes kommt das Geschirr in der Küche dran und dann die Toilette. Kann genauso gut im ganzen verdammten Haus sauber machen, wenn ich schon mal dabei bin. Bis auf Staubsaugen. Lord Archi darf nicht geweckt werden.
    Sein Schlaf ist heilig.
    Manchmal denke ich über existenzielle Dinge nach. Über einfache, die ein Grüner verstehen kann. Wie zum Beispiel: Soll ich vorschlagen, heute Abend keinen Inload vorzunehmen? Ich meine, warum sich an diese Banalitäten erinnern? Mit den Golem-Erinnerungen hat Albert schon fast hundert subjektive Jahre erlebt. Einige Techis meinen, das Maximum läge bei fünf Jahrhunderten. Warum nicht wertvollen Erinnerungsplatz sparen?
    Ich habe oft darüber nachgedacht und mich zum Schluss immer für den Inload entschieden. Kein Wunder. Nur die Ditos, die Kontinuität wählen, werden Teil der Erinnerung. Aber Nell sagt, mehr als hundertachtzig meiner Kopien haben das Nichts gewählt. Deprimierte Duplikate, die triste Tage erlebten, an die ich mich besser nicht erinnere.
    Meine Güte, manchmal gibt es Tage, an denen mein reales Selbst am liebsten Dinge auslöschen würde. Ein altes Problem, ich weiß.

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