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Rechte, sondern um Mitgefühl. Und darum, hier und dort etwas Seelenzeug zu retten.
Na schön, vielleicht sind es ehrliche Spinner. Ich werde Nell bitten, den Eintägigen eine Spende zu schicken. Wenn Real- Albert einverstanden ist.
Ich verließ die Kirche, sobald ich wieder gehen konnte, und suchte mir einen stillen Ort für diese Aufzeichnung. Vielleicht hören Albert und Clara sie sich gemeinsam an und denken über einige Dinge nach.
Das ist genug Unsterblichkeit für mich. Für einen Frankenstein-Mutanten.
Aber jetzt wird’s Zeit, wieder aktiv zu werden. Ich mag kein treues Duplikat meines Originals sein, aber wir haben noch immer einige gemeinsame Interessen. Es gibt Dinge, über die ich gern Bescheid wissen möchte, bevor es mit mir zu Ende geht.
DER SCHLAFENDE ERWACHT
… ODER WIE REALALBERT ERFÄHRT, DASS ER NUR AUF SICH SELBST ZÄHLEN KANN…
Selbst früher war es normal, sich gelegentlich zu fragen, ob man real war. Zumindest für Zen-Meister und Collegestudenten.
Heute kann einem diese Frage während eines hektischen Tages ganz plötzlich in den Sinn kommen. Wenn man Aufgaben erledigt und geschäftlich unterwegs ist, vergisst man, in welchem Fach der Tag begann. Dann prüft man nach, indem man die Hand hebt und sich ihre Farbe ansieht, oder indem man sich zwickt.
Das Schlimmste sind Träume.
Ditos schlafen kaum. Also sollte allein der Umstand, dass man träumt, beruhigend sein.
Das sollte es. Aber Albträume haben ihre eigene Logik. Man wälzt sich im Bett hin und her und befürchtet, dass man nicht man selbst ist… sondern jemand anders, der einem ähnelt.
ICH WAR NOCH IMMER nicht voll da, als Ritu Maharals zweiter Anruf mich endgültig aus dem Bett holte. Clara würde sagen, dass es mir ganz recht geschieht. »Nur altmodische Cyberfritzen glauben, die Sonne ignorieren zu können.«
Leicht gesagt, in ihrem Beruf. Kriege sind heutzutage meistens geplant und finden von neun bis fünf statt. Aber in meiner Sparte spielt die Uhr eine weniger große Rolle. Nun, vier Stunden Schlaf plus eine Flasche Flüssigschlaf, nach Ingwer schmeckend, mussten genügen. Ritus Neuigkeiten hatten mich beunruhigt.
Ich schlurfte ins Arbeitszimmer und sah auf die Dito-Liste, um festzustellen, was meine Kopien machten. Wenn der Graue Nummer Eins verschwunden war, so bot die Anzeige vielleicht einen Hinweis. Möglicherweise konnte ich ein anderes Duplikat zur Kaolin-Villa schicken.
Ich blinzelte, als ich auf die leuchtenden Symbole blickte – ich konnte kaum glauben, was ich sah. Alle drei Statuslichter blinkten bernsteinfarben, was »unerreichbar« bedeutete.
»Kannst du das erklären, Nell?«
»Nichts ganz«, antwortete der Hauscomputer. »Der Graue Nummer Eins verschwand vor einer knappen Stunde auf dem Anwesen von Rik Aeneas Kaolin.«
»Das weiß ich bereits.«
»Weißt du auch, dass man das ID-Pellet jenes Grauen gefunden hat, auf dem Boden in einem abgesperrten Bereich, wo sich allein ausgewählte Bedienstete Kaolins aufhalten dürfen? Der Anwalt des Rik möchte wissen, was dein Dito dort zu suchen hatte.«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen?« Ich dachte daran, dass dieser Tag so gut begonnen hatte… »Lassen wir das zunächst. Was ist mit dem zweiten Grauen?«
»Eine codierte Mitteilung ist gerade eingetroffen. Der Graue hat auf den autonomen Ohne-Wiederkehr-Modus umgeschaltet.«
Das überraschte mich.
»Tatsächlich? Ohne Rücksprache mit mir?«
»Du hast immer Wert darauf gelegt, deinen Grauen diese Freiheit zu geben.«
»Ja, aber warum…«
»Der Kopie wurde ein schneller, lukrativer Job angeboten, von einer Gruppe unter der Führung von Gineen Wammaker. Um einen Interessenkonflikt mit deinen anderen Fällen zu vermeiden, müssen die entsprechenden Ermittlungen unter den Bedingungen beschränkter Kenntnisnahme stattfinden.«
»Unter welchen Bedingungen?« Ich schüttelte den Kopf. »Oh, du meinst, ich darf mir selbst nichts verraten. Ich darf den Dit nicht inloaden und auch nicht herausfinden, was er macht.«
Es geschah nicht zum ersten Mal, dass eine Kopie von mir einen eigenen Auftrag übernahm und ganz auf sich allein gestellt loszog, um für mein reales Selbst schnelles Geld zu verdienen. Ich bin gut bezahlt worden für Ermittlungen, an die ich mich nie erinnern werde, selbst wenn der Klient zufrieden war.
Was geht mir durch den Kopf, wenn ich entscheide, einen solchen Fall zu übernehmen? Während ich hier in meinem realen Körper stecke, kann ich mir nicht
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