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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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aufgesetzt, als ich sah, dass er braun war! Eine der blassen, nordeuropäischen Schattierungen. Ich dachte daran, den Scan zu unterbrechen, um diesem Rig Respekt zu zeigen.
    Dann bemerkte ich ein Glitzern, eine kurze Spiegelung an der Wange. Ein Nicht-Spezialist hätte sich vielleicht täuschen lassen, aber ich wusste: Dies war ein Golem, in menschlicher Farbe gebacken. Es war nicht einmal illegal, denn zu Hause kann man jede Farbe tragen, solange kein Betrug damit verbunden ist.
    Ich blieb liegen, während das Tetragrammatron weiterhin meine Seele siebte.
    »Mr. Morris…«
    »DitKaolin…«, erwiderte ich und gab damit zu erkennen, dass ich die Tarnung durchschaut hatte. Er zögerte und neigte dann kurz den Kopf. Immerhin war ich die Realperson bei diesem Gespräch.
    »Wie ich sehe, prägen Sie gerade, Sir. Soll ich in einer Stunde noch einmal anrufen?«
    Erneut fand ich seine Ausdrucksweise ein wenig altmodisch. Aber wenn man reich ist, kann man sich Eigenheiten leisten.
    »Es ist ein gründlicher Scan, aber er dauert keine Stunde.« Ich lächelte, während ich den Kopf zwischen den Ranken still hielt. »Ich rufe in zehn Minuten zurück…«
    »Dies dauert nur eine Minute«, sagte der Dito. »Ich möchte, dass Sie hierher kommen und für mich arbeiten. Jetzt sofort. Ich zahle das Doppelte Ihres normalen Honorars.« Er schien damit zu rechnen, dass ich aufspringen und sein Angebot ohne zu zögern annehmen würde. War dies der gleiche Mann, dessen Anwälte mir vor kurzer Zeit eine drohende Mitteilung geschickt hatten, weil das Pellet meines vermissten Grauen in einem zugangsbeschränkten Bereich gefunden worden war? Der gleiche Kaolin, der es ablehnte, dass ich eine Kopie von mir schickte, um in Hinsicht auf das Verschwinden zu ermitteln?
    »Wenn dies etwas mit Dr. Maharals tragischem Tod zu tun hat… Sie wissen doch, dass ich bereits von Ihrer Tochter Ritu beauftragt bin. Wenn ich Ihren Auftrag annähme, könnte es ohne besondere Vereinbarungen zu einem Interessenkonflikt kommen.«
    »Besondere Vereinbarungen« – das bedeutete vielleicht den Einsatz weiterer Grauer, die nicht heimkehrten. Dieser Gedanke, vermischt mit den wirren Empfindungen der Prägung, bescherte mir ein wenig Unbehagen.
    Kaolins Dito blinzelte und blickte zur Seite. Vielleicht empfing er Anweisungen von seinem Archetyp, dem realen Mogul-Eremiten. Neugier erwachte in mir. Es kursierten alle Arten von Gerüchten über den Tycoon. Einige der ausgefalleneren Geschichten beschrieben ihn als schrecklich entstellt infolge einer seltenen Krankheit, die aus einem seiner eigenen Gen-Laboratorien stammte. Ich sorgte dafür, dass dieses Gespräch mit hoher Qualität aufgezeichnet wurde. Clara wollte bestimmt die Einzelheiten wissen, wenn sie vom Krieg heimkehrte.
    Der braune Golem wischte meinen Einwand beiseite. »Das ist nur eine Formsache. Sie werden die gleichen Ermittlungen anstellen, aber ich bezahle für Ihre exklusiven Dienste und erspare Ritu während ihrer Trauerzeit die Kosten.«
    Das mit den »exklusiven Diensten« klang wie die Sache mit dem Treueschwur heute Morgen, nur neu verpackt. Das Geld konnte ich natürlich gebrauchen, aber die Welt ist mehr als nur Geld.
    »Haben Sie dies mit Ritu abgeklärt?«
    Der fleischfarbene Dito zögerte und sah erneut zur Seite. Wenn nicht vor kurzer Zeit ein Erinnerungstransfer stattgefunden hatte, konnte sein Wissen über mich nicht aus eigener Erfahrung stammen.
    »Nein, Sir. Aber ich bin sicher, dass sie mein Angebot…«
    »Außerdem hat sie für heute schon im Voraus bezahlt. Warum warten Sie nicht einfach ab, was ich herausfinde? Morgen können wir unsere Meinungen austauschen und alles auf den Tisch legen. Klingt das fair?«
    Kaolin war ganz offensichtlich nicht daran gewöhnt, eine Absage zu bekommen.
    »Mr. Morris, es gibt… Komplikationen, von denen Ritu nichts weiß.«
    »Hm. Meinen Sie Komplikationen in Hinsicht auf den Tod ihres Vaters? Oder geht es dabei um das Verschwinden meines Grauen?«
    Der Platin-Dito schnitt eine Grimasse, als er seinen Fehler bemerkte. Er war nahe daran, mir Grund zu geben, ihn als Zeugen zu vernehmen.
    »Na schön, bis morgen«, sagte er mit einem knappen Nicken. Das Bild verschwand, und ich lachte kurz, schloss dann seufzend die Augen. Vielleicht konnte ich das Prägen jetzt in Frieden beenden.
    Doch ohne die Ablenkung durch den Anruf fand ich mich im Durcheinander des Seelensiebens wieder. Gefühle und Erinnerungsblitze, die meisten von ihnen so kurz, dass ich

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