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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Doppeltür aus mit Schnitzereien verziertem Holz und Milchglas. In jenem Raum brannte kein Licht, aber ich sah einen Schatten, der sich verstohlen auf der einen Seite bewegte.
    Ein Murmeln… einige Worte, die ich kaum verstand und sich anhörten wie »… wo würde Betty es verstecken…«
    Mir lief es kalt über den Rücken. Ich berührte eine der Türhälften. Das Glas war rau und kalt – perfekte Empfindungen, die mich an etwas erinnerten, das ich auf keinen Fall vergessen durfte.
    Du bist real. Also sei vorsichtig.
    Als wenn eine Aufforderung dazu notwendig gewesen wäre! Ein schrulliger Verdacht dröhnte durch meine Stehende Welle, raste zwischen Herz und Hirn hin und her, den einzigen organischen Originalen, die ich je haben werde. Als Dito hätte ich den Raum vielleicht einfach so betreten, nur um zu sehen, was passieren würde. Doch als organischer Erbe ängstlicher Höhlenbewohner beschloss ich, den Türflügel aufzustoßen und dabei einen sicheren Abstand zu wahren.
    Ich sprach lauter. »Hallo, Ritu?«
    Die Tür führte in Yosil Maharals häusliches Arbeitszimmer. Mein Blick fiel auf einen Schreibtisch und ein Büchergestell mit altmodischen Papierbüchern und Laserblattfolianten. Ein Vitrinenfach präsentierte Auszeichnungen und Ehrungen, ein anderes sonderbare Trophäen, wie eine Anordnung aus Händen in unterschiedlichen Größen und Farben. Einige waren aufgeschnitten und zeigten Metallteile – Relikte aus einer Zeit, als man Dito-Ton auf Robotergerüste aufgetragen hatte, als klirrende und rasselnde Duplikate Technospielzeuge der Reichen gewesen waren, sowohl primitiv als auch Ehrfurcht gebietend. Damals hatte nur eine Elite die Möglichkeit gehabt, ihr Leben zu teilen und an zwei Orten gleichzeitig zu sein.
    In jener Epoche hatte man Ditos »Stellvertreter« genannt, und wer sie sich leisten konnte, schien ein wesentlich erfüllteres Leben in Aussicht zu haben als der Rest der Menschheit.
    Doch dann hatte Aeneas Kaolin auch der breiten Masse die Möglichkeit zur Selbstkopie gegeben.
    Es war ein eindrucksvoller Anblick. Doch mein Interesse galt vor allem jenem Teil des Raums, den ich nicht einsehen konnte, weit vom Fenster entfernt und in Schatten gehüllt.
    »Licht an«, sagte ich vom Eingang. Doch der Hauscomputer war auf Stimmen programmiert und erlaubte Gästen nicht einmal geringe Kontrolle. Yosil schien kein besonders guter Gastgeber gewesen zu sein.
    Ich konnte versuchen, die Anweisung mithilfe von Nell zu übermitteln und auf meinen Ermittlungsauftrag durch Maharals Tochter und Erben hinzuweisen. Doch die Verhandlungen zwischen den beiden Computern konnte Minuten dauern und würde mich die ganze Zeit über ablenken.
    Zweifellos befand sich ein konventioneller Lichtschalter neben der Tür, leicht zu erreichen… und vielleicht auch in Reichweite eines Unbekannten, der im Dunkeln lauerte und irgendeine Waffe bereithielt.
    War ich paranoid? Und wenn schon.
    »Wenn Sie das sind, Ritu… sagen Sie mir nur, ob ich hereinkommen darf oder draußen warten soll.«
    Ich hörte ein leises Geräusch im Zimmer. Kein Atmen, nur ein weiteres Rascheln. Ich fühlte Anspannung jenseits der Tür. Energie schien sich zu sammeln.
    »Sind Sie das, DitAlbert?«
    Die Stimme kam von oben, erklang hinter mir. Ritu hatte gerufen, ohne jede Arglist.
    »Ja, ich bin’s«, antwortete ich, ohne mich umzudrehen. »Hatten Sie… haben Sie noch andere Gäste?«
    Durch das Milchglas bemerkte ich eine neuerliche Bewegung. Diesmal schien sich jemand aufzurichten, vielleicht ein. Anzeichen von Resignation. Ich wich mehrere Schritte ins Atrium zurück, um dem Fremden Bewegungsspielraum zu geben.
    Ich hielt auch nach einem Fluchtweg Ausschau, nur für den Fall.
    »Was haben Sie gesagt?«, rief Ritu erneut von oben. »Ich habe Sie erst in einer Stunde erwartet. Können Sie sich ein wenig in Geduld fassen?«
    Eine Silhouette passierte die geschlossene Hälfte der Doppeltür. Groß, kantig… und grau. Sie näherte sich.
    Für einen Augenblick glaubte ich, ihn gefunden zu haben. Ein heimlicher Grauer, in diesem Haus? Wer außer dem Geist kam dafür infrage? Maharals Geist! Der seine letzten Momente nicht im Laboratorium verbringen wollte, um sich die Erinnerungen aus dem Hirn quetschen zu lassen. Inzwischen musste er sich in einem ziemlich schlechten Zustand befinden und wurde vermutlich nur noch von Willenskraft zusammengehalten, während seine letzten Reserven an Élan vital verbrannten.
    Ich machte mich dazu bereit, nach vom zu

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