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schwarzes Duplikat konnte von Glück sagen, dass es beim Betrachten jener aufgezeichneten Bilder gewisse Diskrepanzen bei der Hauttextur bemerkt hatte. Diskrepanzen, die ich im Ankleidezimmer sorgfältig eliminierte.
Natürlich konnte ich noch einen weiteren Unterschied zwischen mir und Ritus verstorbenem Vater erwähnen.
Als er zu verschwinden versuchte, ging es ihm darum, irgendein dunkles Geheimnis zu verbergen. Meine Gründe waren einfacher.
Ich tat es aus Liebe.
SO FÜHLTE ES SICH zu jenem Zeitpunkt an. Mein Schwarzer kritisierte sogar meine impulsive Entscheidung, als Realperson aufzubrechen.
»Du handelst emotional. Clara hat einen Weißen im Kühler hinterlassen. Damit kannst du deine animalischen Bedürfnisse befriedigen, bis sie am Wochenende zurückkehrt.«
»Ein Weißer ist nicht das Gleiche. Und Maharals Blockhütte befindet sich in der Nähe des Schlachtfelds! Ich muss diese Gelegenheit nutzen, dort vorbeizuschauen und sie zu überraschen.«
»Dann schick einen eigenen Weißen. Es ist nicht nötig, jenen Ort persönlich aufzusuchen.«
Ich antwortete nicht. Der Schwarze war einfach nur kurz angebunden. Er wusste, dass Clara und ich gelegentlichen Dito-Sex ganz nach Belieben genießen konnten, auch mit anderen Partnern, denn es spielte keine Rolle. Es war nicht mehr als ein kurzer Traum.
Für die echte Sache ist er kein Ersatz. Nicht für uns.
»Das ist keine produktive Verwendung von Zeit«, sagte mein hyperlogischer Doppelgänger und versuchte es auf eine andere Weise, während ich Kleidung in eine Reisetasche packte.
»Dafür habe ich dich«, erwiderte ich. »Sei produktiv. Kann ich davon ausgehen, dass die anderen Fälle unter Kontrolle sind?«
»Ja.« Die glänzende schwarze Version von mir nickte. »Aber was passiert bei meinem Ablauf, in weniger als achtzehn Stunden?«
»Dann legst du deinen Kopf auf Eis. Ich habe einen weiteren Schwarzen geprägt, zusammen mit einem Grauen und einem Grünen, falls sie übernehmen müssen.«
Der Schwarze seufzte und hielt mein reales Selbst wie üblich für kindisch und verantwortungslos.
»Keiner der neuen Ditos verfügt über meine neuen Erinnerungen. Die Kontinuität wird unterbrochen.«
»Dann tau deinen Ersatz eine Stunde vorher auf und weis ihn ein.«
»Mit Worten? Du weißt, wie ineffizient…«
»Nell hilft dir dabei. Ich sollte zurück sein, bevor Mittwochs Schwarzer abläuft. Dann inloade ich seine Erinnerungen – und deine – aus dem Kühler.«
»Das sagst du jetzt. Aber du bist schon einmal abgelenkt gewesen und hast zugelassen, dass Gehirne im Kühlfach verdarben. Und angenommen, du wirst in dieser dummen Verkleidung getötet?«
Lange Finger in der Farbe des Alls streckten sich mir entgegen und zwickten meine graue Haut.
»Ich werde alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um das zu verhindern«, versprach ich, wich zurück und mied den Blick der dunklen Augen. Es ist schwer, sich selbst zu belügen, erst recht dann, wenn man direkt vor einem steht.
»Mach das«, brummte der Schwarze. »Ich gebe einen lausigen Geist ab.«
AUF DEM WEG ZU MAHARALS HAUS schaltete ich den hypervorsichtigen Autopiloten des Volvos aus und fuhr manuell. Mich durch den Verkehr zu schlängeln… Es half mir dabei, meine Nerven zu beruhigen – obgleich einige grüne Fußgänger fluchten, als ich an ihnen vorbeirauschte. Na schön, ich konnte besser fahren. Vielleicht beeinflusste mich die Tarnung auf einem unterbewussten Niveau. Oder es lag an den Kriegsnachrichten.
»… haben die jüngsten Misserfolge auf dem Schlachtfeld und schwere Verluste die Streitkräfte der PÖZ-USA zum Rückzug und in einen Kessel gezwungen, die Berge der Cordillera del Muerte im Rücken. Die Position scheint sich leicht verteidigen zu lassen, aber Buchmacher haben bereits angeboten, Wetten auf den Ausgang aufzukaufen – sie halten die Schlacht für verloren.
Wenn das stimmt und die umstrittenen Eisberge an Indonesien gehen, so zieht dieses Debakel Präsident Bicksons Plan in Zweifel, sich vom Südwestlichen Ökotoxischen Aquiferstreifen fern zu halten.
Die mit dem SWÖTAS in Zusammenhang stehenden Wählerreaktionen haben führende Repräsentanten des Kongresses bereits veranlasst, E-Unterschriften für eine Demark-Petition zu sammeln, die verlangt, dass Bickson Verhandlungen anbietet und weitere PÖZ-Verluste verhindert, bevor der Gegner die ganze Streitmacht aufreibt.
Aber ein Golemsprecher des Glashauses dementierte diese Möglichkeit und betonte, es
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