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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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die Wolken schießen, und von dort nach dem
Angreifer Ausschau halten. Außerdem mußte Damma bestimmen, welchen Ort die
Vision zeigen sollte. Woher hätte sie wissen sollen, wo Rorik in ihr Reich
einfällt, und welchen Sinn hätte solche ein Blick in die Zukunft gehabt, wenn
sie erführe, was sie ohnehin schon gewußt hätte?
    Bevor Aja das Pendel wieder in
Bewegung setzte, forderte sie Dereks Leibsense. Sie hatte zuvor von ihm
verlangt, die Eldridssense mit in den Pendelsaal zu bringen. Jetzt nahm sie die
Waffe und legte sie unter Ealtheas Pendel.
    “Du wirst die mächtigste Waffe
der Welt besitzen Derek”, krächzte sie. “Mächtiger noch als das sagenumwobene
Schwert Thar. Trage die Klinge nie ungeschützt, und richte sie nie, auch nicht
zum Spaß, gegen einen Freund! Jedes Fleisch, das sie nur sanft berührt, wird
aus der Zeit geschleudert in Abgründe, die selbst die Götter fürchten…”
    Dammas Augen leuchteten in
grenzenlosem Entzücken, und ihre Finger krallten sich vor Erregung in Dereks
Oberarm.
    Dann begann Aja erneut zu tanzen.
Diesmal noch ruckartiger, stolpriger: Sie tanzte rückwärts. Und das Pendel
setzte sich langsam, sehr langsam wieder in   Bewegung. Mit jeder seiner Bewegungen huschte ein rötlicher Schein über
die Klinge. Je kräftiger der Schlag des Pendels wurde, desto heller erstrahlte
die Leibsense. Blutrot erst, dann feuerrot, und schließlich flammte sie wie die
Sonne selbst. Derek und Damma mußten die Augen schließen.
    “Hüte dich, die Klinge auch nur
mit der Fingerspitze zu berühren! Sie macht keinen Unterschied zwischen deinem
Fleisch und dem deiner Feinde!” mahnte Aja eindringlich.
      Als sie dann später durch den unterirdischen
Tunnel zurück in den Palast gingen, sprang eine Ratte aus einer Nische hervor.
Derek riß blitzschnell die Leibsense aus der Lederscheide und führte einen
meisterhaften Streich. An die wunderbare Verwandlung der Eldridssense hatte er
dabei gar nicht mehr gedacht, er wollte Damma einfach nur beeindrucken. Die
Klinge schnitt das Tier mitten durch. Aber noch bevor der erste Blutstropfen
hervorquellen konnte, zerfiel das Fleisch der Ratte zu Staub, die erst noch
dunklen Knochen wurden blank und hell, dann zerrieselten auch sie zu grauer
Asche unter der Hitze des Zaubers, und einen Herzschlag später war alles von
der Zeit verschlungen, was einmal eine Ratte war…
    “Oh”, hauchte Damma. Und auch
Derek sagte nur: “Verdammt!” Aja aber lachte still vor sich hin, als Derek die
Leibsense mit spitzen Fingern in die Lederscheide zurückschob.
    “Wenn du Handschuhe trägst, bist
du gut geschützt vor der Macht deiner Waffe.” wisperte Aja. ”Nur wenn sie
jemandes Fleisch trifft, schleudert sie ihn hinab ins Grauen unter der Welt...”

 
    Damma treibt ihr Reittier mit
einem Schenkeldruck an Dereks Seite, worauf Gadar mit wütendem Schnaufen
reagiert. Das Dreihorn kann die Feuertiger nicht ausstehen, obwohl diese sich
ausgesprochen friedfertig verhalten, seit sie begriffen haben, daß Gadar nun
ihr Verbündeter und ihre Herrin ein guter Freund des seemärkischen Herrschers
ist.
    Korr, unter Dammas Sattel, hat
Gadar sogar höchst ehrerbietig die Hufe geleckt zum Zeichen des Friedens, aber
Gadar sprang widerborstig zur Seite und senkte die Hörner. In Korrs hellblauen
Augen glomm ein kaltes Feuer auf, ein blitzartiger Tatzenhieb in Gadars Gehörn,
ein kurzes Kratzen, Gadars Kopf flog zur Seite – dann ging Damma mit der
Peitsche dazwischen. Korr duckte sich und nahm die Schläge ohne Murren. Damma
prügelte ihn ordentlich durch, wortlos, aber unbarmherzig. Gadars Mittelhorn
hatte einen tiefen Kratzer abbekommen. Und irgendwie hatte Damma wohl erwartet,
daß auch Derek die siebenschwänzige Dreihornpeitsche sprechen ließe, damit
Gerechtigkeit hergestellt sei. Das aber brachte er nicht fertig. Stattdessen
brachte er Korr heimlich eine saftige Hinterkeule, und als der Feuertiger ihm
zärtlich das linke Augenhorn in die Rippen stieß, wußte er, daß alles wieder
gut war. Gadar bockte noch ein Weilchen, aber er senkte nie wieder seine Hörner
gegen einen der Feuertiger. Auch jetzt beläßt er es bei einem beleidigten
Schnaufen.
    “Wenn deine hunderttausend Mann
nicht ein wenig schneller werden, finden wir in Tsalla nur noch Ruinen”, keucht
Damma ungeduldig.
    “Ich habe keine hunderttausend
Krieger, das weißt du.” Derek antwortet mürrisch. Der Ton in ihrer Stimme
verheißt nichts Gutes – sie will wieder mit Worten fechten, das spürt er

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