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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Nietzsche
    ________________________________________________________
    Kapitel 11
    Das
Pendel

 
    Der Bund ist besiegelt und Derek
froh, daß die beiden Thar gekommen sind. Seit Damma in seiner Kemenate war, ist
er völlig verändert. Selbst die unheimliche und unvermutete Begegnung mit Rorik
hat er seelisch gut verkraftet. Vor Tagen noch wäre wutschnaubend durch den
Eispalast getobt bis das letzte Quentchen Kraft aus seinem Körper gewichen
wäre. Hatte der Teufel Rorik es doch tatsächlich gewagt, nur von einem Knecht
begleitet einen Erkundungsritt mitten ins Herz Seemarks hinein zu unternehmen!
Dreist! Tollkühn! Als beide auf den Schwingen eines dunklen Zaubers entwichen
waren, hatte Derek sich erstaunlich rasch wieder in der Gewalt. Kein Wunder -
tief in ihm glüht ein Feuer, das alles andere verschlingt, nichts anderes neben
sich duldet - als wollte es sich Platz verschaffen, den ganzen Mann für sich
allein besitzen...
    Gadar fliegt zwischen den beiden
Feuertigern daher wie ein Pfeil. Nach Norden geht es, nach Tsalla. Derek ist
dick vermummt. Auch für Damma und Andorgas hat er kostbare Pelze aus dem Lager
holen lassen. Hinter ihnen windet sich ein Heer von sechstausend kampferprobten
Kriegern wie ein riesiger Wurm durch den Schnee. Derek hat entschlossen
gehandelt. Als er erfuhr, wann Rorik das Geeinte Reich Tsalla angreifen wird,
ließ er den Tungulabläser sogleich seine Männer zusammenrufen. König Jorx wird
Hilfe brauchen, und keiner kennt die Kampfesweise von Roriks Söldnern besser
als Großherr Derek von Seemark. Es würde nur etwas dauern, bis er genug Schiffe
gesammelt habe, um nach Tsalla übersetzen zu können, hatte er zu bedenken
gegeben.
    “Das soll meine Sorge sein.”
entgegnete Damma und ließ sich ein Bündel aus ihrem Gepäck bringen. Als sie es
auswickelte, stockte Derek der Atem, und Atta auf seiner Schulter zischte
feindselig. Zum Vorschein kam ein zwar nur entengroßes, jedoch unheimlich anzusehendes
Reptil mit geschuppten Flügeln - ein Darrhu. Er schien tot, wirkte wie eine
vertrocknete Mumie. Aber Damma zog eine kleine Pfeife mit einem geschnitzten
Darrhu am Ende aus dem Bündel und blies hinein. Ein feiner, gerade noch
hörbarer Ton kam aus dem Instrument. Anfangs geschah nichts.
    “Sie schlafen so tief und fest,
daß viele tausend von ihnen während des Schlafes verhungerten, so wurden es
immer weniger im Laufe der Jahrtausende. Eine seltsame Laune der Natur. Bald
werden sie nur noch eine Legende sein. Aber ohne diesen todesähnlichen Schlaf
würden sie genauso sterben, sie würden innerlich verbrennen, weil ihre
Körpertemperatur langsam zwar, aber stetig ansteigt im Wachzustand. Übrigens,
Feuer spucken können sie nur während weniger Tage, kurz bevor ihre Körperhitze
die tödliche Grenze erreicht...”
    Geduldig blies Damma das winzige
Holzinstrument. Da, eine unmerkliche Bewegung! Die schuppige Brust des kleinen
Ungeheuers begann, leicht zu vibrieren, sich zu heben und zu senken. Plötzlich
schlug der Darrhu die Augen auf, und Derek prallte erschreckt zurück. Ein
helles Strahlen brach unter den sich öffnenden Lidern hervor, wie reinstes
Sonnenlicht. Aber inmitten dieses Leuchtens klaffte ein rabenschwarzer
waagerechter Spalt anstelle der Pupille. Und diese Augen waren unverwandt auf
Derek gerichtet. Erst als Atta haßerfüllt aufkreischte und an dem goldenen
Kettchen zerrte, das um ihren Hals lag, begriff Derek. Der angsteinflößende
Blick aus diesem Sonnenleuchten galt dem Bergholl, nicht dem Menschen.
    Damma seufzte.
    “Darrhu und Holl sind Todfeinde
von Anbeginn der Zeit. Bitte bring Atta weg von hier, damit ich ihm ungestört
die Botschaft einprägen kann.”
    Derek brachte seinen kleinen
Bergholl zu Aja, und als er wiederkehrte, hockte der Darrhu auf Dammas vorgestrecktem
Unterarm und schaute gebannt auf ihre Lippen.
    “Für König Jorx! Sende uns
Schiffe für sechstausend Krieger aus Seemark!” Unentwegt wiederholte sie diese
Worte. Der Darrhu antwortete mit unverständlichem Krächzen, aber mit jedem Mal
änderte sich der Tonfall dieses gräßlichen Geräusches. War es erst wie das
Knarren, Quietschen und Kratzen von Mühlsteinen, ähnelte es bald der Stimme
eines knorrigen Greises. Und dann verstand Derek die ersten Worte! Der Darrhu
sprach!
    “Firrr Kenig Jorrrx...sende unsss
Schiffffe firrr sechstausend Kriegerrr ausss Seemarrrrk...”
    “Nun flieg, mein kleiner Freund!”
Mit diesen Worten hob Damma den Arm, und das kleine Scheusal erhob sich in

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