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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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muß in keiner Weise behandelt werden, also reißt er die Packung
mit den drei Psychopharmaka auf und nimmt die blaue Kapsel heraus. Komponente
Alpha setzt nicht nur die Schmerzempfindlichkeit herab, sondern wirkt auf das
Wahrnehmungsvermögen, aber nicht reduzierend. Sie schärft die Sinne und erhöht
die Reflexgeschwindigkeit.
    Komponente Beta hingegen
mobilisiert kurzzeitig enorme physische Kräfte, allerdings folgen den Minuten
schier übermenschlicher Fähigkeiten stundenlange Erschöpfungszustände, die
nicht selten ins Koma führen.
    Und an Komponente Gamma denkt man
besser erst, wenn es soweit ist: Sie ist der Obolos für Charon, den Fährmann
über den Fluß Styx, der die Welt der Lebenden vom Reich der Toten trennt...
    Auch Tauphi schluckt sofort das
Präparat, entgegen Tremakuts Befehl. Als Hyazinth ihr Dermaplast auf die
Platzwunde sprühen will, wehrt sie unwillig ab.
    “Es tut nicht mehr weh. Hör auf
damit!”
    Hyazinth greift unbeirrt nach
ihrer Hand und hält sie fest, dabei knurrt er: “Ja, logisch. Deshalb hat
Tremakut angewiesen, erst die Verletzungen zu behandeln… du würdest jetzt
selbst mit aufgeschlitztem Bauch keinen Schmerz mehr spüren… halt still!
Verdammt noch mal, stell dich nicht so an!”
    Sie schielt ihn aus den
Augenwinkeln an. Hyazinth fühlt plötzlich ein merkwürdiges Klopfen in den
Schläfen.
    “Ich mache das alles nur, weil es
mir Vergnügen bereitet, durch die Wüste zu latschen, Kreatiden abzuschießen und
mir den Arsch mit Plasmaladungen versengen zu lassen. Denk nur nicht, da gäbe
es noch einen anderen Grund…”
    Mit der linken Hand hält er
Tauphis Kopf, mit der anderen trägt er die sofort gelierende Flüssigkeit mit
den Hautzellen auf.
    “Du frierst ja… hast du eine
Gehirnerschütterung?”
    “Ich friere nicht.” Ihre Antwort
klingt abweisend.
    “Aber du zitterst wie… wie…” Ihm
fällt kein passender Vergleich ein.
    “Wie was? Ich zittere überhaupt
nicht, das bildest du dir nur ein”, entgegnet sie heftig.
    “Entschuldige…” Hyazinth ist
ratlos. Was hat er nun schon wieder verkehrt gemacht? Deutlich war das Beben zu
spüren, als er vorsichtig ihren Kopf drehte, und er hat es auch an ihrem Atem
gehört. “Entschuldige, ich wollte nicht…” Er weiß überhaupt nichts mehr. Nur
das Pochen in den Schläfen ist unleugbare Realität.
    Von weitem ist ein unterdrückter
Ruf zu hören. Rhomega. Er läuft gebückt auf die Abteilung zu.
    “Wir haben einen Tunnel geortet”,
meldet er hastig. “Wenn wir den aufsprengen, müssen wir nicht durch die
Todesschneise.” Tremakuts Antwort kann Hyazinth nicht verstehen. Mit dem
Handballen wischt er etwas herabgelaufenes Dermaplast von Tauphis Hals und
sagt: “So, fertig.”
    Da geschieht etwas für ihn völlig
Unerwartetes.
    Tauphi zieht seinen Kopf zu sich
herunter und preßt ihre Lippen auf seinen Mund, als wolle sie ihm die Seele aus
dem Leib saugen, dann stößt sie ihn zurück und springt auf.
    “Du Dummkopf.” Sie eilt zu
Rhomega und schmiegt sich an ihn, flüstert irgendetwas, ihr Bruder aber wehrt
sie unwirsch ab, redet auf Tremakut ein.
    Hyazinth kniet benommen im Sand,
seine Gedanken wirbeln im Rhythmus des Klopfens durcheinander, das immer
stärker in seinem Kopf pulsiert. Mit offenem Mund starrt er sie an, unfähig zu
begreifen, was eben geschah.
    Endlich widmet sich Rhomega
seiner Schwester, dann winkt er Hyazinth. Der erhebt sich schwerfällig und
folgt der Aufforderung. Tauphi steht wie zufällig hinter Rhomega, ein wenig
scheint es Hyazinth, als wolle sie sich verstecken, aber sie weicht seinen
verwirrten Blicken nicht aus. Das tiefe Blau ihrer Augen wirkt in dem
nächtlichen Dunkel fast schwarz. Jetzt ist es Hyazinth, der zittert, und er
verdrängt mit aller Macht den Gedanken, auch Tauphi habe vor Erregung gebebt,
dasselbe Gefühl sei der Anlaß gewesen, das nun in ihm vibriert.
    Rhomega schaut ihn ernst an, legt
ihm einen Arm um die Schultern und sagt: “Wenn mein Schwesterlein in dir solch
einen großartigen Beschützer hat, wird es wohl das beste sein, wir drei bleiben
zusammen. Tremakut ist damit einverstanden, daß wir die Stoßtriade bilden. Er
sagt, du hättest geschossen wie der Leibhaftige.”
    Bevor Hyazinth antworten kann,
erfolgt der nächste Befehl. “Ab sofort höchste Gefechtsbereitschaft. Wir teilen
die Abteilung in zwei Gruppen. Die eine Hälfte führt unter meiner Leitung einen
Scheinangriff über die Todesschneise direkt gegen die Festung. Rhomega führt
die Gruppe,

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