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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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heftig.
    “Alles wie in Weltenstein!” hat
er zornig geschrien. Ganz egal, welche Idee dahinter stünde, es sei immer
wieder dasselbe – die Mächtigen tun und lassen wie ihnen beliebt, während das
Volk in ein Korsett aus strengen Regeln und Gesetzen gepreßt und vierundzwanzig
Stunden am Tag bespitzelt wird. Dann schwieg er plötzlich und hüstelte
verlegen: Ihm war das Ketzerische seiner Gedanken bewußt geworden.
    “Hier ist der Mächtige das Volk,
auch wenn das den Herren in Weltenstein nicht in den Kram paßt!” Tremakuts
Antwort war in scharfem Ton gehalten, und er lächelte nicht mehr. “Und daß wir
uns vor allen Versuchen, unsere physische Existenz auszulöschen, schützen, kann
doch nur einem Mann von geradezu überwältigender Einfalt als Unrecht
erscheinen!”
    “Ich will euch doch nicht
vernichten!” Hyazinth war sprachlos.
    “Hast du denn immer noch nicht
begriffen, warum Korund Stein und seine Bande –” Hyazinth zuckte innerlich
zusammen als Tremakut das sagte “– uns unbedingt in die angebliche
Digitalisierung zwingen wollen?”
    “Von Zwang kann doch gar keine
Rede sein.” Der Einwand kam ihm nur zögerlich über die Lippen. Immerhin hatte
der Erste   Exarch ihm gegenüber selbst
zugegeben, daß die Szingolder sich nicht freiwillig digitalisieren lassen
wollten.
    “Du hast wirklich keine Ahnung”,
stellte Tremakut nachdenklich fest. “Sie trauen also nicht mal ihren besten
Nachwuchskadern… Na gut, du wirst die Wahrheit früh genug erfahren… Erst sieh
dir Szingold an. Vielleicht kommst du von selbst drauf.”
    Alles hat er bis heute nicht
verstanden. Aber wenn er zwei und zwei zusammenzählt, kommt folgendes heraus:
Ganz offenbar existiert in Weltenstein eine Verschwörung, von der Tremakut
ebensowenig weiß wie der Erste   Exarch.
Diese Verschwörer beabsichtigen, Copyworld   und die Digitalisierung für irgendwelche dunklen Absichten zu mißbrauchen.
In Szingold identifiziert man das Wirken dieses gemeinsamen Gegners mit der
Lehre von der Großen Umkehr und der Exarchie der DTEA. Aber davon wollte
Tremakut nichts hören. Nur Rhomega hatte die Stirn gerunzelt und zugegeben, der
Gedanke sei durchaus nicht aus der Luft gegriffen, aber eigentlich von
untergeordneter Bedeutung, da der Revisionsfront konkrete Feinde
gegenüberständen, nicht irgendwelche Theorien.
    Hyazinth ist fest entschlossen,
die Sache aufzuklären. Und den Leuten um Tremakut scheint sehr viel daran zu
liegen, ihn auf ihrer Seite zu wissen. Das spricht so deutlich aus ihren
Bemühungen um ihn, daß Hyazinth sich schon mehrmals die Frage stellte, ob
wirklich nur sein Ruf als Sigmastar der Grund sei. Fortwährend macht Tremakut
unverständliche Andeutungen wie: Daß gerade Hyazinth nach Szingold geschickt
worden sei, wäre ein glücklicher Zufall… es muß Korund Stein große Überwindung
gekostet haben… das zeige aber auch, wie wichtig Szingold ihm sei… und so
weiter. Hyazinth wird daraus nicht schlau. Das ist wieder wie in Weltenstein,
wo auch jeder so tat, als wisse er von irgendeinem schrecklichen Geheimnis, in
das Hyazinth verstrickt ist.

 
    “Volle Deckung!” Ein kurzer Ruf
von der Spitze der Marschkolonne reißt ihn aus der Grübelei. “Absolute Nullemission...!!!”
    Er läßt sich sofort fallen. Seine
Reflexe sind gut, auch dank seiner Ausbildung als Tänzer. Aber wirklich geformt
wurden sie erst in den unterirdischen Kasernen der Revisionsfront. Absolute
Nullemission - das heißt: nicht bewegen, nicht atmen, nicht denken. Damit die
Sensoren von Spürbojen oder mobilen Einheiten nicht das geringste Signal
wahrnehmen können.
    Kaum liegt er im kalten
Wüstensand, hört er schon das anschwellende Brausen. Ein einzelner Kampfspider
donnert über ihre Köpfe hinweg. gerade will er aufatmen, da ertönt der nächste
Befehl: “Schwereschleudern: Ziel erfassen!”
    Automatisch drückt er sich in die
Hocke, setzt einen Fuß nach vorn und läßt sich auf das andere Knie nieder.
Synchron zu diesem Bewegungsablauf hebt er das Rohr seiner Waffe auf die rechte
Schulter und preßt das Gesicht gegen die Okularmaske.
    Da kommt er! Der Kampfspider ist
kurz nach dem Überflug in einer steilen Kurve nach oben gestiegen. Irgendetwas
müssen seine Sensoren trotz des Abweiserfeldes geortet haben.
    Hyazinths Bewegungen sind ganz
ruhig. Das alles hat er im Simulator hundert Mal geübt. Aber das nervtötende
Singen und Zirpen unter seiner Schädeldecke schwillt zu einem schmerzenden
Inferno. Er weiß, daß

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