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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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hereinstürmte, die sie nun abwechselnd ständig eskortier­ten.
    Sie putzte ihn herunter und warf ihm unter anderem vor, er unterdrücke die Pressefreiheit. Darüber musste Carl herzlich lachen. Er gab zurück, er sei nicht nur ein überzeugter Anhänger der Pressefreiheit, sondern auch ein Förderer gut eingebetteter Kriegsberichterstatter. Genau dies sei aktuell der Fall.
    Sie bestritt diesen Umstand vehement und mit guten Argumenten. Sie habe nämlich von der aktuellen Situation nicht die geringste Ahnung, weil man sie zehn Stunden lang eingesperrt habe.
    Als Erstes teilte er ihr mit, dass ihr Arrest unverzüglich aufgehoben sei. Von nun an habe sie die gleichen Arbeitsbedingungen wie vorher. Bis auf den Torpedoraum und die Kommandozentrale dürfe sie alles an Bord filmen und mit jedem sprechen, sofern die jeweilige Person einverstanden sei.
    Die konkrete Situation sehe folgendermaßen aus: Im Laufe der vergangenen acht Stunden habe die U-1 Jerusalem die israelischen Häfen in Haifa und Aschdod angegriffen und nach ersten Schätzungen mehr als neunzig Prozent der israelischen Flotte zerstört. Des Weiteren habe man das israelische U-Boot Tekuma auf offenem Meer versenkt. An Bord befänden sich nun neun Kriegsgefangene, bei denen es sich um die Überlebenden von der Tekuma handele.
    Um acht Uhr UTC würde die U-1 Jerusalem für cirka fünfzehn Minuten an die Oberfläche gehen. Man würde Rashida Asafina und ihrer Assistentin helfen, ihre Ausrüstung aufzubauen, damit sie über Satellit mit dem Hauptbüro von Al-Dschasira kommunizieren könne. Sie dürfe senden, was sie wolle. Er empfehle ihr, vorher über das Satellitentelefon bei ihrer Zentrale anzurufen, um die Leute dort vorzubereiten. Außerdem habe sie nun Gelegenheit, ein Interview mit Brigadegeneral Mouna al-Husseini zu führen, der Sprecherin des palästinensischen Präsidenten. Noch Fragen?
    Es grenzte an ein Wunder, dass Rashida Asafina all diese Informationen ohne Zwischenfragen und mit voller Konzentration hatte aufnehmen können. Ihre erste Reaktion war in Carl Augen vollkommen verständlich.
    »Verfluchte Scheiße!«, brach es aus ihr heraus. »Das ist der dickste Knüller seit 9/11. Und ich sitze mittendrin und kann nicht berichten!«
    »Sie werden bald die Möglichkeit dazu haben, und dann wird kein Bericht auf der ganzen Welt interessanter sein als Ihrer. Seien Sie wegen Ihres Knüllers unbesorgt, in weniger als acht Stunden sind Sie weltberühmt«, sagte Carl ohne das geringste Anzeichen von Ironie.
    Sie hatte natürlich unzählige Fragen. Was war draußen in der Welt passiert? Was, wenn in ihrer Redaktion niemand ans Telefon ginge? Die müssten ja glauben, sie wäre entführt worden. Ob man die Sendezeit eventuell verlängern könne? Und wie solle sie ihr Material verschicken? In der kurzen Zeit sei es unmöglich, vor allem wenn gleichzeitig eine Live-Schaltung die Satellitenleitung blockiere.
    Carl streckte ihr seine Handflächen entgegen, um ihren Fragesturm zu bremsen.
    »Sie müssen die Sache ganz nüchtern betrachten, Rashida. Ich darf Sie doch Rashida nennen, wenn wir zwei allein sind? Dann sparen wir uns den Admiral und die U-Boot-Korrespondentin.«
    »Passt mir ausgezeichnet. Allerdings möchte ich in dem Interview nicht den Eindruck erwecken, wir wären intime Freunde.«
    »Das kommt gewiss uns beiden entgegen. So machen wir es. Punkt eins. Was draußen in der Welt los ist? Keine Ahnung. In einigen Stunden steigen wir so weit nach oben, dass wir CNN empfangen können. Dann wissen wir, was die Welt glaubt. Sie haben sicher recht mit Ihrer Annahme, dass die Geschichte die Dimension von 9/11 hat.«
    »Wieso ausgerechnet CNN?«
    »Wir haben wenig Zeit. Jedes Mal, wenn wir an die Oberfläche gehen, riskieren wir, dass man uns entdeckt. Und dann werden sie uns töten. Wir brauchen als Erstes die Version der Amerikaner. Reiner Pragmatismus.«
    »Okay, ich verstehe. Fahren Sie fort!«
    »Wenn in Ihrer Redaktion niemand ans Telefon geht, haben wir Pech gehabt und müssen es einige Stunden später von einer anderen Stelle aus probieren.«
    »Darf ich zugucken, wenn Sie CNN empfangen?«
    »Selbstverständlich. Was die da oben glauben, ist für Sie eben­so wichtig wie für uns. Vermutlich werden Sie genau das de­mentieren müssen. Und die Sendezeit …, das war doch Ihre nächste Frage, oder? Für Sie gilt dasselbe. Sobald wir an der Wasseroberfläche sind, befinden wir uns in Lebensgefahr. Also müssen wir den Zeitraum begrenzen und dürfen uns

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