Coq 11
Antwort zu geben.«
»Seid ihr Amerikaner?«, fragte der israelische Oberleutnant, aus dessen Augen plötzlich Hass blitzte.
»Nein«, antwortete Carl. »auch ich bin kein Amerikaner, auch wenn es so klingen mag. Sie befinden sich auf der U-1 Jerusalem, dem Flaggschiff der palästinensischen Flotte. Mein Name ist Carl Hamilton. Ich bin der Oberbefehlshaber.«
Der israelische Oberleutnant blickte erneut auf. Aus seinen Augen blitzte nun nicht mehr Hass, sondern Zweifel. Offenbar linderte seine Verwunderung den Schockzustand.
»Der palästinensischen Flotte … Der palästinensischen Flotte?«
»Ganz richtig, Oberleutnant. Wir haben Sie siebenundzwanzig Seemeilen vor Haifa torpediert. Kurz darauf haben wir diejenigen gerettet, die im hinteren Teil der Tekuma überlebt haben. Israel hat über keine Möglichkeiten mehr verfügt, Sie zu retten. Aber darüber reden wir später. Sie sind jetzt Kriegsgefangene, und daher bitte ich Sie noch einmal, mir Ihren Namen und Ihre Dienstnummer zu sagen.«
»Der palästinensischen Flotte?«
»Vollkommen korrekt. Sogar dem Oberbefehlshaber der palästinensischen Flotte. Nun?«
»Das hier ist ein verfluchter Albtraum …«
»Ich kann Sie verstehen. Aber wir dürfen keine Zeit verlieren. Zwei Ihrer Kameraden liegen mit lebensbedrohlichen Blutungen auf unserem Operationstisch. Unsere Chirurgin und ihre Assistentinnen tun alles, um ihr Leben zu retten. Vor wenigen Augenblicken haben sich acht Männer aus meiner Besatzung bereit erklärt, Blut zu spenden. Sie tun es, während wir beide hier sitzen. Wenn die Operation gelingt, gibt es neun Überlebende von der Tekuma.«
»Sind alle anderen …?«
»Ja, ohne Zweifel. Es tut mir leid, aber es ist so.«
»Und warum sollte ich mit unseren Henkern kooperieren? Verzeihen Sie … sind Sie eigentlich Admiral?«
»Ja, Vizeadmiral. Warum fragen Sie?«
»Ich habe gewisse historisch bedingte Vorurteile gegen die Zusammenarbeit mit Henkern, und wenn Sie der Großadmiral Karl Dönitz wären.«
Unbändige Wut stieg in Carl auf, aber er konnte sich beherrschen. Er schluckte die Beleidigung hinunter und tat, als hätte er gar nicht begriffen, dass der Israeli ihn mit Hitlers Stellvertreter verglichen hatte.
»Wir müssen eine Lösung finden, Oberleutnant!«
»Sonst …«
»Ein Sonst gibt es nicht. Die Genfer Konventionen verbieten jegliche Misshandlung von Kriegsgefangenen. Außerdem schreiben sie vor, dass Offiziere besser behandelt werden als die Mannschaft. Daraus folgt interessanterweise, dass Sie die Kabine mit mir teilen müssen, junger Leutnant. Ich bin nämlich einer von zwei Befehlshabern an Bord, die zwei Pritschen in ihrer Kajüte haben. Im Übrigen werden wir Ihnen und Ihrer Mannschaft Mahlzeiten servieren, die Ihre kulturellen Gepflogenheiten nicht verletzen. Wir haben eine Halalküche an Bord. Aber Sie müssen mir unbedingt sagen, wie Sie heißen.«
»Warum?«
»Sobald sich die Gelegenheit bietet, werden wir dem Roten Kreuz über Funk eine Liste unserer Kriegsgefangenen senden. Außerdem wollen wir die exakte Position der gesunkenen Tekuma übermitteln. Auch das ist Teil der Vorschriften. Und?«
»Zvi Eschkol, Oberleutnant von Cheil Hajam, der israelischen Kriegsmarine. Wird das Rote Kreuz unsere Angehörigen benachrichtigen?«
»Ganz richtig, Oberleutnant Eschkol. Das ist, unter anderem, Sinn und Zweck. Okay, mehr Fragen darf ich Ihnen nicht stellen. Ich hätte aber noch eine Bitte an Sie.«
»Eine Bitte?«
»Ich brauche auch die Namen und Dienstgrade Ihrer acht Kameraden für das Rote Kreuz. Da Sie der einzige israelische Offizier an Bord sind, haben Sie das Kommando über die Gruppe von israelischen Kriegsgefangenen und sind folglich unser Verbindungsmann. Dürfte ich Sie also bitten …?«
»Ich verstehe, Admiral. Sobald ich meine Kameraden treffe, erstelle ich Ihnen eine Namensliste.«
»Ausgezeichnet. Haben Sie ein wenig Appetit? Es könnte ja sein, dass …«
»Ehrlich gesagt: ja, Admiral.«
Carl sorgte dafür, dass Oberleutnant Eschkol abgeholt und in die Messe gebracht wurde, wo man ihm und den beiden anderen unverletzten Seeleuten ein improvisiertes Abendessen servierte. Dann begab er sich wieder in den kleinen Konferenzraum und ließ die Al-Dschasira-Reporterin Rashida Asafina holen, die in den vergangenen Stunden buchstäblich eingebettete Journalistin gewesen war.
Wie zu erwarten, war sie wütend wie eine aggressive kleine Wespe, als sie in Begleitung eines der drei englischen Oberleutnants
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